Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
Vom Netzwerk:
oberen Wohnung hin und her gehen und herumhantieren und wenige Minuten später kehrte sie mit einem kleinen Schraubglas in der Hand zurück. »Jetzt nehmen wir mal den Verband ab«, sagte sie und wies Oksa an, sich aufs Wohnzimmersofa zu legen.
    »Willst du ihr ein Osgonum geben?«, fragte Pavel, als er das Glas sah. »Das habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Eine prima Idee! Damit wirst du im Nu wieder gesund, Oksa.«
    »Wenn es so wirkungsvoll ist wie die Wurmiculums, kann ich dir jedenfalls nur dazu raten, Oksa«, bemerkte Marie.
    Dragomira schraubte den Deckel des kleinen Töpfchens ab und zog eine dicke knallblaue, ungefähr zehn Zentimeter lange glitschige Nacktschnecke heraus. Sehr glitschig und sehr dick! Oksa entfuhr ein Schreckensschrei, unmittelbar gefolgt von einem zweiten Schrei infolge des Schmerzes, den der erste ausgelöst hatte.
    »Ich werde nicht … Du wirst doch nicht …«, stammelte sie.
    »Ich bin beeindruckt, wie gut du das Verb ›werden‹ konjugieren kannst, meine Duschka«, sagte Dragomira schmunzelnd, während sie die sich windende Schnecke mit zwei Fingern hochhielt.
    »Ich muss dieses Ding hier essen ?«, fragte Oksa und hatte plötzlich Schwierigkeiten zu schlucken.
    Diese Frage sorgte rundum für ausgesprochene Heiterkeit. Dragomira und Pavel brachen in schallendes Gelächter aus, und die beiden Plemplems liefen bis unter die Schädeldecke violett an, sperrten die Münder weit auf und klopften sich vor Lachen auf die Schenkel.
    »Ein Osgonum essen? Die Junge Huldvolle möge diesen Gedanken von ihrem Magen fernhalten. Keine Person beißt in ein Osgonum und das Osgonum beißt auch keinen. Es wird die Reparatur Eurer Knochen bewerkstelligen.«
    »Stimmt das, Baba?«
    »Vollkommen!«
    »Dann willst du es mir spritzen wie die Wurmiculums, oder? Aber das will ich auf gar keinen Fall, nein, nein, nein!«, rief Oksa entsetzt. Allein die Vorstellung, wie groß die Spritze dafür sein müsste!
    »Keine Angst, Oksa, es ist viel einfacher, als du denkst. Lass mich nur machen.«
    Dragomira legte Oksa eine Hand auf die Stirn, und mit der anderen setzte sie ihr die ekelhafte Schnecke auf die Haut, direkt auf die Stelle, wo der Schmerz am schlimmsten war und die gebrochene Rippe sich unter dem Bluterguss abzeichnete. Zuerst musste Oksa vor lauter Ekel wegschauen. Irgendwann war ihre Neugier dann aber doch stärker und sie riskierte einen Blick.
    Die Augen der Schnecke waren angeschwollen und von feinen schwarzen Äderchen durchzogen. Gleichzeitig hatte die Schnecke eine eindrucksvolle Menge Schleim produziert: Unter ihrem schillernden Körper hatten sich lauter schäumende Bläschen gebildet, die in Oksas Haut eindrangen.
    »Das Osgonum funktioniert wie ein besonders wirkungsvoller Breiumschlag, siehst du?«, erklärte Dragomira und drückte sanft auf die Schnecke, die sich genüsslich hin- und herwiegte. »Der Schleim hat die Eigenschaft, das Zusammenwachsen von Knochen zu beschleunigen, und wie du siehst, saugt ihn deine Haut auf wie ein Schwamm. In ein paar Stunden wird deine Rippe wieder wie neu sein.«
    »Da wäre jeder Arzt aus dem Häuschen, wenn er das sehen würde!«
    »Allerdings«, bestätigte ihr Vater. »Deshalb werden wir um die Ärzteschaft in den nächsten Tagen einen großen Bogen machen, um uns keine unangenehmen Fragen einzuhandeln.«
    »Und erst die Antworten darauf! Stell dir das mal vor!«, rief Oksa aufgeregt. »Meine gebrochene Rippe? Ach, stimmt, ich hatte ja heute Morgen noch eine gebrochene Rippe. Aber das ist längst Schnee von gestern, wissen Sie.«
    Oksa fing an zu lachen, schnitt jedoch sofort eine Grimasse: Die Schmerzen waren nämlich noch kein Schnee von gestern. Ein paar Stunden würde sie es mit der ekligen, schleimigen blauen Schnecke auf ihrem Körper schon aushalten müssen.
    »Ja, den Ärzten sollten wir lieber aus dem Weg gehen. Die stellen sich meinetwegen schon zu viele Fragen …« Und dann berichtete Marie ihrer Tochter, dass ihr Zustand sich in einem Tempo gebessert hatte, der aller schulmedizinischen Behandlung Hohn sprach. Die Beläge auf ihren Nervenbahnen waren deutlich zurückgegangen, was die Ärzte als absolutes Wunder ansahen. Angesichts der schweren Ausfallerscheinungen ihres Körpers, deren Ursache immer noch ungeklärt war, hätte sie eigentlich nicht einmal in der Lage sein dürfen, auch nur eine Zehe zu bewegen, geschweige denn ein paar Schritte zu gehen, und sei es mit Pavels und Dragomiras Hilfe.
    »Ein Hoch auf die Wurmiculums

Weitere Kostenlose Bücher