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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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früher waren dort Tiere untergebracht gewesen, man hätte sie jedoch einfach zu rustikalen Ferienunterkünften umbauen können. Das meiste wollten wir selbst machen, weil Chris und ich mit Werkzeug umgehen können. Wenn das geschafft war, wollten wir einen Ferienhof eröffnen und die Gäste mit frischem Gemüse aus eigenem Anbau und einer malerischen Landschaft in unsere abgelegene Gegend locken. Und mit der Aussicht auf wunderbare Lachse, die sie bei uns viel günstiger angeln können als in Schottland oder Kanada. Obwohl der Fluss so wichtig für uns war, war Chris in der ersten Zeit nicht ans Ufer zu bekommen. Ihm war es da unten zu trostlos. Er glaubte nicht, dass unsere Pläne funktionieren würden. Niemand würde hier Urlaub machen wollen. Das war seine Meinung. Zugegeben, bei unserer Ankunft hätte er nicht gerade als Postkartenmotiv getaugt. Das Flussufer war überwuchert, das Gras stand kniehoch und war voller Schnecken, die unglaublich fett waren, so dick wie mein Daumen. Aber der Hof hatte Potenzial. Er brauchte nur Liebe.
    Am Fluss gibt es einen kleinen Holzsteg. Im April war er von Schilf überwuchert. Als ich an diesem Abend allein auf dem Steg stand, fühlte ich mich müde und allein. Am Himmel schimmerte nur schwaches Licht. Nach ein paar Minuten riss ich mich zusammen und beschloss, ich würde jetzt schwimmen gehen und ganz offiziell die Badesaison eröffnen. Ich zog mich komplett aus, warf meine Sachen in einem Haufen auf den Boden und sprang ins Wasser. Die Kälte versetzte mir einen Schlag. Als ich auftauchte, schnappte ich nach Luft und paddelte hektisch, um mich aufzuwärmen, bis mir plötzlich auffiel, dass sich am anderen Ufer die untersten Äste eines Baumes bewegten. Am Wind konnte es nicht liegen, weil der Wipfel ganz still war. Es hatte einen anderen Grund – jemand beobachtete mich, er klammerte sich an den Ast. So allein und nackt im Wasser war ich schutzlos. Chris hätte mich über diese Entfernung nicht gehört, nicht einmal, wenn ich geschrien hätte. Dann bewegten sich die Äste wieder, rissen sich vom Baum los und glitten auf mich zu. Ich hätte wegschwimmen sollen, so schnell ich konnte, aber mein Körper gehorchte mir nicht, und ich blieb, wo ich war, und schwamm auf der Stelle, während die dunklen Äste näher kamen. Nur waren das keine Äste! Es war das Geweih eines riesigen Elchs.
    Während meiner ganzen Kindheit in Schweden war mir nie ein Elch so nah gekommen. Ich war ganz leise und achtete darauf, nicht mit dem Wasser zu spritzen, als der Elch so dicht an mir vorbeischwamm, dass ich nur die Arme hätte ausstrecken müssen, um mich an seinen dicken Hals zu klammern und auf seinen Rücken zu ziehen. Genau wie in den Geschichten, die ich dir vorgelesen habe, in denen Waldprinzessinnen nackt auf Elchen reiten und ihre langen silbernen Haare im Mondlicht schimmern. Ich muss wohl vor Staunen ein Geräusch gemacht haben, denn der Elch wandte den riesigen Kopf nach mir um – mit seinen schwarzen Augen sah er mich direkt an, sein warmer Atem streifte mein Gesicht. An den Schenkeln spürte ich, wie das Wasser von seinen kräftigen Beinen aufgewühlt wurde. Dann schnaubte er, schwamm an unser Ufer und kletterte neben dem Steg auf unser Grundstück. Er war riesig, ein echter König der Wälder. Sein ganzer Körper dampfte, und er schüttelte sich das Wasser aus dem Fell, bevor er gemächlich zwischen den Bäumen verschwand.
    Ich blieb noch eine Weile in der Flussmitte und trat Wasser. Mir war nicht mehr kalt, und ich war jetzt felsenfest überzeugt, dass es richtig gewesen war hierherzuziehen. Wir waren nicht grundlos auf diesem Hof gelandet. Wir gehörten dorthin. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, um mich herum würden Tausende leuchtender Lachse schwimmen.

M EINE MUM GRIFF IN DIE TASCHE und zog ein Messer heraus. Ich zuckte instinktiv zurück, was ihr scheinbar nicht gefiel.
    »Habe ich dich erschreckt?«
    Das war eher ein Vorwurf. Sie hatte das Messer so abrupt und ohne Vorwarnung hervorgeholt, dass ich mich fragte, ob sie mich wieder testen wollte, wie vorhin, als sie mich allein gelassen hatte. Ich nahm mir vor, besser auf der Hut zu sein, falls sie mich noch mal provozieren wollte. Sie drehte das Messer herum und streckte mir den Griff entgegen:
    »Nimm es.«
    Das ganze Messer, auch die Klinge, war aus Holz geschnitzt und silbern angemalt, damit es wie Metall aussah. Es war recht stumpf und harmlos. Der Griff war mit aufwendigen Schnitzereien verziert. Auf einer

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