Ohne Skrupel
einer
Diktatur.
Wir haben hier das
unbedingte Recht auf Privatsphäre und ein Bekanntwerden einer derartigen
innerbetrieblichen Überwachung würde mich nicht nur meinen Job kosten, sondern
mich auch berechtigterweise ins Gefängnis bringen! Ich finde Ihre Ansätze
wirklich hervorragend, aber wir müssen abspecken.... Sie gehen einfach zu weit!
Streichen Sie bitte die umfassende Überwachung der E-Mails, des Surfverhaltens
im Web und das Abhören der Telefonate!“ Es entstand eine Pause von mehreren
Minuten ...
„...Und ganz besonders
schnell vergessen Sie.... auch nur den gedanklichen Ansatz.... die privaten und
finanziellen Verhältnisse unserer Mitarbeiter transparent zu machen. Ihr
Vorschlag, den Kopierraum mittels Mikrokamera zu überwachen, ist interessant.
Auch das Durchforsten von persönlichen Ordnern auf den Firmenrechnern der
betreffenden Mitarbeiter hat seinen Charme, wenngleich sich dies ausschließlich
auf professionelle Bereiche beziehen darf, und ein paar andere Dinge finde ich auch
noch interessant. Ich muss und möchte allerdings übers Wochenende darüber
reflektieren. Das ist ein sehr heißes Eisen und man kann sich daran leicht die
Finger bis zum Knochen verbrennen.
Geben Sie aber auf jeden
Fall schon mal den Auftrag an dieses Unternehmen in Zypern, Lucky Egale oder
so, dieses Spyware-Programm – was für ein fürchterliches Wort – zu besorgen.
22.000,- Euro, das ist zwar schon viel Geld, steht aber meines Erachtens in
vertretbarer Relation zum möglichen Nutzen. Die Rechnung geht direkt an mich.
Ich möchte eine Rechnung über IT und Programmierservices. Kein Wort darüber,
dass wir überhaupt Software kaufen. OK? Gut – so machen wir das.... Sie
installieren das dann nur auf meinem Rechner.
… Wissen Sie Santa Cruz,
es war mir bis dato gar nicht bewusst, dass wir alle derart einfach zu
überwachen wären und ich fühle mich momentan nicht besonders wohl bei diesem
Gedanken. Jede kleinste Aktivität am PC könnte protokolliert und beobachtet
werden und wäre womöglich für Jahre gespeichert. Dieser Gedanke erschreckt mich
zutiefst! Ich dachte immer, das Überwachungszeug in den TV-Filmen ist alles
ersponnen und erlogen, aber es scheint wohl Wirklichkeit zu sein. Ja, ja, ich
glaub´ Ihnen schon, dass sogar noch sehr viel mehr möglich wäre, aber das will
ich gar nicht alles wissen. Ich kann so schon nicht mehr beruhigt schlafen. Wir
beide vertagen unser Gespräch auf nächste Woche Dienstag. Ist 18:30 Uhr OK,
gut, ist vermerkt. Und denken Sie daran, kein Sterbenswörtchen darüber, und
zwar zu NIEMANDEM.“
Klar war nach dem
„Abspecken“ nur noch ein kleiner Teil seines ursprünglichen Konzeptes übrig
geblieben, aber die Mikrokamera wurde von einem Sicherheitsunternehmen an einem
Wochenende installiert. Die Spyware, beschafft durch das Haus Lucky Eagle Ltd .
aus Zypern, wurde eingespielt und von JP bedient und überwacht. Auf dem PC von
Dr. Drager installierte er ein Benutzerinterface mit sehr einfachen
Funktionalitäten und sehr eingeschränkten Benutzer- und Zugriffsrechten. Er
selbst als Administrator hatte alle Zugriffsrechte der umfangreichen
Vollversion. Hätte er es gewollt, hätte er ein unglaublich lückenloses
Überwachungsszenario eines jeden Rechners im Netzwerk der Firma Malinger
einrichten können. Natürlich sprengte dies jeglichen, gesetzlich erlaubten Rahmen.
Es war schier
unglaublich, welches Software-Juwel ihm Lucky Eagle Ltd . hier besorgt hatte.
Und der Geldbetrag dafür war der reinste Witz! JPs Profiversion, also die
umfangreichere und natürlich auch sehr viel teurere Software, war nicht umsonst
im Einsatz bei Mossad, CIA und anderen Geheimdiensten und Militärs. Kein
Zweifel, es wäre sicherlich höchst illegal, diese Profiversion kommerziell in
einem Unternehmen einzusetzen. JP konzentrierte sich vereinbarungsgemäß nur auf
den eingeschränkten Personenkreis, der unmittelbar infrage kommenden Personen
aus der Werkstoffentwicklungsabteilung. Aber wirklich alles, was auf diesen
Rechnern geschah und nicht dem, von ihm festgelegten Kriterien und Profil
entsprach, wurde ihm als Alert (Benachrichtigung) auf seinen Server geschickt.
Er konnte nun die Sorgen von Dr. Drager sehr gut nachvollziehen. Derartige
Software entblößte den Menschen vollkommen und alle seine elektronischen
Aktivitäten wurden zu 100 % transparent. Gut, dass der Staat und die
Gesetzgebung hier versuchten, den Missbrauch einzudämmen. Verhindern konnten
sie es natürlich dennoch
Weitere Kostenlose Bücher