Oksa Pollock. Die Unverhoffte
also!«, rief Oksa fröhlich von ihrem Krankenlager aus. »Und ein Hoch auf das Osgonum! Das solltest du dir patentieren lassen, Baba, dann wärst du die Königin der Pharmaindustrie und würdest Multimillionärin werden.«
»Ganz ohne Zweifel«, stimmte die Baba Pollock lächelnd zu. »Mit unserem gesammelten Wissen hätten Abakum und ich ein richtiges Industrieimperium gründen können. Aber das war nie unser Ziel. Wir haben uns immer unsere Einstellung bewahrt, die wir mit vielen in Edefia teilten: Leben und arbeiten, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, und unsere Fähigkeiten nicht missbrauchen. Das ist unser Prinzip!«
»Was man nicht gerade von allen behaupten kann«, sagte Oksa auf einmal düster.
»Du denkst an Orthon? Das heißt … McGraw?«, wollte ihre Mutter wissen.
»Ja.«
»Soll das etwa heißen, dass deine Verletzung etwas mit ihm zu tun hat?«, rief Pavel und sprang abrupt vom Stuhl auf.
»Ja … das heißt nein … Mit ihm sind es die üblichen Mätzchen, allmählich gewöhne ich mich daran. Aber heute hatte ich Ärger mit seinen Kindern«, gestand Oksa mit gesenktem Kopf.
»WIE BITTE?«
In allen Gesichtern stand ungläubiges Staunen. Dragomira griff sich mit der Hand ans Herz und schloss die Augen, um die schockierende Nachricht zu verdauen. Marie stieß einen Schrei aus, und Pavel, der hinter ihr stand, ballte in ohnmächtiger Wut die Faust. Aus seinen verzerrten Gesichtszügen sprach eine unterschwellige Angst. Die Blicke der Anwesenden begegneten sich und richteten sich dann wieder auf Oksa.
»Seinen Kindern? Willst du damit sagen, dass Orthons Kinder hier sind? An deiner Schule?«, fragte Dragomira kurzatmig.
»Erinnert ihr euch noch, dass ich euch von dem Fiesling aus der Neunten erzählt habe?«, begann Oksa vorsichtig. Sie war sich nur allzu bewusst, welche Wirkung diese Neuigkeiten auf ihre Familie haben würden.
»Dieser große brutale Junge, der dir immer auflauert und den du einmal mit Wasserkugeln beschossen hast?«, fragte Dragomira. »Soll das heißen, dass er McGraws Sohn ist?«
Oksa nickte und entschied sich, mit der Wahrheit herauszurücken. Lügen kostete so viel Kraft und sie war einfach zu erschöpft. »Er heißt Mortimer. Und … ich bin nicht hingefallen. Er war es, der mir die Rippe gebrochen hat.« Sie musste sich anstrengen, um das Zittern in ihrer Stimme zu kontrollieren. »Er hat mir im Gang aufgelauert, gleich nach meinem Anruf bei euch zu Hause. Er hat mir gesagt, wer er ist, und gedroht, dass sein Vater uns alle plattmachen würde. Ich habe ihm einen super Knock-Bong verpasst, ich konnte einfach nicht anders«, schob sie nach.
»Du hast dem Sohn von McGraw einen Knock-Bong verpasst? In der Schule?«, rief ihre Mutter bestürzt.
»Oh Mama, das hättest du sehen sollen!«, rief Oksa begeistert. Bei der Erinnerung daran hob sich ihre Laune schlagartig. »Er wurde mindestens zwanzig Meter weit weggeschleudert. Das war irre! Das Problem ist bloß, dass auch er Wahnsinnsfähigkeiten zu haben scheint. Er kam in einem völlig verrückten Tempo auf mich zugerannt, ich habe noch nie jemanden so schnell laufen sehen. Wir haben uns geprügelt und dann kam auf einmal seine Schwester dazu und hat sich von hinten auf mich gestürzt. Plötzlich lag ich flach am Boden und in der Zwischenzeit hatte sich Mortimer wieder aufgerappelt. Er hat mir einen Fußtritt in die Rippen verpasst. Da ist Gus dazugekommen und hat ihn richtig in den Schwitzkasten genommen. Zum Glück, sonst hätte ich nämlich für nichts garantieren können, was die beiden angeht. Ich hätte sie am liebsten massakriert!«, ereiferte sie sich und verlor dabei den feinen Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit ein wenig aus den Augen.
»Oder sie hätten dich massakriert«, korrigierte ihr Vater. Er wirkte gequälter denn je. »Aber du hast gesagt, seine Schwester kam dazu? Dann ist die also auch an der St.-Proximus-Schule? Kennst du sie denn?«
»Ja. Und ihr auch … Es ist Zoé.«
»Zoé? Die Zoé, die auf deiner Geburtstagsparty war?«, fragte Dragomira entsetzt.
»Genau die«, rief Oksa. »Und inzwischen bin ich mir ganz sicher, dass sie sich nur mit Zelda angefreundet hat, um an mich heranzukommen. Ich konnte sie von Anfang an nicht ausstehen. Weißt du noch, Baba, dass ich es dir gesagt habe? Wenn ich bloß dran denke, dass sie uns allen erzählt hat, sie wäre Vollwaise! So was Hinterhältiges!«
»Das heißt also, dass die Tochter von Orthon in unserem Haus war?«, sagte ihr Vater
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