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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Heilkräuterhandel geführt, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Dragomira wahrheitsgemäß und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Diese Unterlagen enthielten außerdem höchst seltsame Informationen über einen gewissen Petrus Prokopius, seines Zeichens Kunsthändler, der vor zwei Jahren bei der Ausübung seiner Tätigkeit in den USA niedergeschossen wurde. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Nein, nicht, dass ich wüsste …«, antwortete Dragomira und kramte dabei unbemerkt in den Falten ihres Rocks. »Aber welchen Zusammenhang gibt es zu dem Mathematiklehrer? Wie sagten Sie gleich, hieß er? Williams?«
    »Lucas Williams, richtig. Nun, wir haben Grund zu der Annahme, dass Ihre Familie – oder zumindest einzelne Mitglieder Ihrer Familie – mit der Ermordung dieser beiden Personen zu tun haben, ebenso wie mit dem Verschwinden von Madame Crèvecœur, einer Lehrerin an der St.-Proximus-Schule«, sagte der Polizist ungerührt und beobachtete dabei scharf jeden Einzelnen der Anwesenden.
    »Aber Madame Crèvecœur ist doch wieder aufgetaucht!«, rief Oksa empört.
    »In der Tat, das ist sie«, gab der Polizist zurück. »Doch diesem Auftauchen haften einige Rätsel an. Mal abgesehen davon, dass die Unglückliche, wie du sicher weißt, schwere psychische Schäden davongetragen hat. Um es noch einmal zusammenzufassen: Ihre Familie scheint der Verbindungspunkt zwischen all diesen Fällen zu sein, und wir sind hier, um uns mehr Klarheit darüber zu verschaffen. Der Mord an Lucas Williams ereignete sich nur drei Tage nach Ihrem Umzug nach England, und Peter Carter ist Ihnen bis nach London gefolgt, wo ihn einen Monat später dasselbe Schicksal ereilte wie Williams. – Aber was machen Sie denn da, Frau Pollock?«, rief er plötzlich und sprang auf. »Ich verlange, dass Sie sofort …«
    Dem Polizisten blieb keine Zeit, seinen Satz zu vollenden. Er und sein Kollege landeten mit einem Plumps wieder auf dem Sofa. Ihre Augen waren weit aufgerissen und auf Dragomira gerichtet, die gerade in ihr Granuk-Spuck geblasen hatte.
    »Bravo, Baba!«, rief Oksa aufgeregt. »Das war fünf vor zwölf! Sie haben alles rausbekommen!«
    »Ja«, gab die Baba Pollock zu. »Wir stecken richtig in der Klemme. Aber beeilen wir uns, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Was hast du gemacht?«, fragte Marie entsetzt, die Hand vor dem Mund.
    »Keine Sorge, Marie«, beruhigte Pierre sie. »Ich nehme an, Dragomira hat ihnen ein Gedächtnisradiergranuk verabreicht.«
    »Stimmt genau«, bestätigte Dragomira. »Und jetzt müssen wir die beiden Herren davon überzeugen, dass wir mit diesen Angelegenheiten nicht das Geringste zu tun haben.«
    »Und wie machen wir das, Baba?«, fragte Oksa fasziniert. Sie war ganz aus dem Häuschen darüber, dass es möglich sein sollte, die Gedanken der Polizisten zu manipulieren.
    Dragomira nahm den Kopf des einen Polizisten in die Hände, blickte ihm in die Augen und murmelte in rasender Geschwindigkeit etwas vor sich hin, was keiner der Anwesenden verstehen konnte. Aus ihrem Mund kam ein feiner bläulicher Rauchfaden, wanderte zu einem Ohr des reglosen Mannes, drang in seine Ohrmuschel ein, kam wenig später aus dem anderen Ohr wieder heraus und verflüchtigte sich in der Luft.
    »Was ist denn das jetzt?«, fragte Gus stammelnd.
    »Dragomira hat die Gabe des Gedankenflüsterns«, erklärte ihm sein Vater leise.
    »Darf ich raten?«, fragte Oksa. »Das ist bestimmt so eine Art Hypnose, oder? Baba flüstert diesen Männern gerade ein, dass wir absolut nichts mit dem zu tun haben, was Lucas Williams und Peter Carter zugestoßen ist.«
    »Du vergisst Madame Crèvecœur«, setzte Gus hinzu. »Das ist allmählich eine ziemlich lange Liste …«
    Währenddessen hatte Dragomira die Prozedur auch an dem zweiten Polizisten vorgenommen. »Schnell!«, warnte sie dann die anderen. »Sie kommen gleich zu sich. Alle wieder auf ihre Plätze!«
    Die beiden Polizisten auf dem Sofa stöhnten leise und wackelten leicht mit dem Kopf. Dragomira setzte ihr Granuk-Spuck an die Lippen und sprach mit leiser Stimme:
    Mit Granuk-Kraft
    Ergieß deinen Saft!
    Gelöscht seien die Gedächtnisorte.
    Erinnre dich an meine Flüsterworte!
    Sie nahm die Polizisten ins Visier und blies zweimal hintereinander in ihr Granuk-Spuck. Sofort nahmen die beiden Männer das Gespräch an der Stelle wieder auf, wo es unterbrochen worden war. Oder, besser gesagt, an der Stelle, die Dragomira vorgesehen hatte.
    »Gut«, sagte der eine Polizist und erhob sich. »Vielen

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