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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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wieder so leidenschaftlich wie früher sein. Es blieb nicht beim Küssen: Wir hatten Sex auf dem Oberdeck, in einer kalten, versteckten Ecke hinter einem Rettungsboot, auf einer Fähre mitten auf dem Ärmelkanal. Mir war nicht wohl dabei; ich hatte Angst, dass jemand uns erwischen könnte, aber als Chris anfing, dachte ich: Er stellt mich auf die Probe. Ich konnte ihm ansehen, dass er erwartet hatte, ich würde Nein sagen, mit irgendeiner Ausrede kommen, mir Sorgen machen, also spielte ich mit, vor allem als Zeichen für einen Neuanfang, um ihm zu zeigen, dass sich die Dinge von nun an ändern würden – wir würden wieder ein unzertrennbares Team sein.
    Als wir danach am Bug der Fähre standen und auf den Sonnenaufgang und den ersten Blick auf das Land warteten, glaubte ich wirklich, jetzt sei unsere Zeit gekommen – unser größtes Abenteuer, aber realistisch gesehen auch unser letztes gemeinsames. Und es würde großartig werden, weil uns unser kleines Glück jetzt zustand. Jeder hat ein Recht auf ein bisschen Zufriedenheit; das ist sentimental, ich weiß, Glück ist kein Menschenrecht, aber das sollte es sein.
    Mit der anstrengenden Arbeit auf dem Hof, dem verschmutzten Brunnen und den Problemen mit Håkan hatten wir viel um die Ohren, doch das war nie anders gewesen. Chris und ich versprachen uns, wir würden diszipliniert sein, wir würden Sex einplanen, mit festen Terminen. Ausreden würden nicht gelten. Und mit Veranstaltungen wie dem Scheunenfest wollten wir uns gezielt in Stimmung bringen.
    An diesem Abend trug ich ein Kleid in Altrosa, das sicher schon dreißig Jahre alt war, noch aus der Zeit, als Chris und ich in Londoner Clubs tanzen gingen. Chris hatte ein glänzendes Seidenhemd angezogen, das nicht ganz so alt war wie mein Kleid, aber es war schon ein gutes Zeichen, dass er mal etwas anderes als Jeans und Pullover trug. Weil ich kein Parfüm hatte und mir kein neues leisten konnte, machte ich mir selbst welches. Ich zerdrückte Kiefernnadeln aus dem Wald, die ein intensiv duftendes Öl absondern, und tupfte es mir hinter die Ohren.
    Hand in Hand gingen wir vom Hof und die Straße hinauf, durch die dunkle Natur, dem Klang der Musik nach. Wir hatten uns verspätet und konnten nicht in die Scheune sehen, weil sie kein einziges Fenster hatte. Eine Reihe matter orangefarbener Glühbirnen voll riesiger Motten hing über dem Eingang, einer wuchtigen, schweren Schiebetür aus Holz. Chris brauchte beide Hände, um sie aufzuziehen, und dann standen wir da wie Reisende aus der Vergangenheit, die in einem lärmenden Landgasthaus Schutz vor dem Sturm suchen.
    Drinnen roch es nach Party: Alkohol und Schweiß. Es tanzten so viele Leute, dass der ganze Boden bebte und die Gläser auf den Tischen klirrten. Niemand blieb stehen und starrte uns an, alle waren zu sehr mit dem Tanzen beschäftigt. Auf einer Bühne stand eine Band, fünf Männer in billigen schwarzen Anzügen mit schmalen schwarzen Krawatten und Ray-Bans. Sie machten einen auf Blues Brothers. Lästermäuler hätten sie vielleicht als albern abgetan, aber sie konnten richtig gut singen und legten sich ins Zeug. Wer nicht tanzen wollte, saß hinten an den Tischen und ließ sich das mitgebrachte Essen schmecken, aber die meisten tranken nur. Es gab keine Bar, an der man etwas kaufen konnte, die Veranstalter hatten keine Schanklizenz, Alkohol musste man selbst mitbringen. Damit hatten Chris und ich nicht gerechnet, wir hatten nichts dabei und uns schon auf einen Drink gefreut. Aber das machte nichts. Die anderen Gäste boten uns bald reichlich an, sie schenkten uns aus riesigen Thermoskannen ein Gemisch aus Schnaps und starkem schwarzem Kaffee ein und zwinkerten dabei verschwörerisch, als säßen wir in einer Spelunke während der Prohibition. Und mein Gott, war das Zeug stark. Von dem Koffein und Zucker und Alkohol war ich im Nu betrunken.
    Håkan hatte mit der Veranstaltung nichts zu tun, die Scheune gehörte ihm auch nicht. Davon hatte ich mich vorher überzeugt. Ich hatte mich höflich für das Schwein bedankt, ohne mich von seinem Einschüchterungsversuch beeindrucken zu lassen, und ihn dabei gefragt, ob er gerne tanzte. Er hatte abfällig geantwortet, er würde nie tanzen. Ich konnte aufatmen. Er würde nicht kommen. Nach ein paar Tassen Moltebeerenlikör mit Kaffee lachte ich immer lauter, bis ich nicht einmal mehr wusste, warum ich lachte. Alle schienen zu lachen. Die Leute wollten nur eines – sich amüsieren. Sie kamen aus der ganzen Gegend. Sie

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