Ohne Fleiß kein Reis: Wie ich ein guter Deutscher wurde (German Edition)
das Ganze gut ist. Denn wenn das übermächtige Wesen eines Tages die gestörte Harmonie im Kiez wiederherstellen wird, möchte ich meiner Pflicht in nichts nachgestanden haben.
WARUM MAN DIE MIGRANTEN BRAUCHT
B ei der BVG hat ein Umdenkprozess stattgefunden, was die Rekrutierung von neuen Mitarbeitern anbelangt. Man hat eingesehen, dass Menschen sich eher mit ihresgleichen identifizieren, dass man Vorbilder schaffen und den ausländischen Mitbürgern eines zeigen muss: Wer fleißig ist und Leistung bringt, kann in Deutschland zwar nicht alles werden, aber wenigstens Mitarbeiter bei der BVG. Mehr Migranten sollen in den öffentlichen Dienst. Dieser Aufforderung ist die BVG gerne nachgekommen.
Nicht selten waren die Zeitungen tagtäglich mit Schlagzeilen versehen wie »Miese Attacken auf BVG-Mitarbeiter« oder »BVG-Mitarbeiter von Jugendlichen geschlagen«. Das Leben als BVG-Mitarbeiter war wahrlich kein Dolce Vita. Doch seit Neuestem stellt die BVG vermehrt arabisch- und türkischstämmige Mitarbeiter ein, vorwiegend als Fahrscheinkontrolleure. Noch scheint die Zeit nicht reif zu sein, sie hinters Steuer zu lassen. Man möchte die Neulinge nicht überfordern. Schließlich bringen die neuen Rekruten als Fahrscheinkontrolleure auch einen viel größeren Erfahrungsschatz mit, was das Schwarzfahren, Kampferprobtheit und die nötige interkulturelle Kompetenz anbelangt.
Die Türken und Araber haben uns Koreanern etwas voraus. Ihre Plätze bei der BVG haben sie sich mit Händen und Füßen hart erkämpft, weil sie zur Erkenntnis kamen, dass man auf Wegen der Legalität nur Absagen erhält. Eine Win-Win-Situation. Nur noch alle paar Monate kommt es vor, dass Schlagzeilen wie »BVG-Mitarbeiter von Jugendlichen geschlagen« die Tageszeitungen zieren. Heute heißt es: »Jugendliche werden von BVG-Mitarbeiter verprügelt.«
Ein ähnlicher Rekrutierungstrend wie bei der BVG ist mir auch beim Sicherheitspersonal am Flughafen Tegel aufgefallen. Schließlich sind die Reisenden größtenteils Ausländer. Vermutlich, um sich vor dem Vorwurf der Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit zu schützen, sind vermehrt Mitarbeiter mit Migrationshintergrund dafür zuständig, ihre »Landsleute« nach möglichen Waffen und Sprengstoffen zu durchsuchen.
Und auch Versicherungsunternehmen setzen vermehrt auf Personal mit Migrationshintergrund, und das aus gutem Grunde.
Mein Vater hatte mir einmal erzählt, er sei stolz darauf, die gigantische Fußballarena in München mitfinanziert zu haben, auch wenn er nicht großartig als Sponsor erwähnt werde. Über Jahrzehnte hinweg wurde er dank seiner mangelnden Sprachkompetenz von freundlich auftretenden Versicherungsvertretern dazu überredet, alle nur erdenklichen Policen abzuschließen. Er sei nun stolz, dass er nicht nur im Bergbau wichtige Aufbauarbeit geleistet habe, sondern auch zahlreichen Door-to-door-Vertrieben, die Lexika, Versicherungen und Kochtöpfe verkauften, zu Ruhm und Reichtum verholfen habe. Als eine Art Wiedergutmachung – und wahrscheinlich, um sich von den Sünden freizuwaschen – möchte man nun den erwachsen gewordenen Kindern der einstigen Gastarbeiter der ersten Stunde eine Arbeitsstelle als Versicherungsvertreter anbieten. So können sie das immer größer werdende Klientel selbst abzocken – und das noch in ihrer Landessprache. Die Migranten waren es, die so manchem zu einer Bilderbuchkarriere verholfen haben.
Plötzlich wurde mir klar, warum der Fokus koreanischer Eltern bei der Studien- und Berufsauswahl so eingeschränkt ist und sie so bemüht sind, Kindheitsträume vom Dasein als Müllmann oder Lokführer wie den Teufel aus uns auszutreiben. Koreanische Eltern drängen ihre Kinder förmlich dazu, entweder Rechtsanwalt, Mediziner oder Betriebswirt zu werden. Sie wollen Juristen, damit sie der eigenen Sprachinkompetenz zum Trotz sämtliche Versicherungsagenturen auf Schadensersatz verklagen können, Ärzte, damit sie sich im hohen Alter versorgt wissen, und Betriebswirte, damit sie ihre oftmals mickrige Rente aufbessern können und eventuell noch spät im Leben mit einer tüchtigen Geschäftsidee zu Ruhm und Reichtum gelangen.
In Zukunft wird viel von uns abverlangt werden, denn schließlich sollen wir ein Teil dieser Gesellschaft werden. Weil die Ausländer die Kriminalstatistik anführen, sollen wir bei der Polizei mithelfen, den landsmännischen Kriminellen das Handwerk zu legen. In den Badeanstalten sollen wir muslimischen Frauen, die mit einem Burkini
Weitere Kostenlose Bücher