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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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hatte sich zu mir gebeugt und hörte zu. Ich antwortete:
    »Mum wollte in der Wohnung nicht weiterreden. Wir fahren woanders hin.«
    »Wohin?«
    So inständig, als würde ihr Leben davon abhängen, winkte meine Mum mir, ich sollte es ihm nicht verraten. Ich sagte:
    »Sie will allein mit mir reden. Ich rufe dich an, wenn wir fertig sind.«
    »Du bestärkst sie nur, Daniel. Das ist ein Fehler. Je mehr sie dich überzeugt, desto überzeugter ist sie selbst. Du machst es noch viel schlimmer.«
    Der Gedanke, ich könnte Mums Zustand verschlimmern, war mir noch nicht gekommen. Ich wurde unsicher.
    »Dad, ich rufe dich später an.«
    »Daniel …«
    Ich drückte das Gespräch weg. Als er wieder anrief, ließ ich es klingeln. Er sprach nicht auf die Mailbox. So, wie das Gespräch gelaufen war, war meine Mum zufrieden. Sie sagte:
    »Es war gemein von ihm, dass er gesagt hat, du würdest es noch schlimmer machen. Er weiß genau, wie man Leute manipuliert.«
    Ich hatte Angst, ich könnte einen Fehler gemacht haben, und bat sie:
    »Werd bitte nicht persönlich. Bleiben wir bei den Tatsachen. Ihm würde ich das Gleiche sagen, wenn er so über dich reden würde.«
    »Also nur die Tatsachen. Warum hat er dir nicht gesagt, dass jemand bei ihm ist?«
    Ich sah sie an:
    »Wer war der Mann?«
    Wieder schüttelte meine Mum den Kopf und legte einen Finger an die Lippen.
    Als wir das Hotel erreicht hatten, bezahlte ich den Fahrer. Zwischen den Fassaden aus Stahl und Glas in Canary Wharf stiegen wir aus. Ich begleitete meine Mutter vorbei an üppigen Blumenarrangements zur Rezeption. Ich füllte schnell die Anmeldung aus, während meine Mum neben mir mit dem Rücken am Tresen lehnte und die Eingangstüren im Auge behielt, weil sie damit rechnete, dass die Verschwörer uns folgten. Ohne darauf zu achten, dass wir nicht allein waren, legte sie mir eine Hand auf den Arm und fragte:
    »Was ist, wenn er das Taxiunternehmen anruft und herausfindet, wohin wir gefahren sind?«
    »Er weiß nicht, zu welchem Unternehmen unser Taxi gehört hat. Und selbst, wenn er es wüsste oder erraten würde, würden sie es ihm nicht sagen.«
    Über meine Naivität schüttelte Mum den Kopf:
    »Die sind genauso käuflich wie alle anderen.«
    »Selbst, wenn er herkommt, findet er uns nicht, sie würden ihm die Zimmernummer nicht verraten.«
    »Wir sollten ein zweites Taxi nehmen, von einem anderen Unternehmen, ihnen einen falschen Namen geben und uns zu einem Hotel in der Nähe bringen lassen, aber nicht bis vor die Tür, das letzte Stück können wir laufen. Dann können sie uns auf keinen Fall finden.«
    »Das Zimmer ist schon bezahlt.«
    Mit dem Argument Geld schien ich bei ihr durchzukommen. Ich fügte hinzu:
    »Chris ruft immer wieder an. Das würde er nicht tun, wenn er wüsste, wo wir sind.«
    Meine Mum überdachte die Lage und nickte widerstrebend. Die Angestellten hatten getan, als hätten sie nicht zugehört. Auf die Begleitung zum Zimmer verzichtete ich; ich nahm die Schlüsselkarte und erklärte, wir hätten kein Gepäck.
    Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, etwas zu sagen, bevor wir eine abgeschlossene Tür hinter uns hatten. Meine Mum musste das Zimmer erst absegnen. Wir waren im sechsten Stock. Das Zimmer war modern und bequem, und meine Mutter ließ sich kurz davon ablenken, dass es teuer gewesen sein musste. Sie ging zu der gepolsterten Fensterbank voll weicher bunter Kissen, die einen Blick auf den Fluss Richtung Stadtmitte bot. Falls ihr der Ausblick gefiel, hielt die Freude nicht lange an. Sie fing an, das Zimmer zu durchsuchen, hob den Telefonhörer ab, öffnete alle Schubladen und Schranktüren. Ich setzte mich in die Fensternische und rief Mark an. Er war schon in der Lobby. Weil ich nicht wusste, wie ich ihm richtig danken konnte, sagte ich:
    »Ich gebe dir das Geld zurück.«
    Darauf antwortete er nicht. In Wahrheit hatte ich keine Ahnung, was das Zimmer gekostet hatte, und konnte es mir ohnehin nicht leisten. Meine Mum hatte sich mittlerweile vom Schlafzimmer zum Bad vorgearbeitet, sah sich zuletzt den Flur an und merkte sich, wo die anderen Zimmer und die Feuertreppe lagen – die Fluchtwege. Schließlich legte sie ihre Tasche mit den Beweisen auf den Sofatisch neben die Obstschale und die Flasche edles Quellwasser, die jemand ins Zimmer gestellt hatte.
    Ich holte mir aus der Minibar einen Energydrink mit Zucker und Koffein, goss ihn auf Eis und nippte daran.
    »Möchtest du auch etwas haben, Mum?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nimm dir

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