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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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»Ihr würdet mir nicht glauben«, sage ich.
    Ruth und Daniel hören auf zu essen und widmen mir ihre volle Aufmerksamkeit. »Ist schon okay«, wiederholt Daniel. »Hier gibt es keine Geheimnisse. Geheimnisse fügen dem Glück Leid zu.«
    Ich bin zu müde, um mich weiter zu verstecken, also erzähle ich ihnen alles über meinen Rinderwahnsinn, unsere Mission, Dr.   X aufzuspüren und das Universum zu retten, über den Großen Abrechner und die Feuerriesen, die mir an den Fersen kleben. Ich bin mir fast sicher, dass sie mich rausschmeißen. Tun sie aber nicht.
    Daniel fasst mich fürsorglich an der Schulter. »Niemand wird dich hier erwischen, Cameron. Und die Welt wird nicht untergehen. Das verspreche ich dir. Du bist hier hundertprozentig sicher. Was deine Krankheit betrifft: Ärzte irren sich immer wieder. Sie brauchen kranke Leute, um Geld zu verdienen.«
    »Nur Menschen, die krank werden wollen, werden tatsächlich krank. Sie tun sich das selbst an«, bemerkt Ruth. »Du kannst dich sogar gesunddenken, wenn du das möchtest.«
    »Ja? Glaubst du das?«
    »Ich weiß das!«, sagt Daniel. »Ich habe es gesehen. Du kannst die Krankheit bezwingen.«
    Ich denke daran, wie leicht es wäre, hierzubleiben, aber Dulcie hat mir gesagt, dass ich Dr.   X brauche, um geheilt zu werden. Andererseits: Wo, verdammt noch mal, ist sie?
    »Cameron? Du machst ein finsteres Gesicht«, sagt Ruth.
    Schon der Gedanke an Dulcie versauert meine Glückseligkeit und ich bin ziemlich glücklich hier. Ich könnte in der KIGSNAB bleiben und kegeln und einen großen Milchshake schlürfen und einfach chillen.
    »Bist du okay?«, fragt Ruth. Ihre Hand schwebt schon in der Nähe des Alarmknopfs.
    Ich schenke ihr ein breites Lächeln. »Ja, mir geht’s gut, mir geht’s wirklich gut. Eigentlich möchte ich gerne für eine Weile hierbleiben, wenn ihr nichts dagegen habt.«
    Ruth stößt einen kleinen Quiekser aus und umarmt mich. Daniel klopft mir auf die Schulter. »Das vergrößert meine Glückseligkeit total, mein Freund.«

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
    Handelt davon, was passiert, wenn ich das Geheimnis der perfekten Bowlingkugel entdecke und die Revolution spitzenmäßig den Bach runtergeht
     
    Fünf Tage lang habe ich gelernt, wie man ein Mitglied der KIGSNA B-Kreuzritterfamilie wird. In der Chorgruppe habe ich vier neue Songs gelernt – »Wer möchte glücklich sein«, »Das Glück beginnt im Augenblick«, »Alles an dir ist perfekt« und »Du bist was ganz Besonderes« – und ein fettes Tamburinsolo hingelegt. Daniel und Ruth nahmen mich mit zum KIGSNA B-Videospielcenter , wo wir
Der perfekte Selbstbildbauer!
spielten und
Wie fantastisch bist du?.
Und selbstverständlich gibt’s den Gottesdienst. Jeden Tag kommen wir in der riesigen, funkelnden Bowlinghalle zusammen, denken unsere absolut positiven Ich-bin-was-ganz-Besonderes-Gedanken und schieben eine perfekte Bowlingkugel nach der anderen. Daniel sagt, das sei der Beweis dafür, dass wir alles richtig machen. Den einzigen geringfügigen Einbruch auf der Straße der Glückseligkeit gab es an Tag eins, als ich einen kleinen Anfall hatte und umringt von fünf bulligen Kommandosoldaten zu mir kam, die gigantische Milchshakebecher parat hielten. So kam ich per Strohhalm in den Genuss eines Vanillemilchshakes. Dabei erklärte Daniel, dass keinerlei Prionen mein Gehirn attackierten, ich müsse einfach nur immer und immer wieder mein Mantra aufsagen –
Ich bin was ganz Besonderes; ganz besondere
Menschen sterben nicht
– und gegebenenfalls noch mehr Milchshakes schlürfen. Und seither geht es mir großartig.
    »Du lebst in einer Traumwelt, Alter«, sagt Gonzo, als ich überlege, ob ich ein paar luftgedämpfte KIGSNA B-Super -Bowlingschuhe aus der Soforterfüllungsabteilung in der Snacketeria bestellen soll. Gonzo trägt eindeutig nicht zum Wachstum meiner Glückseligkeit bei. »Sie haben nicht mal irgendwelche Killerspiele.«
    »Mmmm-hmmm.«
    »Fünf Tage, Alter. Fünf beschissene Tage beim Volk der lächelnden Zombies. Ich kann keine Minute länger bowlen oder KIGSNAB- T-Shirts sehen oder Milchshakes schlürfen. Ich sage dir, diese Typen sind irre. Glaubst du nicht, dass die irre sind?«
    »Nein, glaub ich nicht. Und vergiss nicht, dass du gedacht hast, sie seien Serienkiller.«
    »Das ist noch nicht aus der Welt, Alter. Sie mästen uns, damit sie uns schlachten können.«
    »Nein, sie helfen mir, mich zu erholen.« Ich werde es nicht zulassen, dass er mir meine Glückseligkeit miesmacht.

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