Ohne Skrupel
ausreden. Zumindest die Sache mit dem hausinternen
Produktdiebstahl wollte er besser auswerten, mehr Beweise zusammentragen und
die Schuldigen entlarven. Nebenbei wollte er aber auch ein bisschen in der
Sache dieser tschechischen Firma MOTOHOMOTY s.r.o recherchieren. Wenn er
mehr darüber wusste, dann konnte er entscheiden, ob er entweder dabei etwas für
sich herausholen oder die Schuldigen zu gegebener Zeit anzeigen und alles
aufdecken sollte. Irgendwie ging ihm das alles furchtbar gegen den Strich! Und
da er nun schon mal da saß, im kalten Rechenzentrum, fiel ihm doch wieder ein,
was er hier im „Reich der Big Mamas“ zu finden hoffte. Flink huschten seine
Finger über die Tastaturen.
Z. B. wäre doch die
Historie der polnischen Fabrik-Neuerwerbungen, die in den vergangenen Jahren
vom Malinger Konzern gekauft und mittlerweile als Tochterunternehmen integriert
wurden, doch sicherlich einen tieferen Blick wert. Priorität hatte nun, viel
Material zu sammeln, dann auszufiltern, auszuwerten, zu reduzieren und
letztendlich zu entscheiden. Vielleicht kam irgendwann die Zeit für die
Kollekte – entweder zugunsten seines eigenen Klingelbeutels oder für die
Polizei.
13. – 14. März 2010,
Kitzbühel, Österreich
Endlich Wochenende! Es hatte den
ganzen Donnerstag und Freitag geschneit und es war bitterkalt. Am Samstag stand
keine Wolke am Himmel, Sonnenschein, Minus 12 Grad. Ein „bayerischer Himmel“
und ein Wintertag, wie er im Buche steht! Besser konnte es nicht sein! JP war
schon seit 7:00 Uhr unterwegs, es ging Richtung Süden, nach Kitzbühel,
Österreich. An einem so perfekten Samstag musste man früh losfahren. Ansonsten
kam man unweigerlich in den Stau und die normalerweise anderthalbstündige
Autofahrt ins Skigebiet konnte sich schnell auf zweieinhalb Stunden ausdehnen.
Verlorene Zeit auf der Autobahn. Die Münchner sind ein ausflugsfreudiges und
genusssüchtiges Völkchen – gutes Wetter und neuer Schnee hatten eine
magnetische Anziehungskraft für alle Skibegeisterten! Im Auto waren drei Mädels
und JP. Er saß hinten. Barbara fuhr. JP war heilfroh, nicht fahren zu müssen.
Er hatte bis spät nachts im Rechenzentrum gesessen und die Malinger Computer
durchforstet. Anstatt gleich die gesammelten Daten auszuwerten, war es viel
verlockender die Glotze anzuwerfen und bis „in die Puppen“ fernzusehen. Der
neue, ultraflache LED-Fernseher von Samsung mit seinen 50 Zoll war echt ein
Hammer! Er wusste zwar nicht mehr, was genau er alles gesehen hatte, aber
abschalten konnte er irgendwie auch nicht.
So gegen 4:00 Uhr hatte
er sich dann ins Bett gezwungen und um 6:15 Uhr ging gnadenlos sein
iPhone-Wecker. UM 6:50 Uhr waren Barbara und ihre zwei Freundinnen schon unten
vor seiner Tür – Auto beladen und los ging‘s. Nun, gute 20 Minuten später, war
er immer noch nicht ganz wach und hätte gerne noch ein Nickerchen gemacht.
Barbara fuhr einen A6 Kombi und die vier Personen hatten gerade mal so leidlich
Platz. Skier, Skischuhe, Helme, Stöcke, Anoraks und sonstige Klamotten – das
war viel Gepäck für ein Wochenende. Jedenfalls war der Kofferraum des
geräumigen Wagens knallvoll. Die Mädels hatten unglaublich gute, für JPs
Geschmack „nervig-gute“ Laune! Sie quatschten und ulkten wie verrückte Gänse.
JP kannte bisher nur Barbara Arglos, „Babs“, wie sie alle nannten. Sie war eine
Arbeitskollegin bei Malinger und arbeitete in der Buchhaltung. JP hatte sie
einmal mit seiner Minikamera beim Schmusen mit einer Freundin im Kopierraum
beobachtet. Die anderen beiden hießen Tina und Sofia oder so. JP war um diese
Uhrzeit schlecht mit Namen. Im Moment kam er sich vor wie das fünfte Rad am
Wagen – die drei Mädels waren beste Freundinnen und er war nur ein Kerl und
kannte niemanden – eigentlich auch Babs nicht richtig. Abgesehen von ein paar
Happen gelegentlich in der Kantine und ab und zu einem Kaffee zusammen hatten
sie bisher wenig Kontakt gehabt. Sie war nett, aber sicher nicht sein Typ –
zumal sie sexuell wohl anders gepolt und ein bisschen derb in Wesen und
Aussehen war. Ihr Hintern hätte einem Brauereipferd den Neid in die Nüstern
getrieben.
Babs hatte ihn gefragt,
ob er Skifahren könne und ob er mitkommen wolle? Sie würde dieses Wochenende
gerne mit ein paar Freundinnen „rein nach Kitz“ düsen. „Es soll ganz tolles
Wetter geben und Neuschnee ... Ich reservier die Pension für eine
Übernachtung.“ Er hatte ja nichts weiter vor und der Gedanke, alleine zu
Weitere Kostenlose Bücher