Ohne Skrupel
nicht.
Auch ein paar der anderen
kleineren Überwachungsmöglichkeiten konnte er in den Folgewochen erfolgreich
umsetzen. Dazu gehörte das Sammeln von Altpapier in speziellen Behältnissen,
die nur in dieser Abteilung aufgestellt wurden und deren Inhalt vom
Reinigungspersonal nur nach ausdrücklicher Aufforderung entsorgt werden durfte.
Einmal im Monat verbrachte JP dann einen „Sortiersonntag“ im Büro und
durchforstete alle Papiere, die in diese Behälter entsorgt wurden. Dies war ein
ekeliger Job und er hasste sich für seinen blöden diesbezüglichen Vorschlag,
zumal sich ein Erfolg nur durch puren Zufall einstellen würde. Natürlich ahnte
niemand in der Abteilung, warum diese speziellen Sammelbehälter für Altpapier
plötzlich da und alle anderen Papiereimer entsorgt worden waren. Er wertete die
Protokolle wöchentlich aus und übergab alle zwei Wochen ein ausgedrucktes
Extrakt sehr diskret an Dr. Drager persönlich. Per E-Mail wollte er nichts
verschicken. Er wusste ja nur zu gut, wie unsicher jegliche elektronische
Kommunikation war.
Die Zusammenfassungen zu
erstellen klingt einfach, war es aber definitiv nicht! Die neue Software war
gnadenlos, und so musste das Einstellen der Überwachungsparameter ständig
nachgebessert und justiert werden. Zu Anfang wurde er mit Informationsmüll
geradezu überhäuft und das manuelle Nachbearbeiten war dann extrem
zeitaufwendig. Er konnte und wollte ohnehin etwa 90 % aller gesammelten Daten
nicht an Dr. Drager weiterleiten. Dazu musste er sie aber vorher erst manuell
auswerten, um sie dann zu verwerfen oder weiterzugeben. JP wollte ja nicht,
dass jemand seinen Job verliert, nur weil er sich vielleicht ein paar
Pornoseiten im Internet angesehen oder während der Arbeitszeit in einem der
Internetforen gechattet hatte. Das tat alles nichts zur Sache und hatte die
Personalchefin nicht zu interessieren. Gut 12 - 18 Stunden pro Woche gingen
dabei durchaus von seiner Freizeit drauf. Er führte ein gesondertes, privates
Stundenkonto für das Projekt „Mamba“ und hatte zum Jahresende dort 94
Einsatzstunden vermerkt. Das konnte er unmöglich mit zusätzlichen Urlaubstagen
abfeiern. Hier wäre eine Auszahlung sinnvoller. Hinzukamen die normalen
Überstunden, die sich im Laufe des Jahres auch schon auf 182 angesammelt hatten
und in nächster Zeit sicher nicht abgebaut werden könnten. Das gab einen fettes
Dezembergehalt!
Er leitete alles auf
seine privaten Server und konnte so das Meiste von zu Hause und nachts oder am
Wochenende erledigen. Aber für sein Fliegenfischen (FlyFi-Hobby) hatte er in
diesen Wochen kaum Zeit. Naja, es war nun ohnehin recht kalt, zumindest
versuchte er, sich damit ein wenig zu trösten.
Für die Überwachungsfilme
aus dem Fotokopierraum richtete JP einen isolierten Speicherplatz auf einem der
großen IBM-Server im Rechenzentrum ein und verschlüsselte die Zugriffsrechte.
Somit konnte niemand außer ihm unbemerkt darauf zugreifen. Die Qualität der
beiden Kameras war beeindruckend für ihre winzige Linsengröße. Kamera Nr. 1
zeigte beinahe den gesamten Raum und Nr. 2 filmte das zu kopierende
Schriftstück in einer Qualität, dass man den Text des Kopiergutes lesen konnte.
Der Kopierraum war eine
etwas abseits gelegene, größere Kammer. Vielleicht traten deshalb auf den Überwachungsvideos
einige ganz bizarre Dinge zutage: Alfred Gogl z. B. hatte ein Alkoholproblem
und trank heimlich beim Kopieren aus seinem dort versteckten Flachmann, Hermann
Uller bohrte gerne unbemerkt in der Nase und inspizierte dann interessiert
seinen Popel, den er dann genüsslich verzehrte. Christine Sorger setzte sich
einmal ohne Unterhose auf einen Kopierer und machte Kopien – oh la la. Und
Monika Wallner und Barbara Arglos waren lesbisch und schmusten schon mal
hemmungslos im Kopierraum. Jedem eben das Seine.
JP fielen dabei seine
wilden Sexabenteuer mit Susanne, Dr. Dragers Sekretärin, in diversen Räumen der
Firma Malinger wieder ein und so hoffte er nun inständig, dass nicht auch noch
anderswo Mikrokameras installiert und von irgendeinem Sicherheitsmann überwacht
worden waren. Aber das hätte er inzwischen wohl schon mittels Kündigung oder
Abmahnung mitgeteilt bekommen. Jedenfalls: All diese Aufzeichnungen taten
nichts zur Sache „Werksspionage“ und konnten nichts beitragen, um den möglichen
Übeltäter zu entlarven oder zu überführen. Deshalb leitete JP nichts davon
weiter an Dr. Drager und löschte die Filme nach ein paar Tagen wieder.
Dennoch hatte
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