Ohne Skrupel
erklären. Derartiges war nun mal Chefsache.
Er hatte dies auch in den vergangen Jahren sehr erfolgreich und im Sinne der
Firma gemacht und die maximalen Vorteile aus legalen Steuerschlupflöchern oder
lokalen Subventionen der jeweiligen Länder, wo die Malinger Gruppe
Niederlassungen hatte, herausgeholt. Dass er bei diesen Gelegenheiten von den
erwirtschafteten Überschüssen für sich und seine zwei Partner einen
ordentlichen Prozentsatz erfolgreich abgezweigt hatte, wusste Joseph Malinger
natürlich nicht.
McGregor, „Doc“ und
„Berlin“ waren dabei immer vorsichtig und nicht übertrieben gierig gewesen. Da
sie sich durch ihre jeweiligen Positionen gegenseitig deckten, konnte
Derartiges nur sehr schwer entdeckt werden.
McGregor sah diese
Manipulation der Steuererträge zu seinen Gunsten übrigens nicht als Diebstahl,
der es rein rechtlich betrachtet selbstverständlich war, sondern als
Gewinnbeteiligungs-Bonus.
Moral und Anstand waren
nun mal Ansichtssache. McGregor ging gedanklich von vielen, vielleicht
hunderten Transfers aus. Mit diesen vielen Umbuchungen konnte er etwas Zeit
gewinnen, bis es irgendwo ernsthaft auffiel. Aber mehr als vier bis maximal
sechs Wochen Zeit konnte er damit auch nicht gewinnen. Leider! Er musste
jedenfalls bis dahin die geliehenen Gelder rückerstattet und ihre momentanen
Liquiditätsengpässe irgendwie anders gelöst haben. Er selbst würde alle
Barmittel zusammenkratzen, auch Aktien verkaufen und seine Immobilien bis zur
Oberkante beleihen und zusätzlich das Vermögen seiner Frau und seiner Kinder
anzapfen. Er wollte einfach nicht das Gesicht vor seinen Partnern verlieren.
Aber nach Abschluss des großen Deals würden so viele Millionen bei ihm hängen
bleiben, das dieses Risiko durchaus vertretbar war.
Wie seine beiden Partner
das Geld bis dahin beschaffen würden, war ihm erst mal egal. Aber jeder würde
irgendwie Opfer bringen müssen, egal welche. Wenngleich Angus in diesem
Triumvirat sicherlich der finanziell ärmste Partner war.
McGregor war direkt vor
dem Werkstor des schottischen Malinger Werkes, als sein Handy klingelte. „Hey,
Doc Drager! Was verschafft mir die Ehre so früh am Morgen! Können Sie auch
nicht schlafen?“, begann er den Dialog über die Freisprechanlage seines Audi
Q7. „Hallo, McGregor, ich habe schlechte Nachrichten für Sie.“ „Schlechte
Nachtrichten? Davon haben wir nun wahrlich schon genug. Moment, unser Wachmann
vom Werkstor winkt mich zur Seite. Ich muss mal kurz aussteigen. Kann ich Sie
gleich zurückrufen, Dr. Drager? Ich weiß nicht, was der von mir will.“ „Ich
schon! Nein, McGregor, das können Sie nicht! Ich muss JETZT und SOFORT mit
Ihnen reden! Steigen Sie erst mal nicht aus! Sind Sie allein im Auto?“ „Jawohl,
Kollegin, was gibt´s?“
„Gut. Dann hören Sie mir
jetzt ganz genau zu....“
***
JP konnte Montage noch nie ausstehen.
Und schon gar nicht, wenn sie so frühmorgens schon mit Hektik und Unruhe
begannen! Hauptkommissar Holzner war wiedermal die personifizierte gute Laune
und redete wie ein Buch, bevor JP überhaupt seine Sinne gesammelt hatte. „Ihre
Koma-Kranken-Story stinkt inzwischen, Santa Cruz! Wir müssen uns bald was Neues
für Sie einfallen lassen! Leute wollen Sie ständig besuchen und man wird uns
bald diese „Verschlechterung“ ihres Gesundheitszustandes nicht mehr glauben,
irgendwas muss sich da mal ändern. Entweder lassen wir Sie sterben oder es geht
Ihnen etwas besser, was meinen Sie, Santa Cruz?“, fragte Holzner soeben.
„Holzner, seien Sie gnädig! Ich bin ja noch nicht mal richtig wach und Sie
wollen mit mir diskutieren ob ich sterben oder weiterleben soll?“, murmelte JP
und zog sich dabei sein Kopfkissen über den Kopf. „Wie spät ist es überhaupt?“
„Schon 6:54 Uhr! Ich bin schon seit Stunden wach, war schon joggen und habe
ausgiebig gefrühstückt“, brummelte Holzner. „Das ist unmenschlich, was Sie hier
mit mir machen, Holzner!!! Schon 6:54 Uhr! Ich fasse es nicht! Sind sie noch
ganz dicht? Ich will Schmerzensgeld auf meine Prämie! Sie sind eine Zumutung
für einen normalen Menschen!“, entgegnete JP und gähnte herzhaft. „Jetzt
hören`s aber auf, Sie Weichei und Warmduscher! Sie kriegen fürs faule
Herumliegen so einen Sack voll Geld, wie ich es im halben Jahr nicht verdiene.
Aber ein bisschen was dafür tun müssen Sie schon. Also: was machen wir mit
Ihrer Krankheitsgeschichte?“ „Holzner, Sie sind der Kripomensch, nicht ich.
Denken Sie sich eine
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