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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Heiligenschein, sein Partner und Cousin, anrief. Bei
Mosche ging er natürlich ans Telefon. Bei Tante Romana auch. Alle anderen
Anrufe ignorierte er. Mit FATBOY hatte er einen festen Anruf-Auflegen-Rhythmus
vereinbart, da seine Telefonnummer immer unterdrückt war. JP sprach spanisch
mit Mosche, da er herausgefunden hatte, dass Hauptkommissar Holzner dieser
Sprache nicht mächtig war. Holzner war immer um ihn herum, um ja jedes Detail mitzubekommen
und bei den Ermittlungen die Fäden in der Hand zu behalten. Mosche bestätigte,
dass er seit über 48 Stunden nicht mehr geschlafen hatte und inzwischen so viel
Cola im Blut hätte, dass er schon schwarz pinkelte und sich Zuckerränder in der
Kloschüssel bildeten. Jedenfalls konnte Mosche JP die beste Sicherheitssoftware
zum Download anbieten, die es momentan auf dem Markt zu klauen gab. „Die können
nicht mal FATBOY oder ich knacken“, meinte er lapidar. Mosche hatte das
Rechenzentrum der Firma Malinger in Spanien gehackt und dort einen Datensatz
und elektronischen Ordner mit über 2,75 Terabyte Größe entdeckt.
    Die Schutzmechanismen zu
diesen Daten waren mehrfach und mit 64 Bit verschlüsselt und nicht so einfach
zugänglich, auch nicht für einen Mosche oder einen FATBOY. Er würde Tage oder
eher Wochen benötigen, um hier zur ersten Sicherungsschicht durchzudringen und
hatte aus diesem Grunde schon mal mehrere Universitätsrechner parallel zum
Knacken dieser Codes integriert. JP wollte gar nicht die Details wissen, wie
von Mosche unerlaubterweise diese Universitätsrechner angezapft und ausgelastet
wurden. Warum sich Mosche so sehr für diese speziellen Daten interessierte und
was das Besondere an diesem Datenordner sei, wollte JP wissen. „Na hör mal, der
Einzige, der hierauf jemals zugegriffen hat, ist die IP-Adresse vom Rechner von
Franz Korber. Der Ordner wurde angelegt im Dezember 2009 und am 29. April 2010
das letzte Mal vollständig aktualisiert. Das heißt, Dein Mr. Korber hat was
Großes und Wichtiges in Spanien im Rechenzentrum deponiert – ich schätze, so
eine Art Sicherheitskopie. Ich habe mir diesen Ordner mal komplett
runtergesaugt, der Download hat Stunden gedauert und war erst vor kurzem
abgeschlossen und jetzt brauche ich ein bisschen Zeit, um den passenden
Schlüssel zur Eingangstür zu finden....“ Und schon war er wieder aus der
Leitung.
    Das Jagdfieber hatte
Besitz von Mosche ergriffen. Langsam packte es auch JP. Es war schon
erstaunlich, dass Mosche herausgefunden hatte, welche IP-Adresse die Workstation
von Franz Korber hatte. JP nahm sich vor, dies beim nächsten Mal zu
hinterfragen und Mosche dafür zu loben, dass er so clever war, ganz konkret
daraufhin das Malinger IT-System zu durchforsten, welche Dateien von dieser
Workstation irgendwo abgelegt wurden. JP war brennend daran interessiert zu
erfahren, was der „gute Franz“ in der Nacht vor seinem Tode in dieser
Terabyte-Größenordnung im Rechenzentrum in Spanien abgespeichert hatte.
Jedenfalls war dies kein kleines Datenpäckchen.
    Hauptkommissar Holzner
war in den vergangen Tagen nicht nach Hause gegangen, um bloß nicht den
Anschluss zu verlieren. JP hatte sich vorgenommen, ihn ein bisschen aufzuziehen
und wenigstens zu einem Kleiderwechsel zu motivieren. „Um 13:30 Uhr ist
Statusbesprechung, wir rollen Sie rüber ins Nachbarzimmer, die bauen gerade die
Pinnwände und Flipcharts auf“, kam Holzner soeben an JPs Bett. JP überreichte
ihm einen Datastick mit den gesammelten Werken zu Herrn Sebastian Meyer.
Hauptkommissar Holzner machte erst große Augen und nahm den Datastick dann
ehrfürchtig mit zwei spitzen Fingern entgegen. Dann trug er ihn siegessicher
und von der Wichtigkeit seiner Mission durchdrungen zur weiteren Auswertung und
Analyse in eines der Nebenzimmer der mobilen Einsatzzentrale. Ein Leopard hätte
seine erlegte Beute nicht entschlossener auf einen Baum zerren und nicht
freudiger im Hinblick auf das anschließende Festmahl sein können. Holzner
erblühte förmlich, von Stunde zu Stunde. Sehr zum Leidwesen von JP.
    Zuviel gute Laune führt
bei anderen schnell zu schlechter Laune, und Holzner war drauf und dran den
Bogen zu überspannen.

6. April 2010,
München , Malinger IT Container
     
    Franz Korber hatte sich mit seinem
Schicksal, wider seinen Willen bei Malinger weiterhin Dienst tun zu müssen,
nicht abgefunden. Seine Motivation war unter dem Nullpunkt. Die vergangene
Woche hatte ihn in seinen Absichten, sein eigenes Leben frühzeitig zu beenden,
noch

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