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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Oksa an ihr vorbeiging, hielt sie sie entschlossen am Arm fest.
    »Geh nicht, Oksa!«, flüsterte sie.
    Oksa sah ihren besorgten Blick, schüttelte jedoch abwehrend den Kopf und machte sich los. Zoé sah ihr hinterher, wie sie den Raum verließ, und sank dann auf ihrem Platz in sich zusammen.
    Oksa versteckte sich in einer dunklen Ecke des Klostergangs hinter einer Säule und wartete, bis Zelda aus dem Sekretariat zurückkam. Die bog wenige Minuten später in einer makellosen Bluse um die Ecke, blieb plötzlich mitten im Gang stehen, spitzte die Ohren und steuerte dann entschlossen genau die Säule an, hinter der Oksa stand. Erschrocken machte Oksa sich so klein wie möglich und hielt die Luft an.
    »Was tust du denn da?«, fragte Zelda sarkastisch, als sie sie entdeckte. »Spionierst du mir etwa nach?«
    »Natürlich nicht!«, antwortete Oksa ängstlich. »Ich dachte, ich hätte mein Heft vergessen und wollte in meinem Schließfach nachschauen.«
    Zelda bedachte sie mit einem Lächeln, das in etwa so freundschaftlich war wie das einer ausgehungerten Boa, die auf eine fette Maus trifft, und richtete dann den Zeigefinger auf Oksas Brustbein. Entsetzt wich Oksa zurück.
    »Ich bin wirklich enttäuscht von dir«, fuhr Zelda im selben spöttischen Ton fort. »Einem vorausschauenden Mädchen wie dir sollte ein solcher Fehler nicht unterlaufen!«
    Bei diesen Worten tippte sie mit dem Finger gegen Oksas Brust. Oksa wurde furchtbar übel, ein Gefühl, das umso schlimmer wurde, je mehr sie sich in ihre Panik hineinsteigerte.
    »Aber vielleicht hat dein berühmter Scharfsinn ja unter deinem Aufenthalt auf Borneo gelitten?«, fragte Zelda frech.
    »Mir geht es sehr gut, keine Sorge!«, brachte Oksa mühsam heraus.
    Doch in Wirklichkeit fühlte sie sich immer schlechter. Das Ringelpupo um ihr Handgelenk pulsierte unablässig, um sie zu beruhigen und zu ermutigen. Oksa stimmte ihre Atmung auf den Rhythmus des Drucks ab, den das lebende Armband ausübte. Zelda fixierte sie, ohne mit der Wimper zucken. Ihre Nasenflügel bebten, und ein Schatten, dessen Schwärze Oksa Angst einflößte, legte sich über ihre Augen. Am Himmel über ihnen standen plötzlich bedrohliche Wolken. Trotz ihrer sonstigen Unerschrockenheit war Oksa nicht darauf gefasst gewesen, in Zeldas pechschwarzem Blick den ihres Erzfeindes zu erkennen: Orthon, der Treubrüchige. Sie taumelte. Mittlerweile fielen dicke Tropfen vom Himmel. Dann, im nächsten Augenblick, waren Zeldas Augen hell, und Oksa konnte wieder ihren freundlichen Blick darin erkennen. Einen kurzen Moment glaubte sie, dass alles nur Einbildung gewesen war. Sie war wohl nur besonders empfindlich wegen der erdrückenden Müdigkeit, die sie nach der Entgemäldung erfasst hatte, wegen des aufwühlenden Wiedersehens, der Entführung ihrer Mutter … Tief in ihrem Innern wusste sie jedoch, dass sie sich nicht täuschte. Zelda packte sie am Arm und zog sie hinter sich her zur Treppe. »Komm schon, Oksa! Lemon bringt uns um, wenn wir zu lange wegbleiben! Ich gebe dir allen Unterrichtsstoff, den du verpasst hast, mach dir keine Sorgen«, sagte sie so liebenswürdig, wie sie bisher immer gewesen war.
    Hilflos ließ Oksa sich hinter ihr herziehen und zum ersten Stock führen wie ein kleines Mädchen, das sich verlaufen hatte. Gerade als die beiden das Klassenzimmer betraten, ertönte ein gewaltiger Donnerschlag, der alle Schüler zusammenfahren und Oksas Herz schwer wie Blei werden ließ.
    Endlich war die letzte Stunde vorbei. Die Schüler strömten lärmend durch den Säulengang. Merlin und Zelda begleiteten Oksa und Gus. Zeldas Blick war finsterer als eine mondlose Nacht. Oksa wurde kreidebleich.
    »Wie war es denn nun wirklich auf Borneo?«, fragte Zelda ebenso triumphierend wie provozierend. »Du hast dich bestimmt furchtbar einsam gefühlt … Oder war deine Familie bei dir?«
    Oksa riss sich zusammen.
    »Ein Teil meiner Familie, ja, nur meine Mutter nicht.«
    »Hat sie dir nicht schrecklich gefehlt?«
    Merlin und Gus warfen Zelda vorwurfsvolle Blicke zu, sie fanden sie äußerst taktlos. Oksa hingegen war für das Kräftemessen gewappnet. McGraw wollte also Katz und Maus mit ihr spielen? Na gut, dann würde er sich schon noch wundern, mit was für einer Maus er es zu tun hatte!
    »Warum möchtest du das alles wissen?«
    Zelda lächelte sie an.
    »Ach, einfach nur, weil ich dich gern mag!«, antwortete sie. »Geht es deiner Mutter jetzt besser?«, fragte sie dann und blitzte Oksa aus ihren halb

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