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Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam

Titel: Ohne Mann bin ich wenigstens nicht einsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelly Arnold
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man aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Solche Freundinnen brauchte ich nicht mehr.
    Später riefen mich ein paar Verwandte an, mit denen ich immer nur an Geburtstagen und Weihnachten telefonierte. Natürlich war so etwas absolut sinnlos, aber ich war es leid, mit meiner Mutter diese Diskussionen zu führen. Tanten und Onkel mussten an Geburtstagen angerufen werden. Meine Mutter bestand darauf.
    Jedes Mal, wenn das Handy klingelte, wurde ich aufgeregt und warf einen neugierigen Blick auf das Display. Christoph? Nein, wieder nicht, stellte ich enttäuscht fest. Zu meiner Verteidigung: Ich hasste mich dafür. Ich habe keine Ahnung, warum ich auf seinen Anruf wartete. Selbst wenn er anrufen würde, änderte das doch nichts an der Situation. Natürlich kannte er meinen Geburtstag. Ich glaubte auch nicht, dass er ihn vergessen hatte. Wahrscheinlich fragte er sich, wozu. Womit er ja auch recht hatte.
    Als ich mit einer Tasse Kaffee am Küchenfenster stand, hielt ein Wagen auf der anderen Straßenseite. Der Mann, der ausstieg, war ungewöhnlich attraktiv.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, sagte Olivia plötzlich hinter mir.
    »Wahnsinn«, murmelte Louise. Sie war gerade von der Arbeit nach Hause gekommen.
    »Was darf nicht wahr sein?«, wollte ich wissen.
    »Wieder mal Besuch für Susi«, meinte Olivia.
    »Ach? Und wo ist ihr Mann?« Mittlerweile kam ich mir vor wie Else Kling aus der Lindenstraße. Würde mir heute jemand ein geblümtes Hauskleid zum Geburtstag schenken?
    Ich beobachtete den gut aussehenden Mann, der auf das Haus von Susi und Stefan zuging. Olivia und Louise taten es mir gleich, und ich konnte nur hoffen, dass er sich nicht zufällig umdrehte und uns wie alte Tratschtanten am Fenster stehen sah.
    »Das ist ja der springende Punkt«, erklärte Louise. »Ihr Mann arbeitet hart, und sie hat immer wieder kurze Affären. Meistens dauern sie nicht länger als zwei Monate, sagt Annett. Das muss schon länger so gehen. Annett hat das von Frau Gruber gehört. Du weißt schon, die mit den fünf Hunden und dem Efeu an der Hauswand.«
    »Susis Mann tut mir leid.« Das meinte ich ganz ernst. Armes Schwein. Im Grunde war er ich vor noch nicht allzu langer Zeit.
    Olivia zuckte die Schultern. »Tja, was will man machen. Es heißt ja, dass die Partner es als Letzte erfahren. Scheint zu stimmen.«
    Wir sahen, wie Susi die Tür aufmachte, strahlte und den Mann hereinließ.
    »Ich bin solidarisch mit allen Betrogenen dieser Welt«, rief ich aufgeregt und stellte meine Kaffeetasse zu stürmisch ab. Etwas von der braunen Flüssigkeit schwappte über. Sollte ich diesen Stefan nicht irgendwie beschützen? Wäre ich nicht froh gewesen, wenn mich damals jemand gewarnt hätte?
    »Das ist schön, Lyn. Ich geh jetzt wieder nach unten und …«
    »Sollen wir ihn informieren?« Als ich es ausgesprochen hatte, klopfte mein Herz wie verrückt.
    Olivia sah mich fragend an.
    »Wir schreiben Stefan einen Brief. Er soll wissen, wie es um seine Ehe steht. Was meint ihr?«
    »Wow, Lyn, du greifst mit Ehebrechern echt hart durch, was?«, sagte Louise. »Zum Glück hast du nicht im Mittelalter gelebt.«
    »Also?«, hakte ich nach. »Vielleicht kommt euch das hart vor, aber letztendlich wird er es irgendwann erfahren. Sollen wir ihm diesen Leidensweg nicht ersparen? Im Nachhinein gesehen wäre ich froh gewesen, wenn mich jemand gewarnt hätte.«
    Louise nickte. »Du hast recht. Ich finde auch, dass wir das tun sollten.«
    Olivia verzog den Mund. »Aber übernehmen wir so nicht Macht über ihr Schicksal …«
    »Nein«, meinte Louise, »das tut doch schon Susi.«
    »Na ja, ich … Also gut.« Olivia schien nicht gänzlich überzeugt zu sein, aber vielleicht hatten wir ihr das Gefühl gegeben, etwas Gutes zu tun.
    Wir setzten uns an den Esstisch. Olivia hatte Papier und Stift geholt.
    Louise nahm eine bequeme Sitzhaltung ein und sagte: »Ich übernehme das.«
    Wir trauten uns nicht zu widersprechen.
    Olivia sah von mir zu Louise. »Aber was ist, wenn er unsere Handschrift irgendwie analysieren lässt oder so?«
    Louise lachte kurz auf. »Du meinst, er geht zur Polizei und sagt: ›Findet die Verbrecher, die mir das angetan haben!‹ Eher wird er uns dankbar sein.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Olivia.
    »Klar.«
    Olivia nickte. »Was sollen wir schreiben?«
    Wir überlegten eine ganze Weile hin und her.
    Schließlich machte Olivia einen Vorschlag: »Vielleicht kurz und bündig: Lieber Stefan. Ihre Frau betrügt Sie am laufenden Band. Sie

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