Okarina: Roman (German Edition)
nicht«, sagt die vom Otto-Nagel-Haus.
»Den gibst du bei der Volkssolidarität ab und widmest dich deinen Interessen«, sagt der Pergamonaltar.
»Hört schon auf«, sagt das Bode-Museum. »Ihrem Wunderknaben Noah wird sie sich widmen, der dann dreizehn ist. Ebenso, wenn er dreißig ist.«
»Wenn er dreißig ist, kann er Professor sein, falls sie den Beziehungskerl nimmt, bevor sie dreißig ist«, sagt das Nagel-Haus.
»Das wäre ein Gesichtspunkt«, sagt Jennifer Król. »Sollte er sich melden, ziehe ich ihn in Betracht.«
Hier könnte eine von den trivialen Herausforderungen ins Spiel gekommen sein: »Wetten, daß er sich meldet? Wetten, daß nicht? Wetten, daß du ihn kriegst? Wetten, daß sie ihn nicht nimmt?«
Ob das Quartett von diesem Blatt gesungen hat, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß die Öffentlichkeitsarbeiterin vom Bode-Museum, von der wir einmal etwas Pfiffiges über islamische Kodiertechniken gedruckt hatten, eine Vielwisserin, die leider der unislamischen Neigung zu stärkeren Likören anhing, vorbeikam, um Guten Tag zu sagen und mich, dies unterm Siegel asmarischer Verschwiegenheit, wissen zu lassen, der Rest der Person, der übrigblieb von der, die ich bei Referat und Diskussion verschlungen habe, diese Person habe geäußert, wenn ich mich melde, ziehe sie mich in Betracht.
»In welcher Hinsicht?«
Das, sagte die Völkerkundlerin, möge ich selber erkunden und verzog sich zu ihrer Clique. Wo sie der Restauratorin etwas mitzuteilen hatte. – Die verbleibende Tagung und der verbleibende Tag vergingen mir über zwei Fragen. Erstens, ob es tatsächlich Dora Schoefgen vom Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gewesen sei, die mir in der O KARINA -Gründerzeit den Aufsatz einer Studentin über eritreische Codierung in die Redaktion gebracht hatte. Zweitens, ob ich ernsthaft in Betracht ziehen solle, von einer viel zu jungen Frau vom Märkischen Museum in Betracht gezogen zu werden.
Wie Numero zwei ausgegangen ist, weiß man. Wie es sich mit Numero eins verhielt, weiß ich inzwischen auch: Ja, Dora hatte einst die Verbindung zur künftigen Mitarbeiterin vom Bode-Museum hergestellt, und die später leitende Mitarbeiterin hat später meine Verbindung zur Mitarbeiterin vom Märkischen Museum hergestellt.
Das ist alles und ist nicht viel und soll mir gar nichts sein. Allein schon Eitelkeit verbietet mir die Annahme, ich sei weniger durch eigenes Zutun als durch Wirken höherer Mächte an meine zeitweiligen Gefährtinnen geraten. An einige, ja. Bei Agnieszka lag es auf der Hand. Bei Dora ebenso. Bei Sonja könnte es auftrittshalber so gewesen sein. Bei Jennifer Noahhalber auch. Bei Fedia? Bei Fedia dann nicht anders. An Fedia war ich durch Bantzer geraten. Bantzer gehörte Ronald zu. An Ronald war ich durch Ronald geraten. Wie an Flair durch Flair. An Flair, der ein Dramaturg in Vollendung war. Wie Slickmann ein Fädler in Vollendung. Die beiden hatten zwar mich, aber vielleicht nicht sich zum ersten Mal bei Moeller & Moeller getroffen. Falls nicht, dann war es mit einigem Aufwand zugegangen, wenn man das Pferd von Josef Stalinski und die Theaterzettel bedachte. Weit länger und weit tiefer miteinander bekannt waren Gabriel Flair und Schorsch Niklas, den wir Signal-Niklas, abgekürzt Signik, nannten. Der eine bewog den anderen, mich zum Lehrling zu nehmen. Der andere bog meine mehr als krumme Lehre hin. Vermutlich mit Hilfe eines Dritten, der Zimmetsberger hieß oder bei mir, wenn ich ihn mir in blaßblauem Wasser oder als einen politikunwilligen Leserbriefschreiber dachte, Gartensträssner. Ohne den wiederum war das Organ für Kommunikations-Angelegenheiten regionaler, internationaler und nationaler Art nicht zu denken. Wie ich nicht ohne dieses Blatt an den Rednerpulten diverser Willenskundgebungen. Was die Frage aufwirft, woran ich es dann wohl als Ideengefäß habe fehlen lassen. Und die Frage dazu,auf welchen Boten mit welcher Botschaft ich eigentlich noch warte.
Indem ich eine Litfaßsäule neuen Typs namens O KARINA betrieb, hatte ich ein Hauptstück meines Seins in den lenkenden Händen eines Vereins zu begreifen, für den keine Unschuldsvermutung gilt. Natürlich ist er so kriminell gewesen, wie Vereine seiner Art es sind. Sie alle, repeat: sie alle sind schuldig bis zum Beweis des Gegenteils.
Ich wünsche nicht, als unschuldig im Sinne meiner Ankläger zu gelten. Weshalb ich auch nicht Klage führte für den Fall, Jennifer Król wäre durch eine verzweigte
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