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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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World
. Der Tiefe von Gonzos Kehle entweicht ein entrüstetes Gelächter. Selbst Balder schaut mich halb skeptisch, halb mitleidig an.
    »Das Video war hier, ich schwör’s!« Ich drücke immer und immer wieder auf Play, aber es ist verschwunden.
    Gonzos Blick ist eiskalt. »Ich hätte nicht mitgehen müssen, aber ich hab’s getan. Aber du hast mir erzählt, es würde auch was für mich rausspringen, und bis jetzt, Amigo, hatte ich ne Menge Ärger und keine Rendite. Sag mir, warum ich dafür meinen Kopf riskieren sollte.«
    »Weil Cameron unser Bruder ist, unser Freund, und wir lassen unsere Freunde nicht im Stich«, tadelt Balder.
    »Danke, Mann«, sage ich.
    »Es ist egal, ob er seinen Verstand völlig verloren hat«, fährt Balder fort. »Wir streben nach etwas. Ich habe Cameron Treue geschworen, damals in der Sackgasse, und ich werde ihm beistehen, bis zum Ende.«
    Die Art, wie er »Ende« sagt, lässt mich innerlich erschauern.
    Gonzo steht einfach da, starrt auf das brennende Café in der Ferne. Er hat jedes Recht, seine Mom anzurufen und zurück nach Texas zu gehen, aber ich hoffe, er wird es nicht tun. Die Wahrheit ist, dass ich mich irgendwie an seine neurotischen Eigenarten gewöhnt habe und sie vermissen werde, wenn er geht. Vielleicht ist es das, was wahre Freundschaft ausmacht – sich so an Leute zu gewöhnen, dass du den Zoff mit ihnen brauchst.
    »Ich sag dir was,
pendejo «
, sagt Gonzo, »besser, wir investieren in Windeln für Erwachsene, weil, wenn sich diese Freaks noch mal sehen lassen, werd ich sie brauchen.«
    Ich könnte ihn fast umarmen.
    »Ja, also, wisst ihr was: Lasst uns ’n paar dunklen Typen aus dem Paralleluniversum so richtig in den Arsch treten«, fügt er hinzu und versucht dabei, nicht ängstlich zu gucken.
    »Eine weise Entscheidung. Aber wir brauchen etwas Schutz aus Muspelheim und Niflheim. Ich werde die Runen werfen und herauslesen, was sie uns prophezeien.« Balder greift unter seinen Kittel und zieht den Lederbeutel hervor.
    Gonzo zieht ein Gesicht. »Du hast doch nicht, äh, das Zeugs die ganze Zeit in deiner Hose getragen, Alter, oder etwa doch?«
    Balder schüttelt den Beutel, bis er klappert. Mit geschlossenen Augen ergreift er eine Rune und legt sie auf den unebenen Boden. Es ist nur ein Stück Stein, in das ein Symbol eingraviert ist, das mich an ein »M« erinnert, das einen BH trägt.
    »Hmmmm.« Balder streicht sich durch den Bart. »Mannaz.«
    »Was’n das?«, sagt Gonzo und führt den Inhalator wieder in die Nähe des Mundes. »Ist das irgendein böses Juju? Sind wir vom Tod gezeichnet? Sei ehrlich, Zwergenmann!«
    »Der Mensch ist die Vervollkommnung des Staubes«, intoniert Balder. »So spricht die Rune.«
    »Was, zum Teufel, heißt das?«, fragt Gonzo.
    »Das kann ich nicht wissen, aber ich werde die Götter um Schutz für unsere Reise bitten. Das ist alles, was ich tun kann.«
    Balder singt etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Der Wind ändert die Richtung und bringt den Geruch von verbrannter Erde und den Duft von Frühlingsblumen mit sich. Fetzen von Rauch streifen über den blauen Himmel wie die Kratzspuren eines riesigen Untiers. Ich habe keine Ahnung, wie wir uns gegen so etwas total Willkürliches schützen können. Dafür gibt es keinen Plan. »So ist das Leben« ist mehr als nur ein Spruch auf T-Shirts .
    »Also   … glaubst du, dass uns das helfen wird?«, frage ich voller Hoffnung.
    Balder sammelt seine Runen ein und steckt den Beutel wieder weg. »Ich glaube so fest daran, wie ich daran glaube, dass die
Ringhorn
auf mich wartet und dass ich in mein Heim zurückkehren werde und in die Halle der Götter.«
    Ich seufze. »Haben deine Runen irgendetwas darüber gesagt, wie wir von hier wegkommen?«
    »Ich kann nicht noch mal einen Bus nehmen. Mir wird schon schlecht, wenn ich nur dran denke«, sagt Gonzo.
    »Ja nun, da wir jetzt gesuchte Männer sind, denke ich, dass Busfahren ne schlechte Idee ist.« Ich schaue mich um, aber es gibt nicht viele Anhaltspunkte   – Highways, gesichtslose Industrieparks, Tankstellen   –, an denen man sich orientieren könnte. Ein grün-weißes Schild weist den Weg zur Bifrost Road, durch die Unterführung.
    »Gonzo, wie viel Geld hast du?«
    Er zieht ein Bündel zerknüllter Geldscheine hervor, die er von den Gästen des
Preakfast Pretzel
eingesammelt hat, und fügt sie dem hinzu, was er in der Tasche hat. »Achtundvierzig Dollar und   … fünfundzwanzig« – er lässt einen Penny fallen   –,

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