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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten. Jetzt haben wir Sie aber wirklich lange genug aufgehalten.«
    »Keine Ursache, nicht im Geringsten, meine Herren«, antwortete Dragomira mit einem herzlichen Lächeln. »Es tut uns leid, dass wir Ihnen nicht behilflich sein konnten.«
    »Ganz im Gegenteil, Frau Pollock. Die Informationen, die Sie uns geliefert haben, bringen uns auf eine ungeahnte neue Fährte. Wir sind Ihnen sehr verbunden.«
    Oksa und Gus schauten sich mit großen Augen an.
    »Deine Großmutter ist der Wahnsinn«, murmelte Gus, während Dragomira die beiden Polizisten hinausbegleitete.
    »Ich weiß«, sagte Oksa amüsiert. »So sind wir eben.«
    »Wir waren auf derselben Wellenlänge, Oksa und ich«, bestätigte jetzt Dragomira, die die Polizisten inzwischen verabschiedet hatte. »Ich glaube, die Feen waren mit uns.«
    »Glaubst du, dass sie was damit zu tun haben?«, fragte Oksa neugierig.
    »Nein, nein, das ist nur so eine Redensart aus Edefia, meine Duschka«, erklärte ihre Großmutter lachend.
    »Aber jetzt wüsste ich doch zu gern, auf welche rätselhafte Fährte du die beiden armen Polizisten gebracht hast, Mutter«, sagte Pavel.
    »Oh, das ist ganz einfach. Ihr erinnert euch doch, dass Gus und Oksa überzeugt waren, McGraw wäre ein Geheimagent? Diese Theorie habe ich aufgegriffen und den beiden Polizisten folgende Erklärung unauslöschlich ins Gedächtnis geflüstert: Peter Carter war gar kein Journalist, das war nur seine Tarnung. In Wirklichkeit war er ein Agent des russischen Geheimdienstes FSB – das war früher der KGB – und hatte den Auftrag, russische Dissidenten im Westen aufzuspüren … Wie ihr alle wisst, war mein Mann, mein geliebter Wladimir, ein großer Schamane. Als die russischen Behörden damals von seinen Fähigkeiten erfuhren, stuften sie ihn als systemgefährdend ein. Er wurde wegen seiner angeblich subversiven Ansichten in einen russischen Gulag verbannt. Wenige Tage später kam er bei einem Fluchtversuch ums Leben. Und all das ist leider nicht erfunden.«
    Dragomira schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um die schlimmen Erinnerungen zu verscheuchen.
    »Nach diesem Mord sind Abakum, Pavel und ich dank Leomidos Hilfe aus der Sowjetunion geflohen. Seither gelten wir dort als Regimefeinde. Ich habe den Polizisten eingeredet, dass Lucas Williams in Wirklichkeit Luka Wilenkow war, ein großer russischer Biologe, der ebenfalls aus politischen Gründen geflohen war. In England hat er sich dann den Namen Lucas Williams gegeben und sich als Mathematiklehrer an der St.-Proximus-Schule einstellen lassen. Vor einigen Monaten habe er uns kontaktiert und uns aufgefordert, uns einer Gruppe von Dissidenten anzuschließen, die einen Staatsstreich gegen den russischen Präsidenten plant. Sein wichtigster Trumpf sei eine Substanz, eine tödliche biologische Waffe, gewesen, die er selbst in aller Heimlichkeit hergestellt habe.«
    »Der Pulmonis!«, rief Oksa.
    »Genau«, bestätigte Dragomira. »Den Rest könnt ihr euch leicht vorstellen. Peter Carter ist auf die Spur von Lucas Williams gestoßen und damit auch auf unsere. Er hat Williams mit dessen eigener biologischer Waffe getötet, bevor er selbst von einem anderen Dissidenten aus der Gruppe um Williams umgebracht wurde. Einer Gruppe, zu der selbstverständlich kein Pollock auch nur die geringste Verbindung hat. Weil sich die Pollocks nämlich seit ihrer Flucht aus der Sowjetunion von jeglicher Politik fernhalten. Kurzum, die ganze Angelegenheit ist von jetzt an aus Sicht der Polizei eine finstere Racheaktion unter russischen Agenten, und wir hoffen selbstverständlich auf die größte Diskretion seitens der britischen Behörden, damit unsere Sicherheit gewährleistet bleibt – schließlich haben wir schon genug gelitten, nicht wahr?«
    Mit dieser rhetorischen Frage kam Dragomira zum Schluss und schaute mit einem zufriedenen Lächeln in die Gesichter der um sie herum Sitzenden.
    »Baba, du bist einfach genial!«, rief Oksa. Ihre Wangen waren vor Erregung gerötet. »Lucas Williams und Peter Carter russische Agenten! Du hast wirklich eine unglaubliche Fantasie. Du solltest Romane schreiben!«
    »Bravo, Dragomira! Du bist kein bisschen aus der Übung gekommen«, beglückwünschte sie auch Pierre Bellanger. »Ich bin ja selbst fast überzeugt von dieser Theorie.«
    »Das ist wirklich klasse!«, sagte Gus voller Bewunderung. »Es erinnert mich an diese Todesfälle, die vergifteten russischen Spione,

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