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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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und hielten nach ihren Rettern Ausschau. Oksa entdeckte Lucy unter den Vertikalierern. Das Mädchen erkannte sie und kam näher.
    »Danke, Junge Huldvolle!«, rief sie ihr zu und winkte.
    »Achtung!«, warnte plötzlich ein Mann hinter ihr. »Die Soldaten kommen zurück!«
    Ungefähr fünfzig mit Lederrüstungen und -helmen bekleidete Männer kamen aus dem zerschossenen Unterholz hervor. Gleich darauf landeten Hunderte von Explosions-Granuks auf dem Königlichen Baum. Der Lastenaufzug und mehrere Terrassen weiter oben flogen in die Luft, Holz- und Metallstücke regneten auf die Silvabulaner herunter. Sämtliche Bauten in der Höhe schienen zerstört worden zu sein, und die Menschen unterhalb wurden unter dem herabfallenden Schutt begraben. Trotz ihres Entsetzens schossen Oksa und Tugdual weiterhin Arboreszens- und Putrefactio-Granuks auf die Soldaten ab. Bis einer der Männer mit dem Arm in ihre Richtung zeigte und geradewegs auf sie zugeflogen kam. Oksa erkannte ihn sofort.
    Egal, was sie tat oder wohin sie ging, von der St.-Proximus-Schule bis nach Edefia, immer wieder stellte sich ihr Orthon in den Weg. Tugdual gab ihr ein Zeichen, sich von ihrem Platz zurückzuziehen. Schnell robbten sie zur anderen Seite der Plattform hinüber, während Orthon sie mit einer Granuk-Salve aufzuhalten versuchte. Oksa presste sich gegen den Baumstamm und erwartete wild entschlossen ihren Erzfeind. Sie war bereit, es mit ihm aufzunehmen. Doch Tugdual drückte sie gegen die Rinde, und fassungslos spürte Oksa, wie diese nachgab und ihr Körper damit verschmolz. Ihre Proteste wurden erstickt, und im nächsten Moment fand Oksa sich neben Tugdual im Inneren des Stamms wieder.
    »Warum hast du das gemacht?«, schrie sie empört. »Den hätte ich mit links erledigt!«
    »Glaub das bloß nicht«, erwiderte Tugdual und schob sie bereits die Treppe hinauf, um eine höher gelegene Ebene des Königlichen Baums zu erreichen.
    »Ich dachte, ich wäre noch nicht lange genug Mauerwandlerin, um durch Wände zu gehen! Und außerdem hilft das gar nichts, weil uns Orthon folgen kann.«
    »Kann er nicht.«
    Oksa blieb stehen. Sie war außer Atem, weil sie gleichzeitig die Stufen hinaufgerannt war und geredet hatte. Und obendrein war sie wütend. Wütend auf Tugdual. Wütend auf Orthon. Wütend auf die ganze Welt!
    »Wieso nicht?«
    »Der Königliche Baum ist ein intelligentes Wesen«, erklärte Tugdual und stieg weiter nach oben. »Er lässt nur eine bestimmte Kategorie Menschen durch.«
    »Was? Du meinst, wie ein Filter oder so?«
    »Genau. Er überprüft jedes Mal, wer hereindarf und wer nicht. Orthon würde er niemals durchlassen.«
    »Wie ist so was möglich?«, fragte Oksa perplex.
    »Es ist eben möglich. Und jetzt komm mit.«
    Sie schwieg und stieg zusammen mit Tugdual die endlose Wendeltreppe hinauf. Draußen tobte der Kampf unvermindert weiter. Auf jeder Ebene streckte Tugdual den Kopf durch die Rinde, und jedes Mal zog er ihn mit noch finsterer Miene wieder zurück.
    »He, was ist da draußen los?«, fragte Oksa.
    »Orthon hat begriffen, dass wir hier drinnen sind, das ist los. Er zerstört sämtliche Plattformen und alle Seilbrücken, die den Königlichen Baum mit den anderen Bäumen verbinden. Er will uns von den anderen trennen, Oksa. Er will dich von den anderen trennen.«
    Oksa fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Warum steigen wir dann höher hinauf, anstatt unter die Erde zu fliehen?«
    »Die Treppe der zweiten Ebene ist, direkt nachdem ich hinaufgeklettert war, eingestürzt. Man kann von innen nicht mehr hinunter. Aber nun gib acht, wir sind oben angekommen. Du musst jetzt sehr, sehr vorsichtig sein.«
    Oksa griff in ihre Umhängetasche und zog ihr Granuk-Spuck heraus. Tugdual nickte zustimmend und tat dasselbe. Dann stieß er die Tür zur obersten Plattform auf. Im nächsten Moment hatten ihn auch schon zwei kräftige Soldaten gepackt und schleppten ihn auf die Plattform hinaus. Oksa konnte gerade noch einen Blick auf die Männer erhaschen, bevor sie unter einer dicken Schicht von Invisibellen verschwand.

Eine huldvolle Lektion
    T
ugdual wurde ohne Umschweife zu Boden geworfen. In einigen Metern Entfernung standen die Gefangenen aus der Gläsernen Säule, an schwere Eisenringe gekettet, und neben ihnen die Treubrüchigen und Ocious, Orthon und Andreas. Über ihnen kreiste Pavel mit seinem Tintendrachen, und Zoé saß auf seinem Rücken. Ganz ihrem Instinkt vertrauend, trat Oksa aus der Öffnung und sprang rasch zur Seite. Im

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