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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Mauerwandler.«
    »Lieber Himmel!«, entfuhr es Dragomira. »Aber sei versichert, mein Freund, dass keiner unter uns dir die Fehler deiner Vorfahren zum Vorwurf machen wird. Du bist vor allem einer von uns Rette-sich-wer-kann, niemand wird das bestreiten. Du hast deine Loyalität in all diesen Jahren ausreichend bewiesen.«
    »Danke, Dragomira«, murmelte Naftali, sichtlich bewegt von den Worten der Baba Pollock.
    »Aber du sagtest anfangs, dass du uns etwas in Bezug auf Orthon mitteilen wolltest«, fuhr Dragomira beunruhigt fort. »Was hat diese ganze Geschichte mit ihm zu tun?«
    »Der Zusammenhang, liebe Dragomira, ist, dass der letzte Meister der Mauerwandler kein anderer war als Ocious. Orthon ist daher auch ein Mauerwandler. Und er ist vor allem ein Nachfahre von Temistokeles, dem Begründer und Erfinder der menschlichen Metamorphose.«

Herz oder Pik?
    K
urz darauf zogen sich Oksa und Gus zurück und ließen die Erwachsenen allein im Wohnzimmer weiterdiskutieren. Beide hatten den Kopf so übervoll von den neuen, unglaublichen Erkenntnissen dieses Tages, dass die Worte nur so aus ihnen heraussprudelten.
    »Ich weiß nicht, worüber ich mich mehr wundern soll«, sagte Gus, der es sich auf Oksas Bett bequem gemacht hatte. »Über den Gedächtnisradiergummi, das Gedankenflüstern, die Perlen der Langlebigkeit, die Durchscheinenden Schnüffler, die Mauerwandler … da hat man die Qual der Wahl.«
    Oksa machte gerade ein paar Karateübungen. Sie bewegte langsam die ausgestreckten Arme vor sich und drehte dabei den Körper um die eigene Achse.
    »Was du nicht sagst!«, murmelte sie mit zusammengekniffenen Augen.
    »Kann ich reinkommen?« Tugdual streckte den Kopf zur Tür herein und betrachtete Oksa neugierig. »Was treibst du denn da, verehrte Kleine Huldvolle?«, fragte er grinsend.
    Statt einer Antwort fingierte sie einen Angriff auf ihn, indem sie plötzlich ein Bein in seine Richtung stieß. Tugdual wich der Attacke aus und zwinkerte Oksa zu, was ihr einen überraschten Blick abrang. Dann gesellte er sich zu Gus aufs Bett.
    »Und? Was sagt ihr beide zu diesem Tag?«, fragte er. »Unglaublich, oder?«
    Oksa ließ sich auf ihren großen Sitzsack fallen und betrachtete die beiden Jungen, während sie geistesabwesend den Saum ihres T-Shirts um ihren Zeigefinger wickelte: Gus, ihr Freund, seit sie denken konnte, voller Qualitäten und Komplexe, ihr unverzichtbarer Kamerad und Begleiter; und direkt neben ihm Tugdual, dieser seltsame, düstere und faszinierende Junge, bei dem ihr Herz jedes Mal, wenn sie ihn sah, einen Sprung machte …
    »Das haben wir uns auch gerade gesagt«, bemerkte Gus einsilbig, jedoch mit leicht aggressivem Unterton.
    Oksa war es, als explodierte in ihrem Innern eine Giftbombe, als sie Gus in diesem Ton reden hörte.
    Tugdual stützte sich auf dem Ellbogen ab und betrachtete sie aus seinen stahlblauen Augen. »Was mich komplett umgehauen hat, war der Plemplem«, sagte er. »Wenn man sich vorstellt, dass er die ganze Zeit über wusste, wo Edefia zu finden ist! In puncto Verschwiegenheit ist er wirklich unschlagbar.«
    »Was das angeht, ist dein Großvater aber auch nicht gerade von schlechten Eltern«, bemerkte Gus. »Über fünfzig Jahre mit seiner Herkunft hinterm Berg zu halten, das ist schon mehr als Verschwiegenheit!«
    »Och, weißt du, jeder verschweigt eben, was er zu verschweigen hat«, erwiderte Tugdual kryptisch.
    »Was soll das jetzt heißen?«, fragte Gus argwöhnisch.
    »Glaubst du vielleicht, deine Eltern hätten dir von ihrer Vergangenheit erzählt, wenn Oksa nicht das Mal bekommen hätte?«, erwiderte Tugdual kühl.
    Autsch! Also, das hatte wehgetan, sagte sich Oksa. In Schutz nehmen konnte sie Gus allerdings nicht, er hatte es selbst herausgefordert. Aber was war bloß in ihn gefahren? Das war doch sonst nicht seine Art.
    Immer noch auf Oksas Bett liegend, schoss er ohne Zögern zurück. »Das ist jedenfalls auch nicht schlimmer, als haufenweise Goranovs zu opfern und die Hormone von unzähligen Leuten im Blut zu haben, deren Leben man kaputtgemacht hat«, murmelte er bissig. »Was die Familiengeheimnisse angeht, dürften wir also quitt sein.«
    »Nun ja«, sagte Tugdual mit einem Seufzer, »ich glaube nicht, dass es irgendjemanden auf der Welt gibt, der Herr über seine Herkunft wäre. Und du, Kleine Huldvolle? Was denkst du über das Ganze?«
    »Ich?«
    Oksa spürte, wie ihr vor lauter Verwirrung am ganzen Körper heiß wurde, einschließlich ihrer Wangen, die knallrot

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