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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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anliefen. Sie kam sich wie eine totale Idiotin vor, genau wie an dem Tag, als sie sich mit Tugdual auf dem Friedhof unterhalten hatte. Was für ein Horror! Sie musste sich unbedingt wieder in den Griff bekommen.
    »Ich glaube, der Plemplem weiß viel mehr, als er zugeben möchte«, sagte sie mit fester Stimme, trotz ihrer Erregung. »Aber ich vertraue ihm, weil ich glaube, dass er besser als irgendjemand sonst weiß, wann der richtige Moment ist, um sein Geheimnis zu lüften. Und der Beweis dafür: Er wird nichts über die Position von Edefia verraten, solange wir nicht bereit sind.«
    »Da hast du bestimmt recht«, gab Tugdual zu. »Aber wenn er stirbt, was machen wir dann?«
    Oksa rutschte ein nervöses Glucksen heraus. »Du hast vielleicht Nerven! Wie kommst du denn darauf, dass er sterben sollte?«
    »Das glaube ich ja gar nicht«, sagte Tugdual amüsiert. »Ich will dich bloß ein wenig ärgern.«
    »Einen eigentümlichen Humor hast du«, warf Gus mürrisch ein.
    »Jedenfalls haben diese ganzen Enthüllungen den Vorteil, dass die Rette-sich-wer-kann Orthon nun wirklich ernst nehmen. Ich habe den Eindruck, dass ihn alle ziemlich unterschätzt haben.«
    »Allen voran ich«, gestand Oksa. »Glaubt ihr tatsächlich, dass er die Metamorphose beherrscht?«
    »Das wäre allerdings echt fies«, sagte Gus.
    »Finde ich auch«, sagte Tugdual. »Damit hätte er einen Riesenvorteil uns gegenüber. Ich habe gerade mit meinem Großvater darüber gesprochen.«
    »Und was meint er?«, unterbrach ihn Oksa und zupfte an der Naht ihres Sitzsacks herum.
    »Er glaubt, dass der Prozess der Metamorphose seit Temistokeles an Wirkung verloren hat. Aber wer weiß das schon? Bei Orthon muss man sich, wie ich schon mal sagte, auf alles gefasst machen. Vor allem auf das Schlimmste.«
    »Danke für die beruhigenden Worte.« Gus konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.
    »Gern geschehen, ist doch ganz normal«, erwiderte Tugdual mit einem frechen Grinsen.
    Der Waffenstillstand zwischen Gus und Tugdual hatte nicht gerade lange angehalten.
    »Und, Tugdual?«, sagte Oksa, um ihren Aufruhr an Gefühlen zu vertuschen. »Wie fühlt man sich denn so als Mauerwandler?«
    »Im Augenblick fühle ich gar nichts«, gestand der junge Mann. »Mein Großvater hat mir eben gerade in der Küche eine Riesenüberraschung serviert. Ich habe versucht, durch eine Mauer zu gehen, und mich an Ort und Stelle blamiert.«
    »Wieso?«, fragte Oksa.
    »Weil ich mir nur die Nase an der Wand angeschlagen habe.«
    »Dann bist du also gar kein Mauerwandler«, stellte Gus provokant fest.
    »Doch«, widersprach Tugdual, »aber ich muss es üben. Oksa kann dir bestimmt ein Lied davon singen: Die Gaben sind die eine Sache, aber ohne Vorbereitung ist es, als ob man alle Zutaten hat und kein Rezept. Also werde ich tüchtig arbeiten und in einiger Zeit reden wir weiter.«
    »Na, da bin ich gespannt«, sagte Oksa.
    »Ich auch, Kleine Huldvolle. Ich auch.« Mit diesen Worten streckte er sich einmal kräftig und stand auf, um zu gehen. »Also, ich lass euch beide dann mal allein. Bis später.«
    »Tschüs, Tugdual«, sagte Oksa.
    Gus hingegen schwieg trotzig, bis die Schritte des jungen Mannes im Treppenhaus verklungen waren.
    »Kleine Huldvolle«, murmelte er und ballte die Fäuste. »Wie ich es hasse, wenn er das sagt!«
    »Mir gefällt es«, murmelte Oksa mit versonnenem Blick.

Eine Einladung gespickt mit Gefahren
    A
ber was ist denn los, liebe Plemplems? Ihr habt ja eine ganz eigenartige Farbe!«
    Oksa war eben von der Schule nach Hause gekommen. Ihr Vater, der sie abgeholt hatte, war sofort wieder ins Restaurant aufgebrochen. Ihre Mutter schlief unten im Wohnzimmer, den Rollstuhl und das Telefon griffbereit neben sich. Ihr Gesicht sah abgespannt aus, und so hatte Oksa sie nicht wecken wollen. Stattdessen war sie auf Zehenspitzen in die Diele hinausgeschlichen, um zu ihrer Großmutter hinaufzugehen. Dort hatte sie die Plemplems in einem Zustand hellster Aufregung angetroffen – die nahezu farblose Haut der Geschöpfe war ein untrügliches Anzeichen dafür. Dazu rotierten ihre geröteten großen Kulleraugen auch noch wie wild in den Höhlen. Die Plempline versuchte, etwas zu sagen, geriet ins Torkeln und brachte nur ein unverständliches Wortgestammel hervor. Schließlich sank sie ohnmächtig auf dem Teppich zusammen. Der Getorix, der sonst keine Gelegenheit für eine freche Bemerkung ausließ, kam ohne einen Kommentar herbeigestürzt, um ihr Erste Hilfe zu leisten.
    Oksa

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