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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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machen.
    Sandras AO L-Account war systematisch bereinigt worden. Wann genau? In der Nacht ihres Verschwindens?War sie verschleppt worden? Hatte ihr Entführer die Daten gelöscht, um seine Spuren zu verwischen?
    Nein. Die Säuberungsaktion war ganz offensichtlich eher durchgeführt worden, genau genommen fast vierundzwanzig Stunden zuvor. Was hatte das zu bedeuten?
    Ockhams Rasiermesser. Die einfachste Erklärung ist meist die zutreffende. Mit anderen Worten, Sandra hatte wahrscheinlich selbst alle für sie wichtigen Einträge aus ihrem Account gelöscht. Was wollte sie verbergen? Irgendwelche Internet-Flirts? Eine Affäre?
    Eine solche Erklärung war plausibler als die Vorstellung, ein Fremder wäre, während Ree in ihrem Bett lag und schlief, über Sandra hergefallen, um sich dann gemütlich an den Küchentisch zu setzen und seine Spuren im Computer verschwinden zu lassen.
    Und doch schmerzte ihn diese Erklärung mehr. Sie implizierte Vorsatz. Sie implizierte, dass Sandra ihr Verschwinden geplant und sicherzustellen versucht hatte, dass er sie nicht finden würde.
    Er hob eine Hand vor die Augen, selbst verwundert über die bitteren Gefühle, die sich ihm aufdrängten und ihm die Kehle zuschnürten.
    Er hatte Sandra nicht aus Liebe geheiratet. Liebe war nicht das, was er vom Leben erwartete. Und doch, für eine Weile   … für eine Weile hatte er es sehr genossen, sich einer Familie zugehörig zu fühlen. Es war schön, Normalität zu pflegen.
    Im Februar hatte er sich alles verscherzt. Das Hotelzimmer, das Essen, der Champagner   … Er hätte nie tun dürfen, was er im Februar getan hatte.
    Jason räusperte sich und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Erschöpft starrte er auf sein schlafendes Kind und zwang sich, wieder aktiv zu werden.
    Sandra war technisch nicht besonders begabt. Wenn sie es gewesen war, die ihren Account gesäubert hatte, hatte sie wahrscheinlich nur die Cache-Files gelöscht. Die Informationen würden also immer noch auf der Festplatte liegen; nur das Verzeichnis, das den Speicherort der Daten identifizierte, wäre verschwunden. Mit Hilfe geeigneter Software würde er einen Großteil der gelöschten Daten wiederherstellen können.
    Das aber kostete Zeit. Die Ausführung eines solchen Programms würde mindestens eine Stunde in Anspruch nehmen, und anschließend wäre er mehrere Stunden damit beschäftigt, die wiederhergestellten Daten zu durchkämmen, bis er fände, wonach er suchte. So viel Zeit hatte er nicht. Er warf einen Blick auf die Uhr. Ihm blieb nur noch eine halbe Stunde.
Verfluchter Mist.
    Wieder rieb er sich die müden Augen und atmete tief durch.
    Sei’s drum, dann also Plan B.
    Der US B-Stick war voll. Er zog ihn ab, öffnete den Finder und ging das Verzeichnis durch. Einiges musste noch entfernt werden, und so löschte er ein Dutzend weiterer Ordner. Nervös warf er wieder einen Blick auf die Uhr.
    Er hatte gehofft, so viel wie möglich retten und dann gründlich saubermachen zu können. Jetzt brachte er es nicht über sich, die Festplatte neu zu formatieren, da auf ihr vielleicht Hinweise auf Sandra versteckt waren. Ein echtes Dilemma. Der Computer enthielt womöglichbeides, die Chance, seine Frau zu finden, wie auch die Gefahr, auf immer hinter Gittern zu verschwinden.
    Er dachte darüber nach. Dann wusste er, was zu tun war.
    Er würde den alten Computer aus dem Keller in die Küche zurückbringen und alle Programme des neuen PCs darauf überspielen, so auch die unverfänglichen Ordner vom US B-Stick , ausreichend viele, damit es den Anschein hatte, als sei der alte Kasten die ganze Zeit in Gebrauch gewesen.
    Ein guter Kriminaltechniker würde aufgrund der Datenlücken letzten Endes natürlich dahinterkommen. Was Sergeant D.   D. und Detective Miller betraf, so würden auch sie womöglich den Austausch bemerken. Aber davon war eher nicht auszugehen. Den meisten fiel vielleicht der Monitor ins Auge, vielleicht auch die Tastatur, nicht aber der Rechner, der für gewöhnlich unter einem Tisch stand. Die Polizei würde allenfalls zur Kenntnis genommen haben, dass er einen Dell besaß, und in diesem Fall hätte sich seine Markentreue bezahlt gemacht.
    Der alte Computer würde also reaktiviert und ihm wertvolle Zeit schenken.
    Aber was sollte mit dem neuen geschehen? Er konnte ihn nicht mit nach Hause nehmen, wo demnächst wahrscheinlich wieder herumgeschnüffelt werden würde. Aus demselben Grund verbat es sich, das Gerät in seinem Auto zu verstecken. Also blieb nur

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