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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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das gleiche Angebot machen und uns den kompletten Hof für das Dreifache des alten Preises abkaufen. Wir hätten unser Geld innerhalb von ein paar Monaten verdreifacht. Bevor ich etwas sagen konnte, fügte er hinzu, das Leben auf einem Bauernhof sei hart, nicht jeder sei dafür geschaffen, und dann trug er mir auf, ich solle mit meinem Mann darüber reden, als wäre ich nur ein Laufbursche.
    Ich will ganz deutlich sein.
    Vor diesem Gespräch war es schwierig gewesen, aber nicht geheimnisvoll. Jetzt stellte sich mir eine Frage, die mich nachts wachhielt. Warum hatte Cecilia ihren Hof an ein ausländisches Paar verkauft, das keine Verbindung zu dieser Gegend hatte, obwohl der größte Grundbesitzer der Region, eine Stütze der Gemeinde und obendrein ihr Nachbar, das Grundstück wollte und viel mehr gezahlt hätte?

D IE WAHRHEIT KONNTE MEINE MUM doch ganz einfach herausfinden:
    »Warum hast du Cecilia nicht angerufen und sie gefragt?«
    Genau das habe ich getan. Ich lief sofort nach Hause und rief im Heim an – Cecilia hatte als Kontakt die Adresse und Telefonnummer eines Pflegeheims in Göteborg dagelassen. Aber wenn du glaubst, eine einfache Frage hätte dieses Rätsel lösen können, irrst du dich. Cecilia hatte schon auf den Anruf gewartet. Sie fragte mich sofort nach Håkan. Ich erzählte, dass er mir den Hof abkaufen wollte. Sie war empört. Sie sagte, sie habe an uns verkauft, weil der Hof unser Zuhause werden sollte. Wenn ich ihn für den schnellen Profit verkaufen würde, würde ich ihr Vertrauen verraten. Jetzt war mir alles klar! Deshalb hatte sie ihre Makler beauftragt, Käufer von weiter weg zu suchen. Deshalb hatte sie Makler aus Göteborg genommen, das mehr als eine Autostunde entfernt war – den Maklern aus der Gegend traute sie nicht. Sie hatte unbedingt selbst mit uns reden wollen, um sicherzugehen, dass wir nicht verkaufen würden, weil unsere Umstände es nicht zuließen. Ich fragte sie, warum der Hof nicht an Håkan gehen sollte. Ich weiß noch genau, wie sie mich anflehte:
    »Tilde, bitte, dieser Mann darf auf gar keinen Fall meinen Hof bekommen.«
    »Aber warum nicht?«, wollte ich wissen.
    Sie wollte es nicht näher erklären. Nach unserem Gespräch rief ich Håkan unter der Nummer an, die er mir gegeben hatte. Während es klingelte, nahm ich mir vor, ruhig und höflich mit ihm zu reden. Aber sobald ich seine Stimme hörte, sagte ich klipp und klar:
    »Unser Hof wird nicht verkauft!«
    Mit Chris hatte ich nicht einmal darüber geredet.
    Als Chris in die Küche kam, hob er Håkans abstoßendes Holzmesser auf. Er sah sich die nackte Frau und den sexhungrigen Troll an. Und kicherte. Ich war froh, dass ich ihm nichts von dem Angebot erzählt hatte. In dieser Gemütsverfassung traute ich ihm nicht. Chris hätte den Hof verkauft. Und für weniger, als Håkan geboten hatte.
    Drei Tage danach kam aus unseren Hähnen nur noch braunes Wasser voller Ablagerungen, wie Dreckwasser aus einer Pfütze. Diese Höfe sind so abgelegen, dass sie nicht ans Leitungsnetz angeschlossen sind. Das Wasser kommt aus eigenen Brunnen. Uns blieb nichts anderes übrig, als einen neuen Brunnen von einer Spezialfirma ausheben zu lassen, was die Hälfte von unseren neuntausend Pfund Rücklage auffraß. Während Chris verzweifelte, weil wir solches Pech hatten, glaubte ich nicht an einen Zufall, dafür war das Timing zu genau, der Zeitpunkt zu auffällig. Damals habe ich nichts gesagt. Ich wollte ihn nicht erschrecken. Und ich hatte keinen Beweis. Wir mussten einsehen, dass unser Geld vielleicht nicht bis zum Winter reichen würde. Wenn wir überleben wollten, musste der Hof schneller Geld abwerfen.

M IT BEIDEN HÄNDEN zog meine Mum eine verrostete Stahlkassette aus der Tasche. Sie war etwa so groß wie eine Keksdose, sehr alt und mit Abstand der größte Gegenstand in der Tasche.
    Als die Brunnenbauer den Schacht aushoben, fand ich das hier in der Erde, es war mehrere Meter tief vergraben. Chris und ich sahen bei den Arbeiten zu wie bei einem Begräbnis, wir standen ernst am Rand des Lochs und verabschiedeten uns von der Hälfte unseres Geldes. Als sie tiefer gruben, sah ich etwas aufblitzen. Ich winkte und rief, sie sollten aufhören. Die Brunnenbauer merkten, dass etwas los war, und schalteten den Bohrer aus, und bevor Chris mich festhalten konnte, kletterte ich auch schon in das Loch hinunter. Es war dumm. Ich hätte dabei sterben können. Aber ich musste einfach retten, was da unten vergraben war. Als ich mit der Kassette

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