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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Reihe …«
    Oksa richtete sich auf, obwohl sie dadurch ihre Deckung aufgab. »Ich verbiete Ihnen, so von meiner Großmutter zu sprechen!« Dann blies sie in ihr Granuk-Spuck.
    »Ah, ah, ah! Du dummes kleines Ding! Du hast noch viel zu lernen!«
    McGraw wich dem Tornaphyllon in letzter Sekunde aus, allerdings verpuffte die Wirkung nicht ganz. Aus heiterem Himmel brach plötzlich ein zwar kleiner, aber umso heftigerer Wirbelwind im Chemiesaal los, fegte entfesselt durch den Raum und warf alles um, was bisher noch verschont geblieben war. Die Blätter auf den Schülerpulten flogen durch die Gegend, die Neonröhren platzten und die Fensterscheiben zum Flur zersprangen.
    Beeindruckt von dem Chaos, das sie erzeugt hatte, suchte Oksa unter einem anderen Tisch Schutz, zerriss sich dabei jedoch die Hose an den Glasscherben auf dem Boden. Sie machte sich so klein wie möglich und legte die Hände schützend um ihren Kopf – leider einen Moment zu spät: Ein paar umherfliegende Glasscherben trafen sie im Gesicht! Sie fuhr sich mit der Hand über Stirn und Wangen. Als sie sah, dass ihre Finger voll Blut waren, stieß sie einen Schrei aus, mehr aus Schreck als vor Schmerz. Und ihr Schrecken steigerte sich gleich noch um ein Vielfaches, als sie McGraws Schatten über sich bemerkte.
    »Siehst du, ich habe es dir gesagt! Der Stärkere bin ich!«
    Er blies in sein Granuk-Spuck, und Oksa entging dem Granuk nur um Haaresbreite, indem sie wie eine Rakete in die Höhe schoss. Diesmal vergaß sie nicht, rechtzeitig vor der Decke abzubremsen. Allerdings war McGraw eine Sekunde später neben ihr! Mit zwei Meter Abstand voneinander schwebten die beiden in der Luft und belauerten sich wie Raubtiere, bereit zum Angriff.
    Plötzlich schoss ein hauchdünner, blitzartiger Lichtstrahl aus den Augen ihres verhassten Gegners. Oksa machte eine Rolle zur Seite, um dem Stromstoß zu entgehen, der hinter ihr mit einem fürchterlichen Zischen in die Wand einschlug.
    McGraw, der aufrecht auf halber Zimmerhöhe in der Luft schwebte, wiederholte seine Attacke. Oksa rettete sich mit einem wilden Zickzackspurt über die Wände, rannte daran hinauf, stieß sich wieder ab und versuchte so, den elektrischen Blitzen zu entgehen.
    Nach mehreren solcher Runden beschloss sie, ihre Taktik zu ändern, und nutzte den Schwung ihres letzten Abstoßes, um sich in die Mitte des Klassenzimmers zurückzukatapultieren.
    Da flackerte eine Erinnerung wie ein Gedankenblitz vor ihrem inneren Auge auf: Malorane in der brennenden Gläsernen Säule, verfolgt von Ocious und seinen Schergen, wie sie es durch Dragomiras Filmauge gesehen hatte. Das musste wohl der »Exzelsior«-Effekt sein!
    Sofort grätschte sie die Beine, und etwa einen Meter über dem Boden schwebend begann sie, in schwindelerregendem Tempo um ihre eigene Achse zu rotieren – ihr ganzer Körper verwandelte sich in eine Waffe. Sie spürte, wie ihr Fuß gegen etwas schlug, bremste ab, blieb aber weiter in der Luft, während sie das Ergebnis begutachtete: McGraw war von Oksa-san, dem gefürchteten menschlichen Kreisel, getroffen und bis an die hintere Wand des Klassenzimmers geschleudert worden. Da lag er nun, mit zur Seite gesacktem Kopf und geschlossenen Augen, und schien das Bewusstsein verloren zu haben.
    Doch die Atempause war nur von kurzer Dauer. Der unüberwindliche Lehrer schlug plötzlich wieder die Augen auf und hob sein Granuk-Spuck an die Lippen. Eine Viertelsekunde reichte ihm, um das winzige Kügelchen mit Blitzgeschwindigkeit auf Oksa abzuschießen.
    Oksa konnte ihm nicht mehr ausweichen, und als sie auf ihr getroffenes Knie hinunterblickte, wurde ihr klar, was sie da gerade eben abbekommen hatte: ein PUTREFACTIO! Sie würde verwesen! Ein vernichtender Schmerz streckte sie nieder, sie stürzte zu Boden und kroch Schutz suchend und unter McGraws teuflischem Lachen hinter ein umgestürztes Regal.
    Der Chemiesaal war inzwischen nur noch spärlich beleuchtet von den letzten züngelnden Flammen des Garderobenständers, dem Licht, das vom Flur hereindrang, und einer einzigen Neonröhre, die den Ansturm überlebt hatte und surrend vor sich hin flackerte. Ein erstickender giftiger Qualm, ausgelöst von den vergossenen Chemikalien, hing im ganzen Raum, und ebenso düstere wie eigenartige Gedanken schossen Oksa in ihrer Angst durch den Kopf. Ob sie ihre Mutter wohl je wiedersehen würde? Wo Gus nur blieb? Und ihr Vater? Warum waren sie denn noch immer nicht da? Hatte Mortimer ihnen womöglich den Zugang zum

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