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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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bei dem Brand des Autos eben nicht vernichtet worden war. Aber davon war nie etwas zu bemerken. Sie arbeitete fast die ganze Zeit als Kellnerin und fing schließlich in einem der Klubs von Harry Faulkner an. Damit hatte sie es geschafft. Er lief lange hinter ihr her, das dürfen Sie mir glauben, und für seine Vorrechte mußte er auch tüchtig bezahlen.«
      Hinter ihnen hielt ein Wagen, und ein hochgewachsener, asketisch aussehender Mann im dunklen Mantel stieg aus. Um den Hals hatte er einen Schal gewickelt. Er trug einen kleinen schwarzen Koffer und nickte Grant zu.
      »Eine andere Zeit können sich die wohl nicht aussuchen, was?«
      »Tut mir leid, Professor«, sagte Grant. »Diesmal brauchen Sie sogar Gummistiefel. Im ›Studio‹ bekommen Sie welche.«
      Der Professor beugte sich über das Geländer und zog die Brauen hoch.
    »Verstehe.«
      Er stellte seinen Koffer ab und stieg in den großen Spezialwagen des Morddezernats. Grant nahm Nick beim Arm und führte ihn beiseite.
      »Ich habe nachgedacht. Durch einen glücklichen Zufall ergibt sich, daß Harry Faulkner nur an zwei bestimmten Orten sein kann. Entweder im ›Flamingo‹ oder schon wieder im Präsidium, weil wir uns noch wegen Brady unterhalten wollten. Bella ist also allein. Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn Sie ihr einen Besuch abstatten würden.«
    »Und wie soll ich vorgehen?«
      »Sie können zu Anfang erklären, wir müßten sie bitten, Garvalds Leiche zu identifizieren. Als seine geschiedene Frau ist sie praktisch seine nächste Angehörige.«
      »Die Nachricht könnte ein schwerer Schlag für sie sein. Ich hatte den Eindruck, daß sie immer noch etwas für ihn übrig hatte.«
      »Darauf zähle ich ja. Stellen Sie fest, wie sie reagiert. Wenn sie zusammenbricht, setzen Sie gleich nach. Man muß das Eisen schmieden, solange es glüht. Nicht vorauszusehen, was sich ergibt. Sie können meinen Wagen nehmen. Verständigen Sie mich über Funk, falls etwas Unvorhergesehenes passiert.«
      Er drehte sich um, als der Professor in viel zu großen Gummistiefeln aus dem Wagen kletterte. Nick eilte davon. Er war froh, wenigstens eine konkrete Aufgabe vor sich zu haben.
      Grants Wagen stand auf der Straße vor dem Tor. Der Fahrer rauchte eine Zigarette.
      »Der Chefinspektor bleibt hier«, setzte ihm Nick auseinander. »Sie können mich zu Harry Faulkners Villa in St. Martin's Wood fahren.«
    Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    »Was ist mit dem Amerikaner, Sergeant?« fragte der Fahrer. »Seit Sie hineingegangen sind, läuft er hier wie ein Wilder auf und ab.«
      Chuck Lazer trat aus der Dunkelheit in das Licht der Lampe über dem Tor. Er sah aus wie ein Toter. Die Haut spannte sich glanzlos über den Backenknochen, und der dunkle Bart unterstrich noch seine Blässe.
      Seine Augen stellten stumm die entscheidende Frage, und Nick gab die Antwort darauf.
      »Ja, leider, es ist Ben. Erschossen. Zwei Schüsse aus nächster Nähe, allem Anschein nach. Wollen Sie zu ihm hingehen?«
      Der Schock war offensichtlich sehr stark. Lazer seufzte tief und schien in sich zusammenzusinken. Er schüttelte den Kopf.
    »Wozu?«
    »Kann ich Sie mitnehmen?«
      »Wohin?« Lazer drehte den Kopf hin und her. »Er war ein prima Kerl. Zu schade für ein solches Ende.«
    Er drehte sich um und wollte davongehen.
      »Chuck, Sie machen doch keine Dummheiten, oder?« fragte Nick scharf.
    Lazer hob die Schultern.
      »Spielt das eine Rolle, General? Spielt auf dieser gottverdammten Welt überhaupt irgend etwas eine Rolle?«
    »Wir finden den Täter. Wir fassen ihn.«
      »Na, und? Ben wird dadurch nicht wieder lebendig. Mein Gott, General, fragen Sie sich eigentlich nie, wozu das alles gut sein soll?«
      Er entfernte sich mit schleppenden Schritten. Nick hastete ihm nach und packte ihn beim Arm.
      »Ich fahre zu Bella, Chuck. Wir brauchen sie zur offiziellen Identifizierung. Kommen Sie mit? Sie können im Wagen bleiben, wenn Sie wollen.«
    »Was versprechen Sie sich davon?«
    »Sagen wir es so: Einer ist genug. Für eine Nacht jedenfalls.
    Einen zweiten könnte ich wahrscheinlich nicht mehr verkraften.«
    Lazer starrte ihn eine Weile düster an, dann nickte er zweimal stumm, als habe er begriffen. Gemeinsam gingen sie zum Wagen zurück.

    23

    Das Haus in St. Martin's Wood war immer noch hell erleuchtet, als sie die Auffahrt hinauffuhren, aber auf dem Parkplatz standen nur noch vier Autos. Durch die Fenster des

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