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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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die feste Überzeugung, dass ich unsere Zukunft vorbereite!«
    Mit diesen Worten verwandelte er sich in einen Hasen, hüpfte die Treppe hinauf, die an die Oberfläche führte, und sprang davon.
    Wenig später erschütterte ein heftiger Stoß die Wurzeln des Königlichen Baums. Oksa warf einen beunruhigten Blick zur Decke des unterirdischen Saals, von der Erde herunterrieselte. Sie war hier unten allein mit ihrem Vater und Tugdual zurückgeblieben und verspürte eine ohnmächtige Wut. All die Menschen, die sie so großzügig aufgenommen hatten, begaben sich für sie in Gefahr, und das war mehr, als sie ertragen konnte.
    »Untersteh dich, auch nur daran zu denken, Oksa«, sagte ihr Vater streng.
    »Aber, Papa, wir können doch nicht einfach dasitzen und Däumchen drehen, während sie sich für uns umbringen lassen«, rief sie wütend.
    Kein Geräusch drang zu ihnen herunter, und diese Stille machte das Warten noch schlimmer. Schließlich hielt auch Pavel es nicht mehr aus. Abrupt stand er auf.
    »Du verlässt auf keinen Fall diesen Raum!«, wies er Oksa an. »Das ist der einzige Ort, wo du in Sicherheit bist. Hier wird dich niemand finden.«
    Oksa blickte ihn flehentlich an.
    »Nein, Oksa.«
    Pavel wandte sich zu Tugdual um.
    »Tugdual, ich verlasse mich auf dich.«
    Der junge Mann nickte schweigend. Oksa hätte am liebsten vor Wut geschrien.
    »Ich habe genug davon!«, schimpfte sie, während ihr Vater vier Stufen auf einmal nahm und verschwand. »Niemand traut mir etwas zu.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt, Kleine Huldvolle.«
    Einige Minuten verstrichen, dann brach sich Oksas Ungeduld erneut Bahn.
    »Das ist das erste Mal, dass es mich nervt, mit dir allein zu sein«, murmelte sie mit einem finsteren Blick auf Tugdual.
    Der zuckte bloß mit den Schultern, was Oksa noch mehr in Rage brachte.
    »Ich kann nicht fassen, dass du lieber meinem Vater gehorchst, als mir einen Gefallen zu tun!«
    »Es geht hier nicht um einen Gefallen, Oksa.«
    Immer wenn Tugdual sie Oksa nannte, meinte er es wirklich ernst. Was ihr überhaupt nicht gefiel.
    »Du gehst mir echt auf die Nerven, weißt du!«
    »Im Augenblick ist die Lage sehr ernst«, erwiderte er. »Also hör auf, dich so kindisch zu benehmen, okay?«
    Tugdual war tatsächlich nicht zum Scherzen aufgelegt. Kein bisschen. Oksa ließ sich auf ihr Sitzkissen fallen. In ihrem Kopf wirbelte alles durcheinander. Doch bald wich ihre Verwirrung einer unbeirrten Entschlossenheit.
    »Darf ich mir vielleicht ein Glas Wasser holen, Herr Oberaufseher?«, fragte sie trotzig.
    »Nur zu«, sagte er und machte eine einladende Geste.
    Oksa ging zu dem kleinen Tisch, auf dem das Wasser stand. Tugdual kehrte ihr den Rücken zu, die Gelegenheit war ideal. Nur befand sich der einzige Ausgang dummerweise auf der entgegengesetzten Seite. Unmöglich, hinauszuhuschen, ohne dass er es bemerkte. Vielleicht durch die Wand? Sie legte die Hand an die Mauer aus gestampfter Erde.
    »Du bist noch nicht annähernd lange genug Mauerwandlerin«, ertönte plötzlich seine Stimme. »So leicht geht das nicht.«
    Oksa verfluchte sich im Stillen. Wie hatte er das nur erraten? Man konnte meinen, er hätte Augen im Hinterkopf … oder könnte Gedanken lesen.
    Aber so schnell gingen ihr die Ideen nicht aus. Sie öffnete ihre Schatulle – die magische kleine Schachtel mit den Befähigern – und schluckte einen Exzelsior, in der Hoffnung, dass ihr Verstand dann besser arbeiten würde. Dann setzte sie sich mit undurchdringlicher Miene wieder Tugdual gegenüber und blickte ihm tief in die Augen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
    »Was hast du vor?«, fragte er leise. »Willst du mich hypnotisieren? Oder mich mit deinem betörenden Blick verführen?«
    Oksa musste sich gewaltig zusammenreißen, um keinerlei Reaktion zu zeigen.
    »Allerdings muss ich dich da leider enttäuschen. Ich lasse mich nicht erweichen.«
    Wie sie diesen Jungen liebte … Und wie leid es ihr tat, ihm das antun zu müssen … Aber er ließ ihr keine andere Wahl.

Der Aufstand von Laubkroning
    D
ie zwei Lichterlohs schossen gleichzeitig von Oksas Handflächen auf Tugdual zu. Er musste sich auf den Boden werfen, um ihnen auszuweichen. Im selben Moment sprang Oksa auf, stürzte zur Treppe und rannte sie in einer Geschwindigkeit nach oben, die sie selbst niemals für möglich gehalten hätte. Doch Tugdual war ihr bereits auf den Fersen. Schon bald hatte sie nur noch einen winzigen Vorsprung.
    »Bleib stehen, Oksa!«
    Anstatt zu antworten,

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