Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
weil er Zeuge des Vorfalls gewesen war, aber er konnte entfliehen. Mr. Manton wies mich an, mit seinem Jaguar zum ›Flamingo‹ zu fahren und alles mitzubringen, was ich im Safe finden würde. Er behauptete, Mr. Faulkner, sein Chef, habe angerufen und eine größere Summe Bargeld verlangt, weil in einem seiner Spielklubs das Geld ausgegangen sei. Auf dem Weg zum Klub wurde ich von Mr. Miller festgenommen, der mir mitteilte, was tatsächlich vorgefallen war und daß Mr. Brady noch lebe. Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich bestätige, daß das die reine Wahrheit ist.

    Alexias Stavrou

    Manton starrte das Blatt lange an, nachdem er den Text gelesen hatte. Nick streckte die Hand aus und nahm es an sich.
    »Haben Sie etwas zu sagen?«
    »Wenn ihr damit durchkommt – und wenn nicht –«
      Manton nahm eine Zigarette aus der Packung auf dem Tisch. Nick gab ihm Feuer.
      »In Ordnung, Manton. Nur noch eine Frage. Was ist mit Garvald? Warum ist er zurückgekommen? Liegt irgendwo noch die Beute von dem Überfall auf die Stahlfabrik herum?«
      »Warum soll ich es euch leichtmachen? Ihr bekommt genug Gehalt.« Manton schob seinen Stuhl zurück. »Bringen Sie mich hinunter, damit wir es hinter uns haben. Ich bin todmüde.«
      »Zum Schlafen haben Sie die nächsten zwanzig Jahre genug Zeit.«
      Als sie zur Tür gingen, kam Grant herein. Seine Miene war undurchdringlich. Er nickte dem Konstabler zu.
      »Schaffen Sie ihn hinunter. Ich muß mit Sergeant Miller sprechen.«
    Die Tür fiel hinter ihnen zu. Nick schüttelte den Kopf.
    »Er bleibt bei seinen Lügen, bis er klar sieht, ob Brady durchkommt oder nicht. Verständlich, von seiner Warte aus gesehen. Er hat ja nichts mehr zu verlieren.«
    »Ihr Wagen ist gefunden worden«, sagte Grant.
    »Wo?«
      »Bei Hagens Werft am Fluß. Vor dem Eingang. Das Tor stand offen, und der Streifenbeamte wollte sich für den Fall, daß Garvald in der Nähe war, einmal umsehen.«
    »Hat er ihn gefunden?«
    Grant nickte.
    »Er liegt am Ende des Landungsstegs im Schlamm. Man hat ihn erschossen.«

    22

    Der große schwarze Wagen, den man im Berufsjargon der Polizei nur das ›Studio‹ nannte, stand schon vor dem Landungssteg bei Hagens Werft, als Nick und Grant eintrafen.
      Zwei uniformierte Polizisten schlossen unter Anleitung Henry Wades, des Kriminalsergeanten, der das ›Studio‹ befehligte, eine Lichtbogenlampe an den Generator des Fahrzeugs an.
      Wade war ein großer, dicker Mann mit Doppelkinn und Hornbrille, die ihm einen täuschend harmlosen Ausdruck verlieh. Er trug zum dicken Mantel einen Homburg und sah aus wie ein erfolgreicher Buchmacher. Seine Bewegungen waren langsam, aber auf seinem Gebiet zählte nur der Verstand, und den besaß er in mehr als ausreichendem Maße.
      »Schnelle Arbeit, Henry«, sagte Grant, als sie auf ihn zutraten.
      »Zur Abwechslung mal was Interessantes«, erwiderte Wade. »Wir waren bei einem Einbruch in Parsons Gießerei, als wir verständigt wurden.« Er schaute Nick neugierig an. »Wer ist das, der College-Knabe?«
      Nick ignorierte ihn und ging an dem Fahrzeug vorbei zum Landungssteg, gerade, als jemand die Bogenlampe einschaltete und grellweißes Licht über die Szenerie flutete.
    Ben Garvald lag auf dem Rücken im Schlamm, ein Bein angezogen, den rechten Arm ausgestreckt, die Finger ein wenig gekrümmt. Die Augen waren weit aufgerissen und auf einen Punkt in der Ewigkeit gerichtet. Um seinen Mund spielte ein schwaches, erstauntes Lächeln, als habe er einfach nicht ganz fassen können, was mit ihm geschah. Man konnte fast den Eindruck haben, als müsse er sich jeden Augenblick aufraffen. Nur der Einschuß am Hals, direkt unter dem Kinn, und der blutige Fleck am Regenmantel, auf der linken Brustseite, wo die zweite Kugel ausgetreten war, verrieten, daß er sich niemals mehr erheben würde.
      Nick starrte den Toten an, die Hände in den Taschen, bleich, mit düsterem Blick. Vor sechs oder sieben Stunden hatte er Ben Garvalds Namen zum erstenmal gehört. Seitdem hatte sich aus den Unterlagen ein Bild dieses Mannes ergeben, zunächst schattenhaft, körperlos, dann klarer und realer, nachdem die Menschen, die ihn kannten, zu Wort gekommen waren, und schließlich die zehnminütige Begegnung.
      Und am Ende hatte er Ben Garvald besser gekannt als alle anderen. War das die Erklärung für das seltsame Gefühl eines persönlichen Verlustes, das ihn beherrschte, als er auf den Toten hinuntersah?
    »Sieht nicht besonders gut

Weitere Kostenlose Bücher