Ohne Skrupel
Sprengkraft er nicht sehr genau
einschätzen konnte.
Androwitsch war ein sehr
kräftiger, wenn auch etwas dümmlicher Handlanger und war nur dann eine
Unterstützung, wenn man ihm klare Anweisungen gab. Aber Victor Ivan würde seine
Hilfe bei dieser Sache brauchen! Die Zeit rannte ihm davon. Er musste mit
seiner Arbeit fertig sein, bevor die Firma Malinger ihr Tagwerk begann. Ein
Profi arbeitete präzise wie ein Chirurg, Kollateralschaden galt es zu vermeiden
oder einzugrenzen! Aber je später der Morgen, umso mehr Menschen waren in dem
Gebäude, umso mehr konnte es erwischen. Nicht, dass dies Victor Ivan im Prinzip
störte, es wäre nur einfach nicht professionell! Und das würde ihn stören!
Androwitsch war
pünktlich. Victor Ivan übergab ihm sofort die 5.000,- Euro als Anzahlung und
zeigte die restlichen 5.000,- Euro, auszahlbar nach Beendigung des Jobs. Er
erklärte in kurzen Worten die Art ihres Einsatzes. Dann luden sie den toten
Franz Korber in den Lieferwagen von Androwitsch. Victor stieg auf den
Beifahrersitz. Androwitsch kam unbehindert durch das Werkstor des Malinger
Werks. Lkw-Fahrer mussten häufig sehr früh morgens beginnen, da war diese
Uhrzeit nichts Besonderes. Androwitsch fuhr rückwärts ganz nahe an den
IT-Container in Gebäude Nr. 7. Er und Victor gingen direkt in das
Rechenzentrum. Victor war sehr darauf bedacht, außerhalb der Bereiche von
Überwachungskameras zu bleiben. Sie mussten sehen, was genau sie erwartete.
Der Zugangscode 13579
passte und sie standen nun vor den blinkenden, surrenden IBM-Großrechnern, die
in ihren verglasten Schränken in dem klimatisierten Raum mit dem Doppelboden
standen. „Oh shit, das sind ja acht bis zehn große Metallkisten! Wie soll ich
die mit dem bisschen Plastiksprengstoff komplett vernichten? SHIT, SHIT!
Androwitsch, haben Sie eine Idee? Wir haben ein echtes Problem!“ „Captain, wir
müssen Ihren Sprengstoff nehmen, um damit etwas zu entzünden, das eine viel
größere Explosion und Feuer auslöst. Ich weiß, dass wir drüben in der
Produktion palettenweise Industriealkohol für die Reinigung der Maschinen
aufbewahren.“ „Gute Idee Androwitsch. Können Sie mir zwei Paletten von dem
Putzmittelzeugs holen? Alkohol brennt! Aber ob das reicht, um die Dateien auf
diesen Großrechnern vollständig zu löschen ... ich weiß nicht ... da gibt‘s ja
sicher auch eine Sprinkleranlage oder sowas.“ „Captain, die haben drüben in der
Metallfertigung auch einen riesigen Elektromagneten, ich habe mal in einem Film
gesehen, dass diese Computer nie mit Magneten in Berührung kommen dürfen, da
wird irgendwas zerstört oder so.“ „Androwitsch, Sie sind schlauer, als ich in
Erinnerung hatte! Ja, ich habe auch mal sowas gehört, aber sicher bin ich mir
nicht. Holen Sie beides, den Magneten und den Alkohol und dann bringen sie noch
soviel Benzin mit wie sie auftreiben können. Vielleicht reicht es in der
Kombination. Beeilen Sie sich!! Ich helfe Ihnen dann mit dem Gabelstapler, wenn
Sie hier beim Gebäude sind, und nun los!“
Es war mittlerweile 5:35
Uhr. Victor Ivan holte die Leiche von Franz Korber und legte sie in den
hinteren Teil des Rechenzentrums. Dann widmete er sich der Sprinkleranlage und
der Videokamera im Flur vor dem Rechenzentrum und versuchte, alles außer
Betrieb zu setzen. Er hoffte, dass das Entfernen der Rauchmelder-Sensoren und
das Umwickeln der Sprinklerauslässe - er umwickelte die Sprinkler
Panzer-Klebebändern aus seiner Materialtasche - reichen würde. Es war
natürlich alles Murks, aber besser als gar nichts.... Jedenfalls würden die
Klebebänder bei Feuer schnell schmelzen. Sprinkleranlagen waren auch nicht sein
Fachgebiet. Für die allgemeine Videoüberwachung der Werksanlange hatte er ein
Aufzeichnungsgerät im Rechenzentrum gefunden, das wahrscheinlich mit der
Explosion vernichtet werden würde. Das war praktisch. Wo die Monitore für die
Bilder der Kameras standen war nicht ersichtlich.
Victor hoffte, dass die
Filme nicht ständig und life von einem Wachdienst überwacht wurden und vor
allem, dass Franz Korber bzgl. deren nicht funktionieren im IT
Container, nicht gelogen hatte. Aber das hier war ja nur eine Herstellerfirma
von Autozubehör und keine Hochsicherheitsbereich einer militärischen
Einrichtung. Jedenfalls hatte er die Videokamera einfach nach oben gedreht und
an die Raumdecke gerichtet und zusätzlich mit seinem Klebeband die Linsen
verklebt – er hoffte und er baute auf den Faktor Glück.
Und das Glück
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