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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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weder mit der Geschäftsleitung diskutieren noch
besprechen. McGregor ist draußen! Das ist mein letztes Wort! Wer mich verrät,
der muss bluten! Kein Cent Abfindung! Firmenkreditkarte sofort sperren!
Firmenauto sofort abgeben! Zahlungen für die Villa und das Hauspersonal sofort
einstellen! Gehalt wird für Mai keines mehr bezahlt! Das ganze Programm!
Kümmere Dich darum! Sofort!! Bis später im Büro.“ Tutut ... aufgelegt! Das
Freizeichen im Telefon dröhnte in Elisabeth Dragers Ohr. Ein schlechter Anfang
für einen Arbeitstag! Sie hätte weiterschlafen sollen.
    Der Haufen an Problemen
war damit nochmals exponentiell angewachsen. Sie musste unbedingt telefonieren....
     
    ***
     
    Es war gerade mal 6:45 Uhr und Angus
McGregor befand sich schon im Auto und knapp vor dem Malinger Werk in
Schottland. Er war kein Frühaufsteher, aber die Notwendigkeit zur raschen
Handlung hatte ihn ohnehin nicht schlafen lassen. Schon den gesamten Sonntag
hatte er über die Lösung des Problems „Liquiditätsengpass“ nachgedacht. Und er
hatte wohl einen Kompromiss gefunden. Das Projekt für den heutigen Montag und
morgigen Dienstag hieß: „Zehn Millionen Euro bei Malinger ausleihen, ohne dass
es jemand merkt“. Aber das alles war bei Leibe nicht einfach! Die Betonung
dabei lag auf „ohne dass es jemand merkt“. Das Wörtchen „ohne“ hörte sich so
einfach an, war es aber nicht. Einen kleinen Betrag bis 500.000,- Euro hätte er
in der momentanen Katastrophensituation relativ leicht freimachen können, ohne
dass es die nächsten acht Monate bis zum Jahresabschluss irgendjemanden
aufgefallen wäre. Aber zehn Millionen fielen definitiv auf, zumal die Malinger
Finanzen sehr gut strukturiert und auf mehrere regional verantwortliche Köpfe
verteilt waren. Und irgendeiner davon würde Joseph Malinger sofort informieren,
selbst wenn Angus McGregor der unmittelbare Vorgesetzte war. Der alte Joseph
Malinger wurde respektiert und war unglaublich gut intern vernetzt.
           Joseph war sehr viel beliebter
bei allen Angestellten, den Abteilungsleitern und den Führungskräften als
McGregor. Malinger senior war immer äußerst vorsichtig und sehr misstrauisch
und hatte von Anfang an alles mit „doppelter Reißleine“, d. h. auf diverse
Personen verteilt, organisiert. McGregor wusste nicht, an welcher Stelle
versteckte Kontrollen eingebaut waren und wie häufig Joseph Malinger seine
Stichproben machte. Hinzu kam, dass Menschenführung und -motivation bei Leibe
nicht die Stärken von Angus McGregor waren! Im Gegenteil! Die Liste der
verärgerten Kollegen war wesentlich länger als die seiner Fans. Zwei von Angus‘
direkten Mitarbeitern warteten schon seit Jahren nur auf irgendeinen groben
Fehler ihres Chefs. Sie würden mit größter Freude ihm einen Strick daraus
drehen und genüsslich zusehen, wie er langsam daran erstickte. Hinzu kam, dass
Joseph Malinger durch die Explosion in der zentralen IT-Abteilung in München
und die momentanen Produktionseinbußen ganz besonders die Finanzen seiner Firma
im Auge behielt.
    Alles in allem keine
einfache Situation für Angus und ein schlechter Zeitpunkt. Die Partner meinten
blauäugig, es wäre alles so einfach: Grapsch – ein Griff in den Pensionsfonds
und schon stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung.
    Natürlich lagen dort
viele hundert Millionen Euro, aber niemand der Malinger-Gruppe konnte in den
Mitarbeiter-Pensionsfond greifen oder über diese Gelder verfügen. Selbst Joseph
Malinger nicht. Das Geld war faktisch nicht mehr im Besitz des Malinger
Konzerns. Dieser Fonds wurde treuhänderisch von einem externen Fondsverwalter
gemanagt. Eine Auszahlung erfolgte ausschließlich in kleinen Monatsbeträgen,
sofern der Empfänger im Pensionsalter oder ein Erbe eines Berechtigten war.
Jeder Einzelbetrag über 5.000,- Euro wurde besonders sorgfältig geprüft und
hinterfragt. Joseph Malinger hatte dieses System so eingerichtet, damit niemand
Missbrauch treiben oder sich bereichern konnte. Im Prinzip war das vollkommen
richtig und Sinn eines Mitarbeiter-Pensionsfonds. Die Gier einzelner Personen
war eine menschliche Unart und davor musste man die kleinen Sparer und ihr
Vermögen so gut es ging schützen.
    Also blieb nur, viele
Transfers zwischen den diversen europäischen Tochtergesellschaften zu machen
und so Buchungen zu verschleiern. McGregor nannte dieses Projekt: Steuerliche
Optimierung von Unternehmensgewinnen auf Konzernebene. Damit konnte er sein
persönliches Eingreifen am Besten

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