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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Gabriela. Charmeure schwindeln um des Effektes willen. Ich schwindle nicht,
was uns beide angeht. Ich will immer ehrlich zu Ihnen sein, sage was ich sehe
und was ich für Sie empfinde“, entgegnete JP mit fester Stimme. Die
Sommersprossen leuchteten inzwischen in dem hübschen Gesicht wie die Punkte auf
einem Marienkäfer. „Ich fasse es nicht, Sie tun´s ja schon wieder, Herr Santa
Cruz. Sie legen es darauf an.“ Dr. Gruber war auf dem Weg nach draußen. „Nein,
nein, Dr. Gabriela, ich tue gar nichts. Unbewusste Körpersprache ist eine sehr
mächtige Sprache! Ihr Körper zeigt Gefühle viel ehrlicher als es Ihr Verstand
zulassen will.“ Dr. Gruber blieb abrupt stehen. „Sie wollen sagen, ich laufe
nur deshalb rot an, weil mein Körper meine Gefühle zeigt – wollen Sie das damit
sagen, Herr Patient?“ „Nicht im Allgemeinen, aber in meinem speziellen Fall –
ja und absolut.“ „Ach, Sie sind jetzt auch noch Psychologe, oder was? Ich muss
jetzt weiter, dies ist nicht der Ort für solche Diskussionen.“ „Nein, nein Dr.
Gabriela, Psychologe und einfacher Beobachter von physiologischen
Veränderungen, wie Steigerung der Durchblutung im Gesicht, das liegt sehr weit
auseinander....“
    JP war nicht unzufrieden
mit sich und dem Fortgang der Dinge. Er hatte ins Schwarze getroffen und musste
es ihr einfach bewusst machen. Dr. Gruber war einfach herzallerliebst, wenn sie
sich so aufregte.... Diese Grund-Ernsthaftigkeit und fast schon beinahe
Verbissenheit gegenüber der professionellen Verpflichtung ihres Berufes
stichelte JP förmlich an. Inzwischen war er war wirklich an dieser tollen Frau
interessiert. Sehr sogar! Aus seinem anfänglichen Spiel war nun, zumindest für
ihn, ernst geworden. JP empfand große Freude daran, sich eine gemeinsame
Zukunft mit Dr. Gruber vorzustellen.
    Um Punkt 8.00 Uhr trafen
sich alle diensthabenden Polizisten, Pfleger, Krankenschwestern, JP und Dr.
Gruber in Raum 12 und es wurde ausgiebig auf bayerisch gefrühstückt. Die ganze
Kiste Bier wurde leer getrunken.
    Es war einfach wunderbar!
     
    ***
     
    „Doc“ saß an dem großen Schreibtisch
und grübelte. Der Termin mit dem IT-Consultant Herrn Alfons war ernüchternd.
Die gute Ausbildung bei der Staatssicherheit hatte „Doc“ trainiert, auf
jegliche Signale sensibel zu reagieren. Und diese Signale, außerhalb der Norm,
waren für „Doc“ eindeutig, alle Alarmzeichen auf rot: Ein schwer verletzter,
bis vor kurzem im Koma liegender Mitarbeiter aus der IT-Abteilung, die Nr. 2 im
Hause, Herr Santa Cruz, besuchte regelmäßig seinen Malinger E-Mail-Account, las
seine E-Mails und markierte sie dann wieder als „noch nicht bearbeitet“. Jemand
nutzte die Zugriffsrechte dieses schwer verletzten Mitarbeiters und
durchforstete über das Virtual Private Network von außen kommend
regelmäßig die IT-Systeme der Malinger Autoteile. Welche Ebenen durchforstet
wurden, würde die Überwachung der nächsten Tage zeigen. Es wurde eine
professionelle Spyware auf dem Großrechner entdeckt, deren Einsatz in
Deutschland illegal war und die jeden Arbeitsplatz völlig transparent machen
konnte.
    „Doc“ reflektierte das
Gespräch mit Herrn Alfons. „Herr Alfons, kann Ihr Herr Navratil den Einbrecher
in unsere IT eindeutig identifizieren? Anscheinend benutzt er die Passworte und
Zugangsberechtigungen von unserem zukünftigen IT-Leiter, Herrn Santa Cruz. Aber
dieser Mann lag bis gestern im Koma – er war eines der schwer verletzten Opfer
der Explosion.“ „Hören Sie, Doktor, meine Leute sind Consultants für
Systembetreuung, Wartung, Tuning kleinerer Programmierungen usw. für
industrielle Kunden. Wir sind keine IT-Detektive und wir haben auch gar nicht
die notwendige Software für sowas. Diese Spyware, die Sie da auf einem der
großen Rechner haben, die könnten wir gar nicht mal kaufen oder bedienen. Das
ist Profiware, vielleicht für Geheimdienste oder so. Für diese Überwachung oder
gar Überführung eines Täters bräuchten wir noch ganz spezielle
Softwareprogramme. Es ist nicht einfach, einen elektronischen Einbrecher
zurückzuverfolgen und womöglich seinen Standort ausfindig zu machen. Da müssten
Sie auch eine ordentliche Stange Geld in die Hand nehmen, das Zeug ist sehr gut
und sehr teuer, ganz abgesehen davon, dass Sie uns 24 Stunden, sieben Tage die
Woche bezahlen müssten.
    Herr Navratil kann
feststellen, wann von außen eingebrochen wird und vielleicht, welche Daten den
Einbrecher interessieren, aber das war´s dann schon.

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