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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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aussehen. »Ich kann hier nichts essen, Mann.«
    »Warum?«
    »Es gibt nur Fisch.«
    »Ja, stell dir vor. Das ist ein Fischrestaurant.
Jambalaya Café
. Steht direkt überm Eingang.«
    »Ich kann keine Meeresfrüchte essen. Meine Mom sagt, ich könnte ne Allergie davon kriegen.«
    »Könntest du oder kriegst du?«
    »Das rauszufinden wäre die Hölle, Mann. Ich könnte einen anaphylaktischen Schock kriegen und innerhalb von Sekunden ein für alle Mal sterben.«
    Das Lächeln der Kellnerin gerät aus den Fugen. Zweifellos stellt sie sich vor, wie ihr Trinkgelder verloren gehen, während sie den Notfallkoffer unterm Tresen hervorzieht. Im Licht der Neonröhren sieht ihr Gesicht müde und runzelig aus, wie eine der alten Schultertaschen meiner Mutter. Sie tut mir leid und ich bin stinksauer auf Gonzo.
    »Also bestell den gebratenen Seewolf«, sage ich.
    Die Kellnerin nickt. »Der Seewolf ist wirklich gut. Mein Favorit.« Ihr Stift schwebt über dem Notizblock, schreibbereit.
    Gonzo schüttelt den Kopf. »Quecksilber, Mann.«
    Ich überprüfe die Speisekarte. »’tschuldigung   … ich sehe nirgendwo ein Quecksilber Spezial   …«
    »Nein, das Quecksilber im Fisch, Amigo. Einige Fischarten sind hochgradig quecksilberbelastet. Das kann Gehirn- und Leberschäden verursachen.«
    »Weißt du, Gonz, es ist nicht so, dass sie hinten in der Küche Thermometer zerbrechen und Quecksilber übers Essen gießen. Reiß dich zusammen!«
    »Das ist ne ernste Angelegenheit, Alter. Weißt du, wie viele Menschen jedes Jahr an Quecksilbervergiftung sterben? Das ist ne ernst zu nehmende Sch-«, Gonzo wirft einen Blick auf unsere Kellnerin. »Das ist zunehmend besorgniserregend.«
    Neben uns werden Leute platziert. Leute, die vielleicht Mengen von Fisch bestellen wollen und dafür möglicherweise enorme Trinkgelder hinterlassen. Unsere Kellnerin klopft mit dem Stift auf den Notizblock. »Wenn ihr noch ne Minute braucht   …«
    »Gonzo«, zischle ich leise. »Ich raste gleich aus vor Hunger. Nun bestell einfach was, okay?«
    Die Wirtin flüstert der Kellnerin zu, dass Tisch A3 bestellen möchte. Die nickt.
    »Wir haben eine gute All-you-can-eat-Salatbar.« Die Kellnerin deutet auf ein Büfett in der Mitte des Raumes, wo Wannen voller strahlend bunter Speisen unter Schutzglas auf kleinen Eisbergen platziert liegen und von hunderttausend Glühbirnchen beleuchtet werden. Sieht aus wie eine kleine Salatcity.
    Gonzo kneift die Augen zusammen. »Wie oft wird dieses Ding gereinigt?«
    »Jeden Abend«, antwortet die Kellnerin. Sie lächelt angespannt.
    »Das ist alles? Wissen Sie, wie schnell
Listeria
sich unter diesen heißen Lämpchen vermehrt, sogar wenn Eis drunterliegt?«
    Jetzt geht’s los.
    »Das kann innerhalb von fünf Stunden passieren. Fünf Stunden und Sie haben eine Salatbar des Todes!«
    Die Kellnerin guckt verwirrt. »Von
Listerine Mundwasser

    »
Lis-te-ri-a
. Das ist ein Bakterium, das alles verursachen kann, von Symptomen der Lebensmittelvergiftung bis zum Koma.«
    Das Lächeln der Kellnerin ist restlos verschwunden. »Oh Jesses. Seid ihr Jungs vom Gesundheitsamt? Weil wir nämlich vor zwei Monaten die Hygienekontrolle mit Glanz und Gloria bestanden haben. Mein Chef hat das Zertifikat in den Akten.«
    »Nein, Ma’am«, sage ich und werfe Gonzo einen Ich-kill-dich-wenn-du-noch-mal-die-Klappe-aufmachst-Blick zu. »Bringen Sie ihm einfach ein überbackenes Käsesandwich.«
    »Und Kaffee«, fügt Gonzo hinzu.
    »Und Kaffee«, sage ich.
    »Wird sofort erledigt!« Die Kellnerin nimmt die Speisekarten und flüchtet regelrecht von unserem Tisch. Ein Hilfskellner gießt uns eine Tasse dampfenden Kaffee ein.
    »Wie bist du überhaupt an den Namen Gonzo gekommen? Bist du im St. Ironimus Krankenhaus geboren?«, frage ich, sobald unsere Kellnerin zur Kaffeestation gegangen ist,wo sie einer Kollegin von Gonzo erzählt. Sie dreht sich um und begafft uns.
    »Du musst vorsichtig sein, Alter. Sie sagen zwar, dass sie das Zeug reinigen, aber in Wirklichkeit tun sie’s nicht.« Gonzo schüttet drei Päckchen Zucker in den Kaffee und rührt mit dem Griff seiner Gabel um.
    »Weißt du, Gonzo, das ist eins der geringsten unserer Probleme«, sage ich.
    »Das sagst du jetzt. Wenn du in einer Stunde deinen Mageninhalt ausgekotzt hast, denkst du anders darüber.«
    Ich schiebe die Cracker weg. »Danke für die erfreuliche Aussicht.«
    »Echt wahr, Alter, meine Mom hat einen Artikel in ner Zeitschrift gelesen – investigativer Journalismus   –,

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