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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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gelacht haben, denn ein solches Gespräch findet in keinem Betrieb statt. Wir
     haben es erfunden, inklusive vierstündigem Sektfrühstück beim Chef.
    Das zweite Protokoll ist leider nicht so erfunden. Es ist eine Mitschrift vieler Gespräche, die sich wirklich so abgespielt
     haben und täglich abspielen. Unzählige Mitarbeiter aus sehr vielen unterschiedlichen Unternehmen haben uns davon berichtet.
    Das erste Beispiel enthält etwas, das im zweiten restlos abgeschafft ist: Menschlichkeit. Der Chef nimmt wahr, dass Sie als
     Mitarbeiter nicht nur ein Automat sind, der Entwürfe auf Anforderung ausspuckt und zu ihm herüberbringt.
    Wir haben mit Chefs gesprochen, die sich eher am »tut, tut«-Stil orientieren. Wir haben deutlich gesagt, dass man – von vollwertigem
     Mensch zu vollwertigem Mensch – auch anders kommunizieren kann. Die Chefs waren erstaunt und haben uns das geantwortet:

    Wie man sich Menschen vom Leib hält
    Der Konflikt lautet also: Effizienz gegen Höflichkeits-Bla-Bla. Keiner bringt diesen Konflikt derart auf den Punkt wie der
     Autor Timothy Ferriss – und keiner entscheidet ihn derart kompromisslos zugunsten der Effizienz wie er. Timothy Ferriss ist
     selbst Unternehmer, und er kann Ineffizienz nicht ausstehen. In seinem Kultbuch
Die 4-Stunden-Woche
erklärt er im Kapitel »E wie Eliminieren«, wie Sie alle »Zeitverschwender« restlos ausschalten und so effizienter sollen arbeiten
     können. Seine Empfehlung: »Werden Sie ein Ignorant.«
    Wie sieht nun ein perfekt-effizienter Arbeitsalltag aus, wie ihn sich der Chef Timothy Ferriss stellvertretend für viele Chefs
     wünscht?
    |181| In etwa so: Wenn das Telefon klingelt, empfiehlt Ihnen Ferriss, Sätze wie »Was gibt es?« oder gar »Wie geht es?« grundsätzlich
     aus Ihrem Repertoire zu streichen. Denn: Der Anrufer könnte sonst abschweifen und Sie »in ein Gespräch über Nichtigkeiten
     verwickeln«. Stattdessen rät Ferriss, jeden Anrufer mit der Begrüßung »Ich stecke gerade mitten in einer Sache, wie kann ich
     Ihnen helfen?« gleich in seine Schranken zu verweisen und ihn auf diese Weise »nicht zum Schwatzen« zu ermutigen.
    Diese Regel gilt ohnehin nur, wenn überhaupt ein Anrufer durchkommt – denn das Bürotelefon sollte laut Ferriss grundsätzlich
     stumm geschaltet sein und nur einen Anrufbeantwortertext abspielen. Dieser Text wiederum enthält die Anweisung, eine E-Mail
     zu schicken oder eine Nachricht zu hinterlassen.
    Der Gipfel des effizienten Arbeitens ist demnach erklommen, wenn der direkte Kontakt mit anderen Menschen so gut wie abgeschafft
     ist. Dementsprechend warnt Timothy Ferriss abschließend auch eindringlich: »Dulden Sie keine Besucher, die nur ein Schwätzchen
     halten wollen.« Und erzählt stolz, wie er selbst erfolgreich jeden Eindringling in sein Büro abwimmelt: indem er ständig ein
     Telefon-Headset auf dem Kopf trägt und ein laufendes Telefonat vortäuscht, sobald sich ihm ein Mensch aus Fleisch und Blut
     nähert und ihn zu belästigen droht.
    Ist das effizientes Arbeiten? Ohne Frage!
    Effizient ist, was mit dem geringsten nötigen Aufwand zum Ziel führt. Und der Plausch am Kaffeeautomaten oder das »Wie geht
     es Ihnen?« am Telefon ist nicht nötig, um Arbeit zu erledigen.
    Es sind es vor allem die Chefs, die dieses Denken bereits stark verinnerlicht haben. Vor allem sie achten darauf, dass am
     Arbeitsplatz die Arbeit erledigt wird. Und ein »Hallo Herr Schulte« am Anfang einer E-Mail oder eines Telefonats bringt das
     Abteilungsergebnis eben nicht weiter.
    |182| Das Problem ist, dass nach und nach immer mehr wegfällt: erst die Höflichkeitsformeln, dann die Anreden, dann die Namen selbst.
     Eine E-Mail, die früher lautete
     
    – »Hallo Herr Schulte, könnten Sie bitte mal über den angehängten Entwurf schauen?«,
     
    verkümmert nach und nach zu
     
    – »Herr Schulte – könnten Sie bitte mal über den angehängten Entwurf schauen?«
     
    und schließlich nur noch zu
     
    – »Bitte Entwurf prüfen«.
     
    Irgendwann fällt auch noch das Wort »bitte« weg – »denn der Schulte wird doch bezahlt dafür, da brauche ich ihn wahrlich nicht
     groß zu bitten«, denkt die Chefin, »das wäre ja wohl noch schöner«. Und stand früher in einem Protokoll:
     
    – »Frau Müller klärt mit Herrn Valentin, wie die Kundenbroschüre am besten aussehen sollte«,
     
    so hat sich heute eingebürgert:
     
    – »VM klärt Kundenbroschüre mit SV«.
     
    So sprechen wir inzwischen mit und

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