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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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fragte er, ließ sich der Länge nach aufs Bett fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Wozu stehe ich nicht?«
    »Dazu, dass wir seit drei Nächten zusammen schlafen.«
    »Aber wir schlafen doch nur in
einem
Bett, Gus! Da ist doch nichts dabei!«
    »Genau. Also brauchen wir es auch nicht zu verheimlichen, oder?«
    Oksa wandte das Gesicht zur Seite.
    »He! Glaubst du etwa, die haben nicht begriffen, was zwischen uns vor sich geht? Wir sind die ganze Zeit zusammen, necken uns andauernd, küssen uns in aller Öffentlichkeit. Wir sind siebzehn Jahre alt!«
    Seit Oksas Rückkehr aus Edefia hatte Gus sich ziemlich verändert. Sein Blick war der eines jungen Mannes, der eine junge Frau sah, die ihm gefiel. Er kannte Oksas explosives Temperament, er kannte all ihre Stärken und Schwächen. Doch der Mensch, zu dem sie herangewachsen war, faszinierte ihn. Er fand sie einfach nur hinreißend.
    Das war ihm bewusst geworden, als er zusammen mit Oksa in der Nascentia gewesen war. Das Gegengift, mit dem man die Wirkung des Chiroptergifts verlangsamen konnte, hatte die Zeit für sie beschleunigt, jedenfalls in körperlicher Hinsicht. Und so hatte Gus in der tröstlichen Kugel zu seiner großen Überraschung auf einmal festgestellt, dass Oksa tolle Haare hatte, eine schöne Haut, eine sagenhafte Figur … Es war, als würde er sie neu entdecken. Als hätte es das alles vorher gar nicht gegeben. Seither sahen nicht nur seine Augen ein anderes Mädchen, sondern auch sein Herz.
    Kurz darauf war es zu diesem ersten, spontanen Kuss gekommen, der ihn zutiefst erschüttert hatte. Dann war Oksa durchs Tor verschwunden, und er war im Da-Draußen zurückgeblieben. Und auf seinen Schultern hatte mit einem Mal die ganze Last der Verantwortung gelegen.
    Dazu kam der Kummer zu wissen, dass Oksa in Edefia mit Tugdual zusammen war. Oder besser gesagt, nicht zu wissen, ob sie mit ihm zusammen war oder nicht … Was würde dieser morbide Finsterling mit ihr anstellen? Küssten sie sich? Schliefen sie gar miteinander?
    Je mehr Zeit verging, desto mehr quälten ihn diese Fragen. Und da sich seine Einstellung Mädchen gegenüber gewandelt hatte, wehrte er sich kein bisschen gegen den Charme von Kukka. Dass sie charmant war, ließ sich nämlich nicht leugnen: Sie mochte einem manchmal auf die Nerven gehen, aber trotzdem war sie hübsch, zärtlich, aufmerksam, frech.
    Und vor allen Dingen war sie
da
.
    Doch bei Oksas Rückkehr waren alle seine Gefühle für Oksa wieder aufgeflammt. Gus ging davon aus, dass es Tugdual nicht mehr gab, jedenfalls nicht mehr als Rivalen um Oksas Liebe. Und was Kukka betraf, so schämte er sich ziemlich, und sie tat ihm ein bisschen leid, denn er musste sich eingestehen, dass er eigentlich nie wirklich in sie verliebt gewesen war.

    »Ja, du hast recht, wir sind siebzehn Jahre alt …«
    Oksas Stimme riss Gus aus seinen Gedanken. Sie streichelte seine Wange. Er nahm ihre Hand und küsste ihre Fingerspitzen, bevor er seine Freundin an sich zog.
    »Trotzdem glaube ich, mein Vater wäre total schockiert, wenn er wüsste, dass du in meinem Zimmer schläfst.«
    »Garantiert! Und deine Mutter?«
    »Ach, es würde ihr bestimmt einen kleinen Stich versetzen, aber sie würde lächeln und versuchen, meinen Vater zu überzeugen, dass ich groß geworden bin. Dass es eine natürliche Entwicklung ist – und dass es nun mal so läuft im Leben.«
    »Stimmt, deine Mutter ist wirklich ein bisschen entspannter als dein Vater.«
    »Ein ganz kleines bisschen, ja! Stell dir vor, als ich klein war und manchmal gesagt habe: ›Wenn ich groß bin und heirate‹, hat er immer geantwortet, mein Zukünftiger soll mal zusehen, dass er mir das Wasser reichen kann. Und dass er ein Auge auf ihn haben werde. Dabei erspare ich dir noch, was er ihm alles androhen wollte, falls mir seinetwegen irgendetwas zustößt …«
    Gus lachte leise.
    »Er wollte einfach nur der einzige Mann in deinem Leben bleiben!«
    »Anscheinend ist das ja nicht ganz gelungen«, erwiderte Oksa trocken.
    »Außer, dass du allein schon bei dem Gedanken zitterst, er könnte erfahren, dass wir zusammen in diesem Zimmer sind. Wovor hast du eigentlich solche Angst?«
    »Ich weiß nicht, ob du dir darüber im Klaren bist, dass du in diesem Augenblick in Todesgefahr schwebst!«, entgegnete Oksa und zwickte ihn sanft in den Arm. »Wenn er jetzt hier auftaucht, reduziert sich deine Lebenserwartung dramatisch.«
    Bei dieser Vorstellung lachten

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