Ohne dich kein Sommer - Roman
gespielt?«, fragte Mr. Fisher. Seine Stimmte klang seltsam laut und irgendwie unnatürlich, sein Blick schweifte rastlos durch Küche und Wohnzimmer.
»Dad –«, begann Jeremiah.
Mr. Fisher sah Jeremiah ins Gesicht. »Sandy Donatti hat mich angerufen und mir erzählt, was hier abläuft. Dein Auftrag war es, Conrad zum College zurückzubringen, stattdessen bleibst du hier und – machst Party und behinderst den reibungslosen Ablauf des Verkaufs.«
Jeremiah blinzelte. »Wer ist Sandy Donatti?«
»Unsere Maklerin«, sagte Conrad.
Ich merkte, dass mir der Mund offen stand, und klappte ihn schnell wieder zu. Ich schlang beide Arme fest um mich und versuchte, mich möglichst unsichtbar zu machen. Vielleicht war es doch noch nicht zu spät für Jeremiah und mich, uns einfach zu verdrücken. Vielleicht würde er auf die Weise nie dahinterkommen, dass ich auch von dem geplanten Hausverkauf gewusst hatte. Zwar erst seit heute Nachmittag, aber machte das einen Unterschied? Ich bezweifelte es.
Jeremiah sah erst Conrad an und dann seinen Dad. »Das wusste ich nicht, dass wir einen Makler haben. Du hast mir kein Wort davon gesagt, dass du das Haus verkaufen willst.«
»Ich hatte dir gesagt, dass es eine Möglichkeit ist.«
»Aber nicht, dass du das jetzt tatsächlich auch durchziehst.«
Conrad mischte sich ein, aber er sah nur Jeremiah an. »Ist auch egal. Er verkauft das Haus nämlich nicht mehr.« Er trank seelenruhig sein Bier aus, während alle auf eine Erklärung warteten. »Er darf es nämlich gar nicht verkaufen.«
»Und ob ich das darf«, widersprach Mr. Fisher schwer atmend. »Im Übrigen tu ich’s ja nicht für mich, Jungs. Das Geld ist für euch.«
»Glaubst du im Ernst, ich will das Geld?« Zum ersten Mal sah Conrad ihn jetzt direkt an. Sein Blick war kalt, seine Stimme ausdruckslos. »Ich bin nicht wie du. Ich scheiß auf das Geld. Worum es mir geht, ist das Haus, Moms Haus.«
»Conrad –«
»Du hast kein Recht, hier zu sein. Du gehst besser.«
Mr. Fisher schluckte, und sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »O nein, ich gehe nicht.«
»Und sag dieser Sandy , sie muss sich nicht wieder herbemühen.« So wie Conrad Sandy sagte, klang es wie eine Beleidigung. Vermutlich war es auch so gemeint.
»Ich bin euer Vater«, sagte Mr. Fisher heiser. »Und eure Mutter hat mir die Entscheidung überlassen. Sie hätte den Verkauf auch gewollt.«
In diesem Moment brach Conrads glatte, harte Schale auf, und seine Stimme bebte, als er sagte: »Erzähl du mir nicht, was sie gewollt hätte.«
»Sie war verdammt noch mal meine Frau. Ich habe sie genauso verloren.«
Das mochte ja stimmen, trotzdem hätte er in diesem Moment nichts Verkehrteres sagen können. Jetzt explodierte Conrad tatsächlich. Er versetzte der Wand neben ihm einen Hieb mit der Faust, und ich zuckte zusammen. Es war ein Wunder, dass die Wand anschließend kein Loch hatte.
»Du hast sie nicht verloren. Verlassen hast du sie«, brüllte er. »Du hast doch überhaupt keine Ahnung, was Mom gewollt hätte. Du warst nie da. Du warst ein beschissener Dad und ein noch beschissenerer Ehemann. Also gib dir jetzt keine Mühe, das Richtige zu tun. Du baust sowieso nur Scheiße.«
»Con, halt den Mund«, sagte Jeremiah. »Halt einfach den Mund.«
Conrad fuhr herum und schrie seinen Bruder an: »Verteidigst du ihn immer noch? Das ist genau der Grund, weswegen wir dir nichts gesagt haben!«
»Wir?«, wiederholte Jeremiah. Dann sah er mich an, und er sah so wahnsinnig traurig aus, dass es mich wie ein Stich ins Herz traf.
Ich wollte etwas sagen, wenigstens den Versuch einer Erklärung machen. »Ich hab es auch erst heute erfahren, ich schwöre«, doch weiter kam ich nicht, denn Mr. Fisher unterbrach mich.
»Du bist nicht der Einzige, der leidet, Conrad«, sagte er. »Und rede gefälligst nicht so mit deinem Vater.«
»Und ob ich das tu.«
Schlagartig wurde es totenstill im Raum, und Mr. Fisher sah aus, als würde er Conrad gleich schlagen, so wütend war er. Die beiden starrten einander an, und ich wusste, Conrad würde den Blick nicht senken.
Mr. Fisher war dann derjenige, der wegsah. »Die Umzugsfirma kommt wieder, Conrad. Alles läuft wie geplant. Mit deinem Wutanfall hältst du die Dinge nicht auf.«
Bald danach ging er. Er werde im Gasthaus im Ort übernachten und am nächsten Morgen wiederkommen. Seine Worte hingen im Raum wie eine Drohung. Er konnte es ganz offensichtlich nicht erwarten, aus dem Haus zu kommen.
Als er weg war, standen wir drei
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