Ohne Skrupel
bestärkt. Er würde sich nicht die Flügel stutzen lassen. Auf gar keinem
Fall! Aber er kam aus dieser Sache nicht auf dem normalen Weg der Kündigung
heraus. So konnte es nicht bleiben – ergo musste er ehrenvoll seinen Plan B
realisieren, der definitiv seinen Tod zur Folge hätte und finanziell für Frau
und Kinder sorgte.
Aber seine Arbeitsmoral
litt unendlich und seine Lust zu Arbeiten sackte ins Bodenlose. Sein
sehnlichster Wunsch war nur noch, möglichst viel seiner verbleibenden Zeit mit
seinen Töchtern und seiner Frau zu verbringen. Ins Büro ging er gerade mal für
ein paar kurze Stunden, solange seine Mädels in der Schule waren. Frühstücken
und Zeitunglesen beanspruchten den größten Teil seiner kurzen Zeit im Office.
Ansonsten aktualisierte und ergänzte er vorrangig sein „privates Archiv“ und
ordnete und sortierte das belastende Material gegen Doc & Co. Am Vormittag
hatte er einen saftigen Streit mit Doc. Franz sollte wieder einmal an seinen
Datenmodulen Einstellungen vornehmen und damit helfen, die Firma Malinger zu
betrügen. Er hatte einfach abgelehnt – knallhart! „Lecken Sie mich doch am
Allerwertesten! Ich werde rein gar nichts in dieser Art mehr für Sie erledigen.
Ich bin ab Montag nächster Woche für 14 Tage in Dänemark im Urlaub und es gibt
viel Wichtigeres zu erledigen als Ihren Scheiß.“ Daraufhin kamen wieder die
üblichen Drohungen vom Doc, aber das prallte völlig an Franz ab. Er erwiderte
daraufhin nur: „Hören Sie auf, mir immer zu drohen! Ich habe vorgesorgt! Wenn
Sie mich vernichten wollen, dann werden Sie auch vernichtet werden! Das kann
ich ihnen versprechen! Ich habe alles gespeichert und werde es definitiv gegen
Sie einsetzen, falls Sie mein persönliches Glück zerstören. Ich habe derartig
die Schnauze voll von Ihnen und Ihren Machenschaften und werde da nicht mehr
mitmachen! Da Sie mich nicht ehrenvoll gehen lassen wollen, werden Sie auch
sonst keinerlei Freude mehr mit mir haben!“ Das tat Franz so derart gut –
endlich einmal den Mund aufzumachen und nicht immer Duckmäusern zu müssen.
Natürlich hatte er Doc
wegen seines Urlaubsaufenthaltsortes eine Lüge aufgetischt. Er wollte um diese
Jahreszeit gar nicht nach Dänemark, wie er allgemein in der Firma herumerzählt
hatte. Tatsächlich hatte Franz eine Badereise auf die Malediven für sich und
seine Familie gebucht. Die Mädchen hatten keine Ferien, aber er hatte sich
erlaubt, sie mittels einer entschuldigenden Lüge für diese Zeit aus der Schule
zu nehmen. Er hatte sich und seiner Familie ein wunderschönes Hotel auf einer
kleinen Insel im Ari Atoll, Malediven, gegönnt und wollte unbedingt noch einmal
ausgiebig zum Tauchen gehen und seine Familie genießen. Seine verbleibende Zeit
wollte er nur und ausschließlich mit seinen Lieben verbringen. Kein Handy,
keine Mails, wenige andere Menschen um sich. Vor allem Doc sollte nichts davon
erfahren! Franz traute diesem Scheusal einfach alles zu und wollte keinerlei Angriffsfläche
für irgendwelche abstrusen Einschüchterungs-Ideen bieten.
***
Der alte Calvados schlierte durch das
Glas, das Feuer im Kamin verströmte ein beruhigendes Flackern. Dieser Platz war
der Platz der Reflektion und des Nachdenkens. Das Gespräch mit Franz Korber am
Vormittag war gar nicht gut gelaufen. Ein derartig aufmüpfiges Verhalten war
sehr ungewöhnlich und nicht akzeptabel. Die offensichtliche Drohung von Franz
Korber hatte seine Wirkung! Dieser Mann spielte ein sehr gefährliches Spiel,
ein Spiel mit seinem Leben als Einsatz. Die Partner des Syndikats würden sich
solch eine Drohung niemals gefallen lassen! Ein „Doc Oberst“ erst recht nicht!
Morgen, Mittwoch, sollte es um 21:00 Uhr eine Telefonkonferenz über die
abhörsichere Leitung geben. Es waren einige Punkte zu besprechen. Der Fall
Franz Korber war einer davon. „Doc Oberst“ würde eine eindeutige Empfehlung zur
weiteren Vorgehensweise geben. Es war zu erwarten, dass dieser Vorschlag
angenommen werden würde. Sofern sich die anderen nicht die Hände schmutzig
machen mussten, stimmten sie immer den Plänen vom „Doc“ zu. Auch „finalen“
Lösungen, falls unbedingt notwendig. Das Einzige, was zählte, war der Abschluss
des großen Projektes in den kommenden Monaten. Hindernisse galt es zu
überwinden oder zu beseitigen.
***
JP hatte mit Sorge das Verhalten
seines Chefs Franz Korber beobachtet. Franz war die vergangene Woche ganz
anders als sonst. Er rauchte plötzlich wieder und
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