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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Stammkunden
hatte. Ihre besten Jahre waren vorbei und mit ihren 41 Jahren war sie einfach
schon zu lange in diesem Geschäft. Sie träumte von einer eigenen Bar –
irgendwo, wo es warm war und die Sonne die meiste Zeit des Jahres schien. Weit
weg von ihrem derzeitigen Arbeitsplatz, weit weg aus Deutschland ... weit weg
von all den Hans´, Peters, Michaels oder wie sie sonst noch hießen ...
    Irgendwann wollte Sie das
wirklich machen, aber heute noch nicht. Heute war Ivan der Stier dran. Dieses
Schätzchen da, sie sagte der Einfachheit halber zu allen Schätzchen, Namen
interessierten sie nicht wirklich, war ein sehr brutales Exemplar. Der reinste
Begattungs-Stier. Er konnte sich gar nicht mehr beruhigen und hatte zweimal
sein Zeitlimit überzogen, musste ordentlich nachblechen, was ihn aber nicht
interessierte.
    Er hatte sogar noch ein
richtig gutes Trinkgeld springen lassen – zwei Hunderter obendrauf gab’s nicht
allzu oft. Sie hatte in dieser Nacht mehr verdient als sonst in einer guten
Woche. Das war auch gut so – die nächsten zehn Tage war nix mit „in den Arsch
ficken“, denn ihr Arsch war buchstäblich „im Arsch“. Und der musste erst mal wieder
heilen. Wahrscheinlich würde sie Windeln tragen, wenn sie alleine war.
    Victor Ivan war
zufrieden. Das war ehrlicher, guter, abgefahrener Sex. Jetzt konnte er einen
schönen kleinen Urlaub machen. Vielleicht Gran Canaria. Er würde am Wochenende
irgendwas „Last-Minuteiges“ suchen. Einfach raus zum Flughafen und in den
nächstbesten Urlaubsflieger steigen.
    Piep, piep, meldete sich
sein Handy. Eine SMS – eine neue Handynummer. Shit, es war 01:30 Uhr morgens.
Aber was soll’s – Job ist Job. Sein Stammkunde vom Videoauftrag hatte schon
wieder etwas Neues für ihn. Er rief sofort an und hörte aufmerksam zu. 59
Sekunden später war das Gespräch beendet. Victor dachte nach und schickte eine
kurze SMS an die neue Nummer „40K, liefere in 2 Wo“ (40.000,- Euro, liefere
binnen zwei Wochen). Es dauerte Minuten und er hatte die Antwort.
„Ok20KMoleBrika“.
    Klang wie ein Passwort,
war aber keines. Es bedeutete ganz einfach: OK, 20.000,- Euro und die
Unterlagen für den nächsten Auftrag liegen ab Montag im letzten, geheimen Briefkasten.
    Victor Ivan war gut im
Geschäft. Ein paar Tage Urlaub waren auch noch drin. Der nächste Urlaub konnte
etwas teurer ausfallen. Gemäß des Telefonates war für eine Zielperson das
Verfalldatum abgelaufen. Kohle: gut, Spaßfaktor: sehr vielversprechend.

Ende Februar 2010,
München
     
    JP hatte das Gefühl, dass ein
einzelner Mann nicht noch mehr Arbeitslast tragen konnte. Alles ballte sich
über ihm zusammen – die beiden eigenen Projekte Datenqualität und Anbindung der
Produktionen an die SAP-Systeme waren unglaublich arbeitsintensiv. Zuerst war
es ein Horror, sich für das richtige Softwareprodukt, dann für das richtige
Systemhaus und die entsprechenden Fachleute zu entscheiden und letztendlich
musste man selbst und auch die Kollegen viel lernen, um irgendwann eigenständig
weiterarbeiten zu können. Franz Korber war kaum noch zu greifen und reiste
ständig zwischen den IT-Centern in Spanien und Schottland hin und her. JP kam
es so vor, als würde er alleine die deutsche Zentrale führen.
    Sein Privatleben war kaum
noch vorhanden und selbst seine klammersüchtige Schmuse-Freundin Julietta, die
Boutique Besitzerin aus Schwabing, schien inzwischen die Lust an ihm zu
verlieren. Aber hier war er sich ohnehin nicht sicher, ob er dies nicht sogar
provoziert und bewusst drauf angelegt hatte. Es fing alles so gut an mit
Julietta. Im Juli lernten sie sich am Starnberger See in Tutzing in seinem
Lieblingsbiergarten „Häringswirtschaft“ kennen. Sie war in Begleitung mehrerer
Mädels, er mit ein paar Kumpels unterwegs. Man hatte zusammen geflachst und
gelacht und dann kam es, wie es immer kommt, wenn ein Mann und eine Frau sich
gut verstehen.
    An diesem Sommerabend
waren JP und jeder seiner drei Freunde mit einem Mädel nach Hause gegangen –
nein, Herbert sogar mit zwei. Damit hatte er Wochen danach noch angegeben.
Inzwischen hatte sich Herbert allerdings nur noch für Susanne entschieden und
schmiedete sogar Hochzeitspläne. JP würde gerne den Trauzeugen abgeben – aber
ein Termin war noch nicht vereinbart. JP verlebte mit Julietta eine ganz tolle
Zeit! Sie hatte italienische Vorfahren und unterhielt sich gerne in
Italienisch, damit sie nicht aus der Übung kam. Ihre Eltern lebten inzwischen
wieder in Italien und

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