Ohne Skrupel
Kaufverträgen,
Urlaubsreisen, Rechnungen für Luxusartikel, Vermögensaufstellungen und sogar
teilweise tagesaktuellen Kontoauszügen (!!!). Es war JP wirklich ein Rätsel,
wie ein Mensch in dieser kurzen Zeit derart viel ermitteln und ein derartig
professionelles Dossier erstellen konnte. Das war unheimlich! Nach nur knapp
zwei Tagen hatte FATBOY über jede Person im Durchschnitt über 105 Seiten
Informationen gesammelt – unfassbar! Diese Unterlagen konnten JP aufgrund ihrer
Indiskretion, z. B. wegen illegaler Datenbeschaffung und massiver Verletzung
der Privatsphäre, in große rechtliche Schwierigkeiten bringen. Er musste
unbedingt mit Tante Romana telefonieren und sich absichern, ob sein Vertrag als
„Berater“ der Polizei überhaupt hieb und stichfest genug für derartig
beschaffte Informationen war.
Tante Romana konnte ihn beruhigen,
das war der Teil des juristischen Kauderwelschs in seinem Vertrag gewesen, den
er einfach im Vertrauen auf ihrer Professionalität unterzeichnet und nicht
verstanden hatte. Erst mal würde er das Dossier „Sebastian Meyer“ der Kripo zur
Verfügung stellen. Es umfasste „nur“ 60 Seiten und war von vorne bis hinten
harmlos. Bei Basti war sich JP fast sicher, dass er nichts mit der Sache zu tun
hatte. Vertrauen ist gut aber Kontrolle ist besser....
Die Guthaben auf Bastis
Konten, er hatte unnötigerweise vier verschiedene Bankverbindungen, beliefen
sich auf bar insgesamt 2.179,88 Euro plus ca. 3.900,- Euro in diversen Aktien.
Keine Schulden. Ordentliche private Buchführung in einer
Einnahmen/Ausgaben-Rechnung in Form einer Excel-Datei. Größte Ausgaben der
vergangenen zwei Jahre: Ein Rennrad für 6.128,- Euro, ein Flatscreen Fernseher
von Sony für 1.190,- Euro und ein iBook von Apple für 2.210,- Euro. Zwei
Urlaube (Mallorca und Fuerteventura) für insgesamt 2.780,- Euro. Sogar die
wöchentlichen Badminton-Platzmieten und das anschließende, gemeinsame Bierchen
fand JP in den penibel geführten privaten Aufzeichnungen. „Mensch Basti, an Dir
könnte ich mir ein Beispiel nehmen – alles so ordentlich.“ Brummte JP zu sich
selbst.
JP wurde bewusst, wie
nachlässig er selbst mit seinen Einnahmen/Ausgaben-Listen umging. Gut, er hatte
gute Reserven und musste sicherlich nicht sehr sparen, aber so eine
Ordentlichkeit hätte er sich für sich selbst durchaus gewünscht. Mensch, sogar
die Abschlusszeugnisse vom Gymnasium und der Uni waren als eingescannte Kopien
beigefügt – unglaublich, wie FATBOY an derartige Unterlagen gekommen war. Na,
vielleicht hatte sie Basti irgendwo elektronisch hinterlegt.
Und noch was: Sebastian
Meyer hatte für den 21. Mai 2010 das Aufgebot und einen Termin beim Standesamt
in München bestellt. Sebastian wollte heiraten. JP wusste nicht einmal, dass er
eine Freundin gehabt hatte. So gut kannte man sich unter Kollegen – eine Schande!
Erkenntnis: Falls Basti irgendwie da drin hing, dann bestimmt nicht wegen des
Geldes. Das wäre irgendwo aufgetaucht. Einen erkennbaren Grund zur
Verdächtigung gab es demnach für JP keinen.
Das zweite umfangreichere
Dossier mit 150 Seiten handelte von Franz Korber, seinem Ex-Chef und
wahrscheinlichen Mittäter. Dieses wollte JP erst genau und in Ruhe durchsehen
und unter Umständen kosmetisch bearbeiten, bevor er es an die Polizei übergab.
Aber das ging nicht tagsüber, da hatte er einfach keine Ruhe. Das war ein Job
für spät abends, wenn nicht alle Nase lang einer der Kripobeamten etwas von ihm
wissen oder seine Mithilfe bei IT-Angelegenheiten der Firma Malinger wollte.
Die Festplatten aus den demolierten Großrechnern waren ja in einem der
Nachbarzimmer, wo man versuchte, noch Daten zu retten oder wiederherzustellen.
Aber der Schaden war viel größer als anfänglich angenommen. Der Täter hatte
wohl zusätzlich zur Explosion einen starken Magneten an einige der großen
Rechner gehalten und damit sehr Vieles doch nachhaltig beschädigt. Auf einigen
Systemen waren die Daten wahrscheinlich nicht mehr wiederherstell- bzw.
rekonstruierbar. JP wurde plötzlich klar, dass FATBOY sich in jedes
elektronische Gerät „schleichen“ konnte, sofern irgendwie von außen zugänglich.
JPs Notebook und vielleicht auch das iPhone eingeschlossen.
Da wurde JP doch ein
bisschen nervös und überlegte sich sogleich einen Schutzmechanismus gegen
clevere Hacker wie FATBOY. JP war gerade mit dem Durchsuchen seiner Platte
mittels speziellen Virenscannern nach Trojanern und ähnlicher Spyware
beschäftigt, als Mosche
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