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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gestern einen Film über die österreichische Kaiserin Sissi gesehen haben. Seitdem sind sie ganz besessen von … wie sagt man das am besten? … von höfischem Zeremoniell.«
    »Junge Huldvolle, Alte Huldvolle, würdet Ihr wohl das gütige Einverständnis gewähren, mir einen Reifrock anzufertigen? Der Traum ist heftig in meinem Herzen.«
    Oksa brach in schallendes Lachen aus, während die Sensibylle schlotternd näher kam.
    »Und wenn man mir bitte schön ein komplettes Ensemble aus Pelz anfertigen könnte, dann hätte ich vielleicht eine Chance, den Winter zu überleben.«
    Oksa nahm das arme verfrorene Geschöpf in den Arm und rieb ihm wärmend den Rücken, während sich die Plempline zurückzog und dabei die Zipfel eines imaginären Rocks anhob.
    »Was machst du da, Baba?«, fragte Oksa und sah neugierig zu dem großen Kolben.
    »Granuks, meine Duschka, Granuks. Ich habe zwar noch einige Vorräte, aber wir werden in nächster Zeit Munition brauchen.«
    »Wegen der McGraws?«
    »Wegen der McGraws, genau. Wir müssen auf einen Angriff gefasst sein und uns verteidigen können«, antwortete Dragomira ernst.
    »Glaubst du, Mortimer und Zoé haben auch ein Granuk-Spuck?«
    »Nein, jedenfalls ist das recht unwahrscheinlich. Um Granuk-Spucks herzustellen, benötigt man den Saft der Goranov, wie du weißt. Bevor wir während des Großen Chaos aus Edefia geflohen sind, hatte meine Mutter Malorane noch das Nötigste für unsere Flucht vorbereitet. Nur deshalb hat Abakum die Boximinor mit den Stecklingen und Geschöpfen darin mitnehmen können.«
    »Wie eine Arche Noah«, warf Oksa ein.
    »Genau. Aber die Treubrüchigen können nicht vorhergesehen haben, dass einige von ihnen aus Edefia herauskatapultiert würden. Sie kamen nur mit dem im Da-Draußen an, was sie am Leib trugen: ihren Kleidern, ihren Granuk-Spucks – und ihren finsteren Absichten. Nein, außer Abakum ist niemand in der Lage, Granuk-Spucks herzustellen. Und man braucht dazu ja auf jeden Fall eine Goranov.«
    »Aber es gibt doch mehrere Goranovs!«
    »Das stimmt, wir haben die Pflanzen untereinander aufgeteilt, um auf Nummer sicher zu gehen. Alles an einem einzigen Ort zu deponieren, wäre unvorsichtig. Und was gerade geschieht, bestätigt dies nur«, sagte die Baba Pollock seufzend.
    »Bei Leomido habe ich auch welche gesehen. Findest du das nicht riskant?«, fragte Oksa und beobachtete ihre Großmutter dabei ganz genau. Zu gern hätte sie mehr über die Beziehung ihres Großonkels zu dem erklärten Feind der Rette-sich-wer-kann erfahren.
    »Weshalb?«, fragte Dragomira und kniff die Augen zusammen. »Weil er allein in diesem großen, abgeschiedenen Haus draußen auf dem Land lebt? Mach dir keine Sorgen deswegen. Genau wie bei Abakum ist dort alles sehr gut gesichert, darauf kannst du dich verlassen.«
    Offenbar wollte ihre Großmutter Oksas Anspielungen nicht verstehen. Was Abakum anging, hatte Oksa absolutes Vertrauen und machte sich nicht die geringsten Sorgen. Aber bei Leomido hatte sie kein gutes Gefühl. Flüchtig zog ein Bild vor ihrem inneren Auge vorbei: Leomido, der McGraw ein Fläschchen mit dem Saft einer Goranov reicht.
    »Woran denkst du, meine Duschka?«, wollte Dragomira wissen.
    »Och, nichts, Baba. Ich jage mir nur selbst Angst ein.«
    »Sieh mal, ich glaube, die Destillation der Arboreszens-Granuks ist fertig.«
    Die zwei Huldvollen beugten sich über die Öffnung der kleinsten Röhre des Kolbens, aus der eine dicke gelbliche Flüssigkeit in ein Schälchen lief. Nachdem der letzte Tropfen herausgeflossen war, goss Dragomira die Flüssigkeit in den unteren Teil einer Kanne, die wie ein italienischer Espressokocher aussah, und stellte sie auf eine Gasflamme. Die bläulichen Flammen züngelten über den Rand des Gefäßes und nach ein paar Minuten fing es im Inneren zu knistern und zu brodeln an. Schließlich nahm sie die seltsame Kaffeekanne vom Feuer und öffnete den Deckel: In der oberen Kannenhälfte lag eine stattliche Menge winziger Granuks, die unter dem Einfluss der Wärme vibrierten. Oksa hob staunend den Blick zu Dragomira.
    »Siehst du? Ein hübscher kleiner Vorrat an Arboreszens. Gib mir dein Granuk-Spuck, meine Duschka.«
    »Oh, aber ich kenne es schon, dieses Granuk. Abakum hat mir davon erzählt. Arboreszens, hast du gesagt? Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, kann man damit, glaube ich, seinen Gegner fesseln.«
    Dragomira nickte lächelnd.
    »Was hast du alles reingetan?«
    »In Edefia haben wir ausschließlich Wurzeln

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