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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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Lucian.”
    „Was? Wieso das denn?”
    „Ich war damals so mit Gabe und Kevin beschäftigt und mit den Dingen, die sich ereignet hatten, bevor ich nach Bloomfield gekommen bin, dass ich es auf der Hochzeit nicht bemerkt habe”, sagte Melanie. „Aber als ich dich und Lucian jetzt zusammen sah, die Art, wie du ihn angeschaut hast, da wusste ich, dass es etwas gibt, was du mir nicht anvertraut hast. Etwas Wichtiges, was dir Sorgen bereitete.”
    „War es so offensichtlich?”
    „Vielleicht nicht für die anderen. Aber du und ich, wir haben schon eine Menge zusammen erlebt, Raina, deshalb habe ich ein gutes Gespür dafür. Außerdem ist deutlich erkennbar, dass Lucian ernsthaft an dir interessiert ist.”
    „Trotzdem.” Raina schüttelte den Kopf. „Das bedeutete doch nicht, dass wir …” Sie konnte es noch immer nicht aussprechen.
    „Und es hieß schon gar nicht, dass Emma Lucians Kind ist.”
    Melanie lächelte. „Wie Lucian schon sagte, man muss kein Mathegenie sein, um es herauszubekommen. Er war nur ein wenig langsamer im Rechnen als ich. Und seie n wir doch mal ehrlich, Emma sieht wie eine Sinclair aus. Schau dir allein ihre Augen an. Und da war noch etwas, was mich bis heute verwirrt hat.”
    „Was?”
    „Du hattest das Bett frisch bezogen, bevor du nach der Hochzeit abgereist bist. Seitdem hat in dem Zimmer niemand mehr geschlafen. Und nun habe ich zu deinem Besuch frische Bettwäsche aufgezogen. Und dabei habe ich das hier gefunden.”
    Raina schaute auf den Zettel, den Melanie ihr reichte.
    Bin gleich wieder da. Bitte geh nicht. Lucian.
    Ihr stockte der Atem. Er hatte eine Nachricht hinterlassen?
    Während sie die ganze Zeit gedacht hatte, er sei ohne ein Wort verschwunden?
    Bin gleich wieder da. Er hatte zurückkommen wollen? Die Worte auf dem Zettel verschwammen ihr vor den Augen, und sie musste blinzeln, um sie wieder richtig lesen zu können.
    Bitte geh nicht.
    Was sollte das bedeuten? Geh nicht, bevor ich zurückkomme?
    Oder sollte es heißen, geh überhaupt nicht?
    Ihre Finger zitterten. Nein, natürlich bedeutete es das nicht.
    Es war albern, mehr in diese kurze Nachricht hineinzulesen, als da war.
    Wichtig war, dass er überhaupt eine Nachricht für sie hinterlassen hatte. Dass sie ihm vielleicht doch mehr bedeutet hatte als ein One-Night-Stand.
    „Ich schlief, als er ging”, flüsterte Raina. „Das hier habe ich nie gesehen.”
    „Der Zettel ist zwischen die Matratze und das Kopfteil gerutscht. Und dort lag er die ganze Zeit.” Melanie beugte sich vor und nahm Rainas Hand. „Wenn du es mir doch nur schon früher erzählt hättest. Was du alles durchgemacht haben musst, noch dazu allein.”
    „Emma war es wert - jede Minute, jede Sekunde. Wenn du dein Baby im Arm hältst, weißt du, dass du alles überstehen kannst.”
    „Kann ich das mal sehen?”
    Raina zuckte zusammen, als Lucians Stimme an der Hintertür ertönte. Seine Jeans und sein Hemd waren schmutzig, sein schwarzes Haar war voller Sägespäne. Er kam zu ihr, nahm ihr den Zettel aus der Hand und starrte darauf. Langsam hob er den Blick.
    „Nun …” Melanie stand auf und schaute von Raina zu Lucian.
    „Ihr zwei habt wohl so einiges zu besprechen. Ich gehe nach oben und schaue mal nach Emma.”
    „Melanie, du musst nicht …”, begann Raina.
    „Danke, Melanie”, unterbrach Lucian sie. „Das ist lieb von dir.”
    Nachdem Melanie gegangen war, zog Lucian sich einen Stuhl heraus und setzte sich zu Raina.
    Seine Nähe, der Duft von frisch gesägtem Kiefernholz und seine männliche Ausstrahlung überwältigten sie fast.
    „Es tut mir Leid, dass ich weggegangen bin.”
    „Welches Mal?” entgegnete sie.
    Ein Muskel zuckte an seiner Schläfe. „Ich habe gerade zwei Stunden damit zugebracht, Bretter anzunageln, um mich zu beruhigen. Aber ich versichere dir, dass ich alles andere als ruhig bin.”
    „Tut mir Leid. Ich bin auch ein bisschen nervös”, gab sie zu.
    „Es ist für uns beide schwierig.”
    „Das ist wohl noch untertrieben.” Er seufzte und schaute dann auf den Zettel in seiner Hand. „Ich muss wissen, was in jener Nacht geschehen ist.”
    Ich habe mich in dich verliebt, hätte sie fast geantwortet.
    Doch sie tat es nicht. Das war nicht das, was er gefragt hatte oder was er hören wollte.
    „Wir haben die Geschenke ausgeladen”, begann sie ruhig. „Es hatte angefangen zu schneien, und ich habe dich gefragt, ob du noch einen Kaffee mit mir trinken möchtest. Du hast zugestimmt. Dann standen wir beide

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