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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Augenblick keiner der Rette-sich-wer-kann gewachsen fühlte, noch weiter anzufachen?
    Als hätte seine Intuition ihn gewarnt, stand Abakum auf der Schwelle der Haustür, um die kleine Gruppe zu begrüßen. Bei diesem ungewöhnlichen Empfang wurde es Oksa und Zoé warm ums Herz: Der Feenmann wusste Bescheid! Und Zelda – oder vielmehr das Wesen, das in ihrem Körper steckte – blieb bei seinem Anblick prompt einen Moment stehen, ehe sie ihren Weg fortsetzte.
    »Hallo!«, rief sie fröhlich. »Merlin und ich wollten mal sehen, wie es Oksas Eltern und Drag …«
    »Es geht allen ausgezeichnet«, unterbrach Abakum sie. »Wirklich nett von dir, dass du dir solche Sorgen um uns machst. Aber komm doch bitte herein …«
    Nun waren Oksa und Zoé verdutzt. Abakum warf ihnen einen beruhigenden Blick zu.
    »Nur so finden wir heraus, was er im Schilde führt«, flüsterte er ihnen leise zu.
    Zelda ging voran und blieb, kaum war sie über die Schwelle getreten, verblüfft stehen: Vor ihr, auf der vierten Treppenstufe von unten, stand Remineszens, geisterhaft blass und reglos. Neben ihr stand kerzengerade die stolze Dragomira. Die beiden Frauen strahlten eine unglaubliche Macht aus. Sogar Oksa war beeindruckt. Pavel, hinter ihnen, überragte sie mit der Grimmigkeit einer unbezwingbaren Statue. Links von ihm lehnte Tugdual an der Wand, mit verschränkten Armen, das Gesicht halb hinter einer langen schwarzen Haarsträhne versteckt. Ihm gegenüber versperrten Naftali und Brune den Durchgang zum Wohnzimmer und sahen Zelda streng an. Hinter den Knuts konnte man Jeanne und Pierre Bellanger halb sehen. Der Kern der Rette-sich-wer-kann hatte sich versammelt und bot Zelda die Stirn. Sie verlor einen Augenblick die Fassung, doch schon bald legte sich ihre Überraschung wieder, und sie hielt mit überheblicher Miene den Blicken stand, die sie durchbohrten.
    »Siehst du? Es geht allen gut!«, sagte Oksa.
    Als sie Abakums Strategie verstand, fasste die Junge Huldvolle wieder Mut: Er wollte sich den Überraschungseffekt zunutze machen, den dieser Empfang auf McGraw haben würde, um ihn in die eigene Falle gehen zu lassen und zu versuchen, ihm Informationen zu entlocken.
    »Komm rein!«, sagte sie deshalb und schob Zelda in Richtung Wohnzimmer. »Meine Großmutter wird uns einen Tee kochen. Machst du das, Baba?«
    Die alte Dame nickte und kam langsam die paar Stufen herunter. Ihre Augen funkelten zornig. Zusammen mit Remineszens ging sie zur Küche, wo Oksa sie leise reden hörte, doch sie konnte nicht genau genug hinhören, um ihre Worte zu verstehen. Sie war zu sehr mit Zelda beschäftigt … Das Mädchen hatte sich mit finsterem Blick auf den Platz gesetzt, den Abakum ihr angeboten hatte: mitten im Wohnzimmer, allen Rette-sich-wer-kann gegenüber. Die Atmosphäre war eisig.
    »Soso, Zelda, du machst dir also Sorgen um uns?«, fragte Pavel in unfreundlichem Ton.
    »Natürlich!«, antwortete sie mit ihrer munteren Jungmädchenstimme. »Ich mag Ihre Familie sehr gerne.«
    »Daran haben wir nicht den geringsten Zweifel«, antwortete Pavel bitter.
    »Es hat mir einen Schock versetzt zu hören, dass Oksa krank am anderen Ende der Welt festsitzt. Ehrlich gesagt habe ich befürchtet, sie nie wiederzusehen. Aber jetzt ist sie ja wieder da, und ich kann ganz beruhigt sein.«
    »Wie gut ich dich verstehen kann«, seufzte Naftali. »Unsere kleine Oksa zu verlieren, wäre eine Tragödie für uns gewesen. Für uns alle«, fügte er nachdrücklich hinzu.
    Oksa sah Gus in einer Ecke vor sich hin grummeln. Der Arme, dachte sie, er versteht bestimmt nur Bahnhof.
    »Ist Oksas Mutter denn nicht da?«, fragte Zelda plötzlich.
    Dragomira, die gerade Tee einschenkte, fing an zu zittern und setzte das Tablett unter Wasser. Pavel presste die Lippen zusammen und schloss die Augen.
    »Sie ist zur Kur«, antwortete Abakum mit bewundernswerter Gelassenheit. »Auf einer kleinen Hebrideninsel. Wir wissen, dass ihre Pfleger sich sehr gut um sie kümmern. Annikki, eine hingebungsvolle junge Krankenschwester, weicht nicht von ihrer Seite. Aber wir können es kaum erwarten, sie endlich wiederzusehen. Sie wird bald zurückkommen, wir bereiten schon alles für ihre Rückkehr vor.«
    Einen Moment lang spiegelte sich Orthons Unsicherheit in Zeldas Gesicht. Abakums Augen hingegen leuchteten voller Zuversicht.
    »Man sollte nichts überstürzen«, entgegnete das Mädchen schließlich, als es sich wieder gefasst hatte. »Eine vorzeitige Rückkehr könnte ihre Gesundheit

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