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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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schlichen unter dem verstörten Blick des völlig durchsichtigen Plemplem ins Freie.
    Sie hatten es nicht geschafft, den Grammierer an Gus zu testen, da dies nur misstrauische Fragen heraufbeschworen hätte. Und so mussten Oksa und Gus in stockdunkler Nacht aufbrechen, ohne zu wissen, wie der Befähiger auf den Körper des Jungen wirken würde.
    »Ich warne dich!«, murrte Oksa. »Wenn es nach ein paar Minuten nicht funktioniert, bring ich dich schnurstracks zurück. Es kommt nicht infrage, dass ich dich mit deinem normalen Gewicht zweitausend Kilometer auf meinem Rücken trage, nicht mal mithilfe der Froschlinge.«
    »Jetzt übertreib mal nicht. Es sind doch nur tausendneunhundertachtundneunzig!«, verbesserte Gus sie, während er die Daumen drückte, dass der Befähiger hielt, was er versprach.

    Zum Glück waren Oksas Befürchtungen unbegründet. Solange Gus jede halbe Stunde einen Grammierer schluckte, funktionierte alles bestens. Und Oksa gab ihrem Freund sofort ein Zeichen, wenn er wieder schwerer wurde.
    »Hast du ein bisschen zugelegt?«, zog sie ihn auf, als sie die Küste Irlands hinter sich ließen.
    »Soll das huldvoller Humor sein?«, fragte Gus säuerlich.
    Überglücklich über seinen neuen Auftrag flog das Wackelkrakeel vor ihnen her und fütterte sie ununterbrochen mit Zahlen und Fakten über den Fortgang ihrer Reise, darunter natürlich die Klassiker – Flughöhe, Lufttemperatur, Geschwindigkeit –, aber auch Daten von eher zweifelhafter Wichtigkeit, wie der Salzgehalt des Wassers oder die Zusammensetzung des Gesteins am Meeresboden. Das alles nützte ihnen nicht viel, doch der summende kleine Informant kommunizierte es mit solchem Eifer, dass weder Oksa noch Gus es übers Herz brachten, ihm zu sagen, er möge seine Kräfte doch lieber für etwas anderes aufsparen.
    »Hauptsache, es hat seinen Spaß daran«, stellte Oksa mit einem Seufzer fest.
    »Ist das dein Ernst? Wie kann man nur so wenig neugierig sein? Also, ich finde es faszinierend, dass das Meerwasser Magnesium und Kohlenstoff enthält! Kohlenstoff – ich meine, stell dir das mal vor …«
    Oksa spürte, wie er auf ihrem Rücken in Gelächter ausbrach. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihm nur zu gern einen Knuff mit dem Ellbogen versetzt. »Jetzt halt den Schnabel, sonst steige ich höher und du verwandelst dich schneller in einen Eiswürfel, als du
Kohlenstoff
sagen kannst.«
    »Okay, zu Befehl, meine Huldvolle.«
    Er schlang die Arme fester um ihre Taille.
    »Und trotzdem gibt’s Kohlenstoff im Meerwasser. Oh ja! Da kannst du mit noch so viel huldvoller Herablassung reagieren.«
    Diesmal brach Oksa in schallendes Gelächter aus. Gus war nicht nur in Hochform, sondern definitiv auch ein höchst unterhaltsamer Reisegefährte, der genau wie sein Vater schwierige Situationen mit Humor zu entschärfen wusste. Sofern das nicht sowieso eine typische Eigenschaft jedes echten Rette-sich-wer-kann war – und ein solcher war er im Grunde ja auch.

    Um dreiundzwanzig Uhr Ortszeit wurden die beiden Abenteurer vom Wackelkrakeel schließlich darauf hingewiesen, dass die Ölplattform nicht mehr weit war. Schlagartig wurden Oksa und Gus nervös. Den Atlantik zu überqueren, war ein Kinderspiel gewesen, verglichen mit dem, was ihnen nun bevorstand.
    Endlich zeichnete sich Orthons Unterschlupf in der Ferne ab. Nur ein paar Lichter funkelten und verliehen der
Salamander
das Aussehen eines glitzernden Meeresungeheuers.
    Um nicht von den Radargeräten geortet zu werden, mit denen die Plattform zweifelsohne ausgestattet war, beschlossen sie, sich getrennt anzunähern, Oksa unter Wasser, während Gus sich von den Froschlingen hinbringen lassen sollte. Auf dem Radarschirm würde er auf diese Weise problemlos als ein Schwarm großer Vögel durchgehen und Oksa als ein Delfin oder Thunfisch.
    »Ich wiege ja so gut wie nichts, und du verwandelst dich sozusagen in einen Delfin!«, raunte er ihr zu, während die winzigen, aber kraftvollen Finger der fliegenden Frösche ihn packten. »Du lässt dir wirklich was einfallen, um mich zu beeindrucken.«
    »Klar, und ich habe noch so einiges in petto, keine Sorge.«
    Vorsichtig näherten sie sich der Bohrinsel, Gus knapp über der Wasseroberfläche, von der hin und wieder salzige Gischt auf seine Kleider spritzte, Oksa unter Wasser.
    »Die Plattform befindet sich hundertzwölf Meter vor uns«, verkündete das Wackelkrakeel. »Hundertzehn, hundertacht …«
    »Danke, liebes Krakeel«, unterbrach Oksa das Geschöpf, als

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