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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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letzten Jahren seines Lebens assistiert hatte, im Untergrund eine Geheimgesellschaft, den Geheimbund der Mauerwandler, deren Tradition sich von da an fortsetzte. Der Geheimbund traf sich im Schatten eines unterirdischen Gangs im Grellen Land und versammelte dort die größten Chemiker Edefias, alle in langen Mänteln und mit schwarzen Masken, die nur ihre Augen freiließen – Chemiker, die zu Alchemisten geworden waren, um ihr gemeinsames Ziel voranzutreiben. Sie alle trieb der eine brennende Wunsch an, den Lichtmantel Edefias zu passieren.
    Aber um auf deine Frage zu antworten, Oksa, was dieses Fläschchen betrifft, das Temistokeles erhielt: Dazu muss man wissen, dass Coxo Hunderte von Selbstversuchen durchgeführt hatte, die mit der Zeit sein Erbgut ziemlich veränderten. Und wenn ich dir sage, dass Coxo der Vater der menschlichen Metamorphose ist, dann wird dir sicherlich klar, weshalb das kleine Fläschchen so besonders wertvoll war.«
    Naftali hielt inne und eine gespannte Stille senkte sich über die Runde.
    »Das ist … unglaublich«, stammelte Oksa, die wie immer am schnellsten reagierte. »Wenn ich das also richtig verstanden habe, dann benutzen die Mauerwandler den schwarzen Nasenschleim der Schnüffler, um durch Mauern zu gehen. Aber nur Temistokeles ist die Metamorphose gelungen, weil er den Schleim von Coxo hatte, oder?«
    »Ganz genau, Oksa«, antwortete Naftali, sichtlich nervös angesichts der Spannung, die seine Erzählung bei den anderen auslöste.
    »Naftali, einige unter uns kennen die Geschichte der Mauerwandler in Grundzügen«, schaltete sich jetzt Abakum in ernstem Ton ein. »Aber ich glaube weder, dass sich dieser Teil deiner Erzählung in den Archiven Edefias befindet, noch, dass er sonst irgendwo niedergeschrieben ist. Daher meine Frage, und bitte nimm sie mir nicht übel: Woher weißt du das alles?«
    »Ich weiß, dass die Mauerwandler Gegenstand zahlreicher Gerüchte waren und sind, und eure Reaktionen, als ich vorhin dieses Wort aussprach, bestätigen nur, dass einige von euch mehr über dieses Thema wissen, als sie vielleicht zugeben wollen. Allerdings konnte keiner von euch über die Einzelheiten Bescheid wissen, die ich euch jetzt erzählt habe … denn … ich habe sie von meiner Mutter … einer ehemaligen Mauerwandlerin.«
    »Soll das heißen …?« Dragomira war so fassungslos, dass sie nicht wagte, ihre begonnene Frage ganz auszusprechen.
    Naftali richtete seine grünen Augen auf Dragomira und antwortete mit fester Stimme: »Ja, Dragomira. So schwer es mir fällt, dies zu sagen: Meine Mutter war eine Mauerwandlerin.«
    Dragomira stieß einen Schrei aus und alle schauten Naftali mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Entsetzen an. Auf dem Gesicht des großen Schweden lag ein Ausdruck von tiefer Traurigkeit.
    »Meine Mutter war Chemikerin«, fuhr er tapfer fort. »Eines Tages wurde sie von den Mauerwandlern kontaktiert und trat in den Geheimbund ein. Was sie lockte, war der Gedanke, eines Tages Edefia verlassen zu können. Sie trank das Elixier und führte zusammen mit den anderen Mitgliedern des Geheimbunds die Forschungen fort, die seit Temistokeles unternommen worden waren. Mit der Zeit ertrug meine Mutter aber die Grausamkeit der Mauerwandler und ihre Verbindung zu den Durchscheinenden nicht länger. Sie verließ den Geheimbund, und ihr wurde angedroht, dass ihre ganze Familie massakriert würde, falls sie auch nur ein Wort über die Arbeit des Bundes nach außen dringen ließe. Leider tat sie diesen Schritt erst nach meiner Geburt …«
    »Warum leider?«, fragte Tugdual erregt.
    »Wegen der DNA, oder nicht?«, warf Oksa ein.
    »Genau, wegen der DNA«, bestätigte Naftali düster. »Wenn dieses Elixier einmal getrunken wurde, dann überträgt es sich von Generation zu Generation.«
    »Warte mal«, unterbrach ihn Tugdual. »Willst du damit sagen, dass du selbst ein Mauerwandler bist?«
    Auf allen Gesichtern war Bestürzung zu lesen. Abakum schloss die Augen, als wolle er vor seinen eigenen Gedanken Zuflucht suchen, und Dragomira barg das Gesicht in den Händen.
    »In meinem Blut befindet sich in der Tat das Gen der Mauerwandler«, gab Naftali zurück. »Und glaubt mir, ich bedaure das zutiefst.«
    »Dann bin ich also auch ein Mauerwandler!«, rief Tugdual und richtete sich mit glänzenden Augen in seinem Sessel auf. »Der WAHNSINN!«
    »Ja«, gab Naftali bedrückt zu. »Wie alle Nachkommen von Mitgliedern des Geheimbunds besitzt auch du das Gen der

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