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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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liefen alle Fäden wieder zusammen.

Der Gefahr zum Trotz
    D as strategisch wichtigste Stockwerk der
Salamander
verfügte leider über ein gesondertes Überwachungssystem, und mit großem Abscheu erkannte Oksa ihre alten Feindinnen wieder: Ein Schwarm geflügelter Wächter-Raupen mit bläulich schwarz schimmerndem Bauch hielt in einer Sicherheitsschleuse vor Orthons Büro Wache.
    »Jetzt geht der Ärger los«, seufzte Oksa.
    Gus wandte sich um zu dem, was von seiner Freundin zu sehen war: eine Hand und ein Mund, die in der Luft zu schweben schienen.
    »Was sind denn das für Biester?«
    »Hellhörige«, antwortete Oksa. »Pass bloß auf! Wenn du ihren Flimmerhärchen zu nahe kommst, bist du lahmgelegt, von den unerträglichen Schmerzen ganz zu schweigen.«
    »Na toll«, brummte Gus. »Du kannst sie wohl nicht zufällig … umbringen?«
    »Ihr habt kein Recht, euch hier aufzuhalten«, verkündete prompt die größte der Hellhörigen mit näselnder Stimme. »Begebt euch zurück in euer Quartier.«
    Gus wurde blass und zog sich instinktiv den Rollkragen bis zur Nase hoch. Dass ein so kleines Insekt ein solches Organ haben konnte! Die drohend in ihre Richtung ausgefahrenen Härchen beseitigten Oksas letzte Zweifel. Sie schoss mehrere Lichterlohs ab, die wie ein kleiner brennender Meteoritenregen über den Hellhörigen niedergingen. Die Asche der Geschöpfe hing noch einen Moment in der Luft und verteilte sich dann langsam als feiner schwarzer Staub auf dem Boden.
    »Wie ich es liebe, wenn du das machst«, murmelte Gus.
    »Wackelkrakeel, müssen wir uns noch auf weitere Begegnungen dieser Art gefasst machen?«, wollte Oksa wissen.
    Der kleine Kundschafter, der von seinem Erkundungsflug durch die Luftschächte noch ganz außer Atem war, setzte sich auf die Hand seiner Herrin.
    »Die Sicherheitsschleuse und der Gang weisen keine weitere Überwachung auf, aber im Büro sind gegenwärtig fünf Totenkopf-Chiropter.«
    »Ich dachte mir gerade, dass das alles irgendwie zu glatt läuft«, knurrte Gus.
    »Keine Sorge«, sagte Oksa. »Wir haben schon Schlimmeres überstanden.«
    Zögernd folgte Gus ihr bis zur Sicherheitsschleuse, welche die Junge Huldvolle problemlos öffnete. Stroboskoplicht blendete sie, als sie den Gang betraten, und Sekunden später merkten sie, wie die grellen Lichtblitze ihr Denken irritierten und ihren Gleichgewichtssinn störten. Selbst mit fest geschlossenen Lidern nahmen sie die Lichtattacke wahr, sie war so stark, dass sie bis in die tiefsten Schichten ihres Körpers zu dringen schien.
    »Das ist echt superfies«, stöhnte Oksa, ohne dem Licht etwas entgegensetzen zu können.
    Sie taumelten zur Wand und tasteten sich daran entlang zur Tür weiter. Nach mehreren vergeblichen Versuchen seufzte Oksa leise: »Ich krieg sie nicht auf.«
    »Oh …«
    »Ich werde hindurchgehen und sie von innen öffnen.«
    Gus fasste ihre Hand.
    »Du lässt mich hier auf keinen Fall wie einen armen Trottel stehen.«
    Genervt verzog Oksa den Mund. »Erstens hab ich dich noch nie im Stich gelassen, und zweitens bist du kein armer Trottel.«
    Sie löste sich aus seinem Griff, rief die Invisibellen in ihr Granuk-Spuck zurück und wandte sich erneut der Tür zu. Doch bevor sie die Materie durchquerte, drehte sie sich plötzlich noch einmal zu Gus um.
    »Außerdem ist das jetzt wirklich nicht der richtige Moment, um mich auf die Palme zu bringen.«
    Eine Sekunde später war sie bereits mit der Panzerung der Tür verschmolzen.

    Auf der anderen Seite herrschte vollkommene Finsternis. Oksa brauchte einen Moment, bis ihre Augen sich daran gewöhnt hatten, und dabei war ihr, als würde ihr gleich die Brust zerspringen, so wild hämmerte ihr Herz. Noch einen Augenblick länger, und es hätte wohl beinahe ganz ausgesetzt.
    Fünf rote Augenpaare starrten sie an. Und zwar aus nächster Nähe. Aus allernächster Nähe.
    Instinktiv und mit ihrer ganzen geballten Angst und Wut sandte sie ein paar Knock-Bongs wahllos in den Raum und verursachte damit einen Krach, auf den sie lieber verzichtet hätte.
    Mit Granuk-Kraft
    Ergieß deinen Saft!
    Ich rufe die Phosphorillen,
    Mit ihren Tentakeln mich zu erhellen.
    Der Krake mit den elf Tentakeln kam aus dem Granuk-Spuck hervor und setzte sich auf Oksas Schulter. Die Junge Huldvolle hatte ordentlich zugeschlagen: Die Besitzer der fünf Augenpaare lagen mit ausgebreiteten Flügeln und aufgerissenen Mäulern, in denen die spitzen kleinen Zähnchen zu sehen waren, am anderen Ende des Raums bewusstlos am

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