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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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lief. Der Fernseher wollte so gar nicht zum Rest der Einrichtung passen.
    Herbert schaltete ihn aus und fragte, ob jemand ein Bier wolle. Die Kommissare verneinten.
    Das Sofa knarzte, wenn man sich bewegte.
    Winterbach zuckte die Achseln und öffnete eine der Dosen, die auf dem Tisch standen.
    »Wir sind hergekommen, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen«, begann Heiko.
    »Das hab’ ich mir schon gedacht. Also?«
    Heiko räusperte sich. »Scheint’s haben Sie etwas geerbt vom alten Weidner.«
    Herbert regte sich nicht.
    »Stimmt das?«, hakte Heiko nach.
    »Kann sein. Er hat mal so was erwähnt. Ich weiß aber noch nix Genaueres darüber.«
    »20.000 Euro scheint’s«, informierte der Kommissar und der Rothaarige pfiff durch die Zähne. »Nicht schlecht! Das hab’ ich gar nicht gewusst.« Er nahm noch einen Schluck Bier.
    »Wirklich nicht?«, bohrte Lisa.
    »Nein«, versicherte er.
    »Wie war denn euer Verhältnis?«, fragte nun Heiko.
    Ein Schluck Bier. Dann: »Wisst ihr, der war ja schon älter, der Rudi. War schon ein bisschen wie ein Vater für mich. Mein eigener Vater ist ein ziemliches Arschloch und schon lang weg. Ja. So ist das halt. Und ich war für den Rudi auch so eine Art Sohn.«
    »Aber Herr Weidner hat doch Kinder?«, wandte Lisa ein. »Zwei Söhne und eine Tochter.«
    Herbert winkte ab. »Die taugen doch alle nix! Der Älteste ist ein Lackaffe, der Jüngere ist nicht grad der Hellste und das Mädchen, ja, die Silke, die wär ja recht, ist aber schon ein ziemliches Luder!«
    »Wegen dem Kind?«, vermutete nun Heiko und Herbert nickte.
    »Wer der Vater ist, weiß bis heut noch keiner!«
    »Wären Sie’s gerne?«, fuhr der Kommissar fort und zündete sich eine Zigarette an, da er auf dem Tisch einen Aschenbecher entdeckt hatte.
    Herbert, dessen Hand gerade wieder mit der Bierdose auf dem Weg zum Mund war, grinste und sagte: »Ha, ich tät sie schon nehmen. Aus christlicher Nächstenliebe sozusagen. Aber der Karl sagt, die tät mit irgendeinem rumschmieren. Aber mit wem, weiß er auch nicht. Die geht, scheint’s, auch mal ab und zu in den Epfel!«
    Heiko bemerkte Lisas hilflosen Seitenblick und erbarmte sich. »Der Epfel ist unsere Disco!«, erklärte er. Lisa nickte und versuchte ein Lächeln.
    »Und der alte Herr Weidner hätte da bestimmt nichts dagegen gehabt«, mutmaßte Lisa.
    »Dem hätte das gefallen, ich als sein Schwiegersohn«, bestätigte Herbert. »Wir sind uns recht ähnlich, ich meine, gewesen, ähnlich gewesen halt.«
    »Gemeinsame Interessen?«, vermutete Heiko.
    Der Mann nickte. »Ja, Interessen und Ansichten.« Noch ein Schluck Bier, und die Dose war leer. Herbert zerdrückte sie, was ein hässliches Geräusch verursachte, und legte sie dann auf den Couchtisch, um sie missmutig anzustieren. »War’s das?«, fragte er.
    »Vorerst ja«, sagte Heiko und erhob sich.
     
    Lisa rührte in ihrem Latte Macchiato. Heiko verstand nicht, was die Frauen an diesem komischen Schaumzeug fanden. Es war süß und klebrig und sonst nichts. Igitt. Hier im Kaffee Kett machten sie öfters eine Pause, um sich zu besprechen.
    »Glaubst du, er wusste wirklich nichts vom Erbe?«, fing seine Kollegin jetzt an, während sie sinnend den Löffel betrachtete.
    Heiko sah zu, wie sie ihn hingebungsvoll ableckte. Ihre Lippen waren wirklich schön. Er trank einen Schluck Kaffee und sagte dann: »Ich glaube, er mochte ihn wirklich. Und vor allem mag er Silke Weidner!«
    Die Kommissarin legte den Löffel auf den kleinen Teller. »Den Eindruck habe ich auch.«
    »Aber dann hätte ihm der Tod vom alten Weidner nichts gebracht«, überlegte Heiko.
    Lisa hob nachdenklich den Zeigefinger. »Außer, wenn er die ganze Sache hätte beschleunigen wollen.«
    »20.000 Euro sind doch kein Mordmotiv«, versetzte Heiko.
    »Wer weiß?«, zweifelte Lisa und schlürfte Milchschaum.
    »Also ganz koscher ist der jedenfalls nicht.«
    »Welche gleichen Ansichten haben ihn wohl mit dem Weidner so verbunden?«
    »Vielleicht die Schäferhundsache?«, schlug die Kommissarin vor.
    Heiko zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Schäferhundsache?«
    »Wer nennt seinen Schäferhund schon Adolf?«
    Heiko verstand. »Ja, da könntest du recht haben«, vermutete Heiko.
    »Ein Nazi vielleicht«, fügte Lisa hinzu und rührte im Latte Macchiato. »Hat Frau Weidner nicht so was gesagt?«
    Der Kommissar stimmte zu. »Ja, vielleicht. Einer von der ›Beim-Adolf-hätt’s-des-net-geewa‹-Fraktion mindestens.«
    »Von welcher Fraktion?«
    »Die eben

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