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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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der Leine. »Was issn los, Hund?«, fragte Heiko geistesabwesend.
    Der Fall wurde immer verwirrender. Und nicht nur der Fall. Alles wurde immer verwirrender. Auch das mit Lisa.
    Seit fünf Jahren war er nun allein. Und fühlte sich eigentlich gut dabei. Vermisste nichts. Seine Affären hatten ihm immer gereicht. Und auch den Frauen. Keine hatte jemals mehr gewollt.
    Ein Auto fuhr in Schrittgeschwindigkeit vorbei. Sita drückte sich eng an ihn.
    Lächerlich, dass er sich in Lisa verknallt hatte, ausgerechnet! Was sollte er denn mit so einer anfangen? Eine Hochdeutsche! Fischkopf! Verstand ihn nicht einmal. Und sie war kompliziert.
    Eigentlich bevorzugte er Frauen, die machten, was er wollte, denn das war wunderbar bequem. Lisa war auf jeden Fall eine Herausforderung. Sie war weder hohl noch unterwürfig. Sie kümmerte sich nicht um das, was die Leute so redeten, und ihr Leben bestand aus mehr als Kuchen backen und Kinder kriegen.
    Es lag nicht daran, dass sie keine Hausfrau war, denn es gab vereinzelt auch interessante Hausfrauen. Durchaus.
    Aber nein. Es lag an ihr. Sie war wunderbar. Und er wusste, dass er sehr gerne mit ihr zusammen wäre.
    Er zündete sich eine Zigarette an. Der Hund kannte die Prozedur und wartete, bis es weiter ging. Tief sog Heiko den Rauch in seine Lunge ein. Er wusste, dass er das lassen sollte, aber es half ihm beim Denken.
    Er setzte sich wieder in Bewegung und Sita wackelte voraus, die Nase aufmerksam in die Luft gestreckt. So eine Hundenase wäre schon was, dann hätte man den Mörder gleich. Noch immer hatten sie keine heiße Spur und beinah jeder hatte ein Motiv.
    Eine verzwickte Situation, aus der er momentan keinen Ausweg wusste. Wer profitierte von Weidners Tod? Die Frau und Herbert Winterbach, finanziell zumindest.
    Wobei er der Frau ihre Gleichgültigkeit abnahm. Bei Herbert, nun, er würde sehen. Dass der Weidner wegen eines Konkurrenzkampfes um den schönsten Deutschen Riesenschecken umgebracht worden war, erschien ihm aber mehr als unwahrscheinlich.
    Sita sah zu ihm her, sie merkte es, wenn er grübelte.
    Die Kinder konnten mit ihrem Vater wohl nicht viel anfangen, aber das war kein Grund, ihm gleich ans Leben zu gehen.
    Silke und Karl schienen sich mit der Situation arrangiert zu haben und was den anderen Sohn betraf, na ja, den würden sie morgen wohl endlich mal zu Gesicht bekommen.
    Wie Lisa wohl in einem schwarzen Kleid aussähe? Nicht in so einer Beerdigungsrobe, sondern im kleinen Schwarzen?
    Es war ganz still, nur seine Atemzüge und die Pfoten des Hundes auf dem Asphalt waren zu hören.
    Er genoss die Stille.
    Silvio– wegen der latenten Ausländerfeindlichkeit?
    Mehr Sinn ergäbe da schon Marco Campo als Mörder, er hätte sich erstens gekränkt fühlen können wegen der Verachtung, die ihm der Weidner offenbar entgegengebracht hatte.
    Zweitens hätte er wegen Silke ein Mordmotiv, denn der Weidner hätte diese Liaison niemals geduldet.
    Held hingegen hatte gar kein Motiv. Warum um alles in der Welt sollte er den Weidner umbringen? Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass der Schlüssel zur Lösung mit der Affäre zusammenhing. Wenn Held die Affäre war? Ach.
    Es half alles nichts. Es müsste noch ein anderes Motiv geben. Eines, das viel plausibler wäre. Na ja. Mal sehen, was der morgige Tag bringen würde.
    Jetzt ging ihm aber erst mal die Oper auf die Nerven. Aber wenn er verhindern wollte, dass Lisa ein romantisches Date mit dem Schwaben hatte, dann musste er eben in den sauren Apfel beißen.
     
    Die Hasen reckten ihre Nasen zum Gitter. Sie wussten, dass Fütterungszeit war, und sie mochten ihren Besitzer.
    Und Silvio mochte sie. Er stellte den Schubkarren mit dem frisch geschnittenen Gras ab und öffnete die erste der zehn Boxen. Er hatte Holländer.
    Er mochte sie, seine Holländer, das stimmte. Er streckte dem ersten Rammler eine Handvoll Gras hin. Sofort begann das Tier, aufgeregt daran zu knabbern. Schon hatte es einen Löwenzahn erbeutet, der nun mit rasender Geschwindigkeit in dem mümmelnden Maul verschwand.
    Silvio lachte und streichelte das Kaninchen, bevor er das Gras in den Stall warf und diesen wieder verschloss.
    Genauso machte er es bei seinen neun anderen Tieren. Die beiden trächtigen Häsinnen erhielten natürlich mehr.
    Der selige Rudi hatte seine Tiere auch gemocht, aber für seinen Geschmack war das einen Tick zu krankhaft gewesen. Er hatte seine ganze Aufmerksamkeit nur noch auf die Deutschen Riesenschecken gerichtet.
    Seine Frau hatte da nichts

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