Ohne dich kein Sommer - Roman
und setzte mich zu Taylor aufs Bett. Ich hatte sie von unterwegs angerufen und erzählt, was geschehen war. Es hatte mir zwar gar nicht gepasst, aber es ging nicht anders.
»Wieso willst du überhaupt nach ihm suchen?«, wollte Taylor wissen. »Ihr seid doch gar nicht mehr zusammen.«
Ich seufzte. »Als ob wir das je richtig gewesen wären.«
»Sag ich doch.« Sie blätterte weiter in ihrer Zeitschrift. »Hey, guck mal. Der Bandeau-Bikini hier wäre doch perfekt für dich. Der weiße. So braun, wie du immer wirst, sähe der bestimmt toll aus.«
Nach einem kurzen Blick auf das Foto gab ich ihr die Zeitschrift zurück. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass ich in dem Bikini gut aussähe. Taylor allerdings schon. »Jeremiah wird bald hier sein«, sagte ich.
»Den hättest du nehmen sollen, echt«, sagte Taylor. »Conrad ist doch im Grunde verrückt.«
Immer wieder hatte ich ihr klarzumachen versucht, dass das alles nicht so einfach war, dass es nicht einfach darum ging, sich für den einen oder den anderen zu entscheiden. Nichts war je einfach gewesen. Ich hatte ja nicht einmal eine wirkliche Wahl gehabt.
»Conrad ist nicht verrückt, Taylor.« Sie hatte es ihm nie verziehen, dass er nicht auf sie abgefahren war, damals, als wir vierzehn waren und sie uns in Cousins besucht hatte. Taylor war es so gewohnt, dass alle Jungen auf sie flogen, sie wusste nicht, wie das war, ignoriert zu werden. Aber genau das hatte Conrad getan. Anders als Jeremiah. Sie musste nur einmal mit den Wimpern ihrer großen braunen Augen klimpern, schon war er ihr verfallen. Mein Jeremy , so nannte sie ihn – in diesem neckischen Tonfall, auf den Jungs nun mal stehen. Auch Jeremiah hing an ihren Lippen, bis sie ihn fallen ließ und sich für meinen Bruder Steven entschied.
Taylor zog ihren typischen Schmollmund. »Na schön, vielleicht ist er nicht verrückt. Vielleicht war das ein bisschen hart. Trotzdem: Willst du immer bloß rumsitzen und auf ihn warten? Darauf, dass er sich plötzlich an dich erinnert?«
Ich spielte mit einem losen Teppichfaden. »Nein. Aber gerade eben hat er ein Problem. Und da braucht er seine Freunde mehr denn je. Und ganz egal, was zwischen uns war – Freunde bleiben wir immer.«
Taylor verdrehte die Augen. »Wie du meinst. Ich mache sowieso nur deswegen mit, damit du endlich einen Schlussstrich ziehen kannst.«
»Schlussstrich?«
»Ja, anders geht es nicht, das ist mir inzwischen klar geworden. Du musst Conrad ins Gesicht sagen, dass du darüber weg bist und dass du seine Spielchen nicht mehr mitspielst. Anders kommst du nie von diesem Lahmarsch los.«
»Taylor! Ich bin doch auch nicht ganz unschuldig an der Sache …« Ich musste schlucken. »Ich hab mich grässlich benommen, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
»Was soll’s. Ich wollte nur sagen: Du musst endlich weiterziehen, zu grüneren Weiden.« Sie sah mich forschend an. »Cory zum Beispiel. Bei dem dürftest du allerdings nach gestern Abend kaum noch Chancen haben.«
Gestern Abend – es kam mir vor, als wären seitdem tausend Jahre vergangen. Ich setzte meine beste zerknirschte Miene auf und sagte: »Hör zu – danke, dass ich mein Auto bei euch stehen lassen darf. Falls meine Mom anruft –«
»Bitte, Belly. Unterschätz mich nicht. Was das angeht, Eltern anlügen, darin bin ich absolut Spitze. Im Unterschied zu dir.« Sie schnaubte herablassend. »Aber du bist rechtzeitig zurück morgen Abend, ja? Wir feiern doch auf dem Boot von Davis’ Eltern, denk dran. Du hast versprochen, dass du mitkommst.«
»Das geht ja nicht vor acht oder neun los. Bis dahin bin ich bestimmt zurück. Aber davon mal abgesehen – versprochen habe ich gar nichts.«
»Dann eben jetzt«, befahl sie. »Versprich, dass du kommst.«
Ich verdrehte die Augen. »Wieso ist es dir so wichtig, dass ich bis dahin zurück bin? Damit du Cory Wheeler wieder auf mich ansetzen kannst? Du brauchst mich doch gar nicht. Du hast doch Davis.«
»Und ob ich dich brauche! Auch wenn du als beste Freundin wirklich eine Fehlbesetzung bist. Ein Typ, mit dem man zusammen ist, ist nicht dasselbe wie eine beste Freundin, das weißt du auch. Nicht mehr lange, und wir gehen aufs College. Was, wenn wir nicht auf dasselbe gehen? Was dann?« Taylor funkelte mich vorwurfsvoll an.
»Okay, okay, ich versprech’s.« Taylors Herz hing noch immer an der Vorstellung, wir würden zusammen aufs College gehen, so wie wir es uns all die Jahre ausgemalt hatten.
Sie streckte mir ihre Hand
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