Ohne jedes Tabu
Flughafen abgeholt hatte, hatte er gemerkt, dass sie etwas Besonderes war. Sie war mehr als eine Frau mit einem hübschen Gesicht und einer fantastischen Figur. Er hatte sich sofort zu ihr hingezogen gefühlt wie noch zu keiner Frau vor ihr. Und das war noch immer so, verflixt!
Trotzdem hätte er ihr am liebsten den Hals umgedreht. Wenn er noch eine Minute länger in Gabes Haus geblieben wäre, hätte er vermutlich die Beherrschung verloren.
Er wusste, dass er seiner Familie eine Erklärung schuldete.
Zweifellos ahnten sie, dass etwas geschehen war. Doch er hatte sich erst einmal beruhigen, seine Gedanken und Gefühle ordnen müssen. Niemand hätte ihn während der letzten zwei Stunden ertragen können.
Also war er hierher gekommen und hatte gearbeitet. Jetzt fühlte er sich etwas ruhiger, obwohl er noch immer nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen, was er sagen sollte. Doch er und Raina mussten miteinander reden.
Emma war seine Tochter, und kein Sinclair ließ seine Familie im Stich.
„Er wird schon wiederkommen, Raina. Er braucht nur ein bisschen Zeit.” Melanie drehte das Gas ab und goss das heiße Wasser in einen Becher. „Würdest du jetzt also bitte aufhören, hier herumzulaufen, und dich stattdessen hinsetzen?”
„Es ist schon mehr als zwei Stunden her.” Raina schaute auf die Uhr und ging weiter zwischen der Hintertür und der Spüle hin und her. „Emma wird gleich wieder aufwachen. Und ich will nicht, dass Lucian hier hereinstürmt und sie erschreckt.”
„Das wird er nicht.” Melanie hängte einen Teebeutel in den Becher und stellte ihn auf den Tisch. „Aber ich verspreche dir, ich werde ihm mit der Bratpfanne eins überziehen, wenn er es doch tun sollte. Setz dich jetzt.”
Widerstrebend sank Raina auf einen Stuhl, doch sie blieb angespannt wie eine Stahlfeder. Dieses Warten machte sie verrückt.
Sie war noch nie so verlegen gewesen wie in dem Moment, als sie Lucians Familie gegenübertreten musste, nachdem sie gehört hatten, dass Emma sein Kind war. Zum Glück hatte Reese diese furchtbare Stille durchbrochen. Aber dann hatten alle auf einmal geredet, aber sie war immer noch so durcheinander gewesen, dass sie kaum ein Wort herausgebracht hatte.
Die Männer hatten sich ein wenig unsicher zurückgehalten, doch Abby, Sydney, Cara und Melanie hatten sie, Raina, umarmt. Trotz der Umstände schienen sie alle begeistert zu sein über den Familienzuwachs. Es hatte weder Vorwürfe noch Verurteilungen gegeben. Sie hatte ihre fragenden Blicke gesehen, doch sie hatten keine Fragen gestellt. Sie hatten es einfach so akzeptiert.
Die Sinclairs sind schon eine ungewöhnliche Familie, hatte Raina gedacht, als sie Emma nach oben gebracht hatte. Wirklich erstaunlich. Als ihre Tochter endlich eingeschlafen war, waren alle verschwunden gewesen und hatten sie und Melanie, die sie seitdem bemutterte, allein gelassen.
Es hatte eine Weile gedauert, doch schließlich hatte sie Melanie die Wahrheit gesagt. Abgesehen von den Details ihrer Liebesnacht mit Lucian hatte sie ihr alles erzählt.
„Trink das”, sagte Melanie jetzt und setzte sich Raina gegen
über an den Tisch. „Du bist kalkweiß.”
Um ihre Hände zu beschäftigen, griff Raina nach dem Teebecher und wärmte ihre eiskalten Finger, bevor sie am Tee nippte.
„Es tut mir Leid, Melanie.” Sie starrte auf den Dampf, der vom Becher aufstieg. „Ich wollte dich wirklich nicht aufregen.”
„Raina, ich schwöre, wenn du dich noch ein einziges Mal entschuldigst, dann schreie ich.”
„Das ist eine leere Drohung, Mrs. Sinclair.” Raina lächelte.
„Wir wissen beide, dass du niemandem etwas zu Leide tun kannst.”
„Stimmt nicht. Habe ich nicht damals in der Schule Willie Thomas ein Bein gestellt, weil er Mitsy immer gehänselt hat?”
„Nein. Das habe ich gemacht.”
„Na ja, aber es war meine Idee. Du hast nur dichter dran gesessen.”
Raina lachte, dann seufzte sie. „Ach, Melanie. Ich wollte dir von Lucian und mir erzählen, aber ich wollte nicht, dass du es auf diese Weise erfährst. Ich bin zu deiner Babyparty hergekommen, nicht, um dir und deiner Familie Kummer zu bereiten.”
„Liebes, wie kannst du deine süße Tochter ansehen und denken, dass sie uns jemals Kummer bereiten könnte?”
Raina blinzelte gegen die Tränen an. „Sie ist wirklich hübsch, nicht wahr?”
„Das ist sie.” Melanie lächelte. Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete Raina nachdenklich. „Ich habe es übrigens geahnt, das mit dir und
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