Ohne Skrupel
sie haben durch Ihre
Sturheit bei dieser Verfolgung schon genug Schaden angerichtet. Tozzi ist Ihnen
entwischt! Das ist Fakt! Wenn Sie nicht wollen, dass ein detaillierter Bericht
über Herrn Malinger zu seinem Freund dem Polizeipräsidenten kommt, dann hören
Sie mir jetzt zu und handeln danach. OK? Ich deute ihr Schweigen als
Zustimmung. Also, hören Sie, ich habe vorsorglich in Tozzis Jacke einen kleinen
Sender eingebaut und ich weiß deshalb, dass er in diesem Haus da rechts ist.“
JP deutete mit seinem Finger auf das betreffende Gebäude: „Wahrscheinlich in
der obersten Etage, die letzte Wohnung rechts. Fordern Sie Verstärkung und
kugelsichere Westen an und stürmen Sie dann die Wohnung! ‚La Pulcinella‘ ist
sehr gefährlich und sicherlich schwer bewaffnet.“ Krauser lief puterrot an. Er
war drauf und dran, JP eine Ohrfeige zu verpassen. Seine anderen beiden
Kollegen stimmten JP zu. Er beschimpfte JP als „Klugscheißer“ und bezichtigte
ihn einer Mittäterschaft mit diesen „Mafiosi“, wie er die Verdächtigen immer
nannte. „Ihrem Namen nach sind Sie ja auch so ein spaghettifressender Itaker.
Ihr steckt sowieso allesamt unter einer Decke! Hier geschieht ausschließlich
was ICH sage, Bürschchen! Das ist MEINE Show! Sie sind bloß ein geduldeter
Wichtigtuer! Sie und ihr Boss können mich kreuzweise! Wir gehen SELBST da rein
– und zwar ALLEINE – nur WIR DREI nehmen diese Wichser jetzt fest. Ha!! Wär
doch gelacht!! Gruber, Sander, mir nach, Waffe entsichern und schießen, falls
notwendig! Und sie, Früchtchen, bleiben hier, schauen zu, staunen und lernen
von den echten Männern!“
Und schon bewegten sich
die Beamten im geduckten Laufschritt, ihre Pistolen im Anschlag, auf das
benannte Gebäude zu. Sie schienen an mehreren Klingeln zu läuten, irgendjemand
betätigte jedenfalls den Türöffner und so drangen die Beamten ins Gebäude ein.
JP war verwirrt. So blieb ihm nur, den Notruf der Polizei zu wählen und
Verstärkung wegen „Verdacht auf eine anstehende Schießerei“, nach Neuperlach zu
rufen. JP beobachtete konzentriert die Fensterfront im obersten Stockwerk. Nach
ein paar Minuten dachte er, mehrere Schüsse zu hören und sah diverse Blitze
aufleuchten.
Daraufhin wurden
schlagartig ringsum viele Fenster erhellt. Leute stürzten auf ihre Balkone und
wollten wissen, was da los sei. Nach etwa zehn Minuten kamen die ersten
Einsatzfahrzeuge der Polizei mit Blaulicht angebraust. Die Beamten stürmten
sofort mit gezückter Pistole das Hochhaus. JP war immer noch auf der Straße. Er
rief Frau Dr. Drager auf ihrem Handy an und berichtete ganz nüchtern, wie ein
beobachtender Journalist in einem Kriegsgebiet. Sie war erschüttert! Sie wollte
sofort zu ihm eilen und ihn abholen. Nach und nach kamen immer mehr Polizisten
und stürmten das Hochhaus. Viele Bewohner standen auf den Balkonen oder kamen
vor die Eingangstür in die eisige Abendluft. Man munkelte von Toten. Aber
niemand wusste etwas Genaueres.
JP beobachtete plötzlich
einen dunkelhaarigen, mittelgroßen Mann, der sich vollkommen anders verhielt
als alle anderen. Er ging langsam, scheinbar vollkommen desinteressiert,
irgendwie gebückt und stark hinkend von dem Gebäude weg, direkt auf die
Polizeiautos und auf JP zu. JP erkannte ihn sofort als „La Pulcinella“, der die
allgemeine Verwirrung zur Flucht nutzen und sich aus dem Staub machen wollte.
JP musste unbedingt etwas unternehmen, aber er war weder bewaffnet noch gut in
Selbstverteidigung. Er war ja nur ein ganz normaler Kerl, zufälligerweise an
diesem Ort. Um ihn herum standen mittlerweile mehrere Polizisten und warteten
auf ihre Kollegen im Hochhaus. Da begann JP aus Leibeskräften zu schreien und
zeigte auf den hinkenden „La Pulcinella“ – „Der Mann hat eine Waffe! ACHTUNG
WAFFE! WAFFE!“
Schlagartig zückten alle
Polizisten ihre Dienstwaffen und zielten auf „La Pulcinella“. Dieser hatte
tatsächlich keine Waffe und erkannte schnell die Übermacht der Beamten. Er
ergab sich sofort kampflos. „La Pulcinella“ blutete aus dem Bauch, dem rechten
Bein und dem rechten Arm. Er wurde unverzüglich überwältigt und in Handschellen
gelegt. Die Rettungswagen trafen mittlerweile ein und begannen sogleich mit der
Notversorgung.
Die Bilanz des Abends war
verheerend: ein erschossener Polizist: Peter Krauser, eine erschossene
Zivilistin, wohl die Freundin von Donatelli, zwei leicht verletzte Polizisten:
Sander und Gruber, zwei sehr schwer verletzte Zivilisten: Schusswunden,
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