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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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nicht aufpasst!«, prustete einer der Getorixe. »Sensibyllen ohne Federn, das wäre doch mal ein Heidenspaß!«
    Die Sensibyllen schüttelten sich empört.
    »Eure Worte bringen ein mit Sarkasmus gespicktes Temperament zum Ausdruck«, bemerkte Dragomiras Plemplem, der gerade Orangen presste.
    »Du sagst es, mein Freund«, entgegnete der Getorix, der wie ein Besessener herumsprang.
    Da hielt der Plemplem abrupt in der Bewegung inne. Von ­ihrem Platz aus sah Oksa ihn mit dem Geschirrtuch in der Hand erstarren. Seine beiden Gefährten musterten ihn erstaunt, während der Getorix an seiner Schürze zupfte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Endlich setzte sich Dragomiras treuer Diener mit hervorquellenden Augen in Bewegung und wankte zu seiner Herrin.
    »Was gibt es, lieber Plemplem?«, fragte die Baba Pollock besorgt, als sie sah, dass er ganz blass geworden war.
    »Die Alte Huldvolle und ihre Freunde wie auch ihre Feinde müssen den Erhalt einer von Wichtigkeit getränkten Nachricht tätigen.«
    Der Plemplem hielt inne, doch Dragomira ermunterte ihn weiterzusprechen.
    »Ein Hinweis ist im Geist Eurer Dienerschaft emporgesprudelt«, sagte das kleine Geschöpf schließlich. »Verehrte Alte Huldvolle, der Absolute Wegweiser hat das Geschenk seiner Enthüllung überreicht.«
    Ein Gemurmel erhob sich an den Tischen der Rette-sich-wer-kann, die Treubrüchigen schwiegen ungläubig.
    »Das Tor hat seinen Zugang ausgeliefert«, fuhr der Plemplem fort, »und Eure Dienerschaft ist nun im Besitz der Kenntnis des genauen Standorts, gespickt mit den nötigen geografischen Angaben.«
    Dragomira war jetzt ebenfalls blass geworden, sie wirkte niedergeschlagen. Die Rette-sich-wer-kann wunderten sich über ihre Reaktion, allen voran Oksa. Abakum beugte sich zu seiner alten Freundin hinüber und sah ihr tief in die Augen. Nach einer Weile nickte Dragomira ernst und stand auf, um mit brüchiger Stimme zu verkünden:
    »Der Hüter des Absoluten Wegweisers hat gesprochen: Das Tor ist erschienen, Edefia und die Von-Drinnen erwarten uns.«

Zwölf Tage und zwölf Nächte
    E
s kommt überhaupt nicht infrage, dass wir euch einfach nur hinterherlaufen wie eure Lakaien«, donnerte Orthon.
    »Genauso wenig, wie es infrage kommt, dass wir dir auch nur eine Haaresbreite Vorsprung geben!«, entgegnete Dragomira. »Euer Schicksal hängt genauso von unserem ab wie unseres von eurem, und das weißt du sehr wohl. Spiel dich also bitte nicht auf wie ein beleidigter Großmogul. Wir gehen zusammen dorthin, wo ich uns hinführe!«
    Bei diesen Worten schlug die Baba Pollock direkt vor dem wut­entbrannten Orthon mit der Faust auf den Tisch. Die beiden maßen sich mit Blicken.
    »Ich traue dir keine Sekunde über den Weg«, sagte Orthon stur.
    »Ich dir auch nicht, wenn du es genau wissen willst«, entgegnete Dragomira. »Aber es ist ja nun mal, wie es ist, denn du hast das Medaillon …«
    »Natürlich, aber du gestattest doch bestimmt, dass ich mir eine weitere Sicherheit aneigne, verehrte Schwester!«
    Bei diesen Worten packte er blitzschnell den Plemplem, der vor Schreck ganz durchsichtig wurde. Pavel und Naftali wollten sich ihm noch in den Weg werfen, doch Gregor und Agafon kamen ihnen zuvor und drängten sie zurück. Sogleich zückten alle Anwesenden ihre Granuk-Spucks. Mit einem Riesensatz stürzte sich plötzlich Tugdual auf Orthon. Er klemmte sich den schreckensstarren Plemplem unter den Arm und brachte ihn zu Dragomira zurück.
    »Wegen dir verschwenden wir hier wertvolle Zeit, Orthon«, schimpfte sie. »Wann wirst du endlich begreifen, dass es nichts bringt, wenn wir uns gegenseitig bekämpfen? Wir sind gleich stark, und du tätest gut daran, dir das endlich einzugestehen.«
    Dann bückte sie sich, hob den am ganzen Leib zitternden Plem­plem hoch, machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihren zerknirschten Halbbruder sitzen.
    »Und, Dragomira? Wo ist nun das Tor?«, fragte Abakum.
    »Ich weiß es noch nicht«, gab sie zu. »Aber mein lieber Plemplem wird es uns gleich verraten!«
    Der harte Kern der Rette-sich-wer-kann hatte sich ganz oben im Haus der Treubrüchigen versammelt, im Türmchen auf dem Dach. Cockerell und Olof hielten am Fuß der Treppe Wache.
    »Wir hören, lieber Plemplem.«
    Das kleine Geschöpf sah sie mit großen Augen an, holte tief Luft, verschluckte sich fast und sagte schließlich leise: »Der Absolute Wegweiser hat den Standort des Tores nach Edefia bekannt gegeben. Die Alte und die Junge Huldvolle, ihre Freunde, die

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