Ohne Skrupel
Ich kann mich vielleicht
mal schlau machen, ob wir jemanden empfehlen können. Sie haben doch auch
irgendeine Firma im Ausland, die für Sie sehr gute Programmierungen macht, war
das nicht Zypern, oder so? Diese Programmierer-Spezialisten sind häufig sehr
gut international vernetzt und ... äh, in anderen Ländern ... äh ... ist
derartige Software manchmal einfacher zu beschaffen, aber mehr kann ich Ihnen
im Moment nicht anbieten.“
„Doc“ war immer schon
extrem vorsichtig gewesen. Jetzt aber erst recht! Am Montag würde die Malinger
Geschäftsführung zu informieren sein, es konnte nicht schaden, ihre Gesichter
zu sehen und vielleicht Hinweise auf eine Mittäterschaft zu erhalten.
Vielleicht hatte der Hacker ja einen Auftraggeber in der Geschäftsleitung. Aber
in der Zwischenzeit mussten dringend zwei Telefonate geführt werden: Der Russe
Victor sollte sofort aus dem Urlaub zurückkommen und diskret den
Gesundheitszustand und Aufenthaltsort von Santa Cruz ermitteln.
Die Firma Lucky Eagle
Ltd . in Zypern sollte sich sogleich um die Beschaffung geeigneter Software
für das Verfolgen einer elektronischen Spur kümmern.
***
„ Queremos hablar. “ (Wir müssen
reden.) Die SMS auf JPs iPhone piepte. Aha, Cousin Mosche Heiligenschein wollte
etwas loswerden. Wahrscheinlich war er wieder mit einem Sicherheitslevel von
Franz Korbers Dateien vom spanischen Rechenzentrum weiter. Gespannt schickte JP
seine Antwort: „ OK, ahora es bien. “ (Ok, jetzt passt es.) JP hatte
tatsächlich inzwischen eine neue SIM-Card von der Polizei bekommen und Mosche
rief sofort auf dieser Nummer an.
„ Haha, ui, crazzy,
tzzz, puhhh, incredible, hahah, you won´t believe this, hahah “, schallte es
lautstark in JPs Ohr. JP wusste gar nicht was los war, bis Mosche sich endlich
von seinem albernen Gegackere beruhigt hatte und ihm Bericht erstatten konnte:
Ein Doktor Andreas Hildebrandt von der Firma Malinger hatte bei Mosche angerufen
und ihm mitgeteilt, dass wohl „ein externer Hacker in die Malinger IT-Systeme
eingebrochen sei, dort Dateien durchstöberte und die E-Mails eines Mitarbeiters
aus der IT-Abteilung, der allerdings schwer verwundet im Krankenhaus liege,
durchsucht. All dies geschehe unter Nutzung der Zugangsdaten und –rechte eben
dieses verwundeten Mitarbeiters.
Ob Mosche Heiligenschein
mit seinen internationalen Kontakten wohl vielleicht eine spezielle Tracer
Software besorgen könnte, die den Täter entlarven und eventuell unschädlich
machen würde?“
So etwas nannte man
schlicht, den Bock zum Gärtner machen. JP erkannte durchaus den spaßigen Ansatz
dieser Situation, überlegte aber sofort, wie man aus dem Schlamassel,
„aufgeflogen“ zu sein, noch das Beste machen könnte. Er und Mosche hatten grobe
Fehler gemacht. Diese galt es nun für sich zu nutzen.
Er war ein Idiot gewesen,
immer mal wieder seine Mails bei Malinger zu durchforsten. Warum wollte er
verdeckt helfen und den guten Engel im Hintergrund und den Kollegen „kleine Wunder“
ermöglichen.... War dies reine Eitelkeit?! Oder Pflichtbewusstsein? Egal. Klar
war, dass Derartiges irgendwann auffallen musste!
Dennoch gab JP sofort
klare Anweisungen an seinen Cousin Mosche. Schadensbegrenzung: „Mosche, hör mir
jetzt zu. Wir sind aufgeflogen, aber wir machen das jetzt wie folgt: Sag Dr.
Hildebrandt folgendes:
1. Er soll meine
Zugangsdaten nicht sperren lassen, sonst findet er den Einbrecher
niemals – reinlassen, verfolgen, aufspüren, zuschlagen ... OK?
2. Du kannst ihm diese
Software besorgen, sie aber aus polizeitechnischen Gründen nur auf Deinem
Server in Zypern installieren. Diese Aktion ist illegal – mach‘ dem Doc das
klar! Doc soll Dir offiziell einen VPN-Zugang auf die Malinger-Systeme
einrichten und Du überwachst diese Einbrüche dieses Hackers, der sich „meiner
Codes bedient“, 24 Stunden und sieben Tage. ABER: nur vom Ausland aus!
3. Dann überlege Dir
zusammen mit FATBOY, wie Ihr eine falsche Spur für Dr. Hildebrandt und seine
Leute legen könnt. Mein Name muss wieder reingewaschen werden. Kein Verdacht
darf an mir haften bleiben, ich will ja wieder bei Malinger Autoteile arbeiten!
Verstehst Du? Ja, Hildebrandt wird sogar definitiv noch andere Leute auf
dieselbe Sache ansetzen – schicke sie alle ins Nirwana oder führe sie in einen
Irrgarten.
4. Sei zukünftig sehr,
sehr vorsichtig mit dem, was Du tust – ich wähle mich heute noch ein und
vergebe Dir Zugriffsrechte eines anderen Mitarbeiters – muss jemanden
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